Isle of Skye: Wandern in der schottischen Wildnis
Foto: Patrick Oltrogge
von Patrick Oltrogge
Patrick Oltrogge war eine Woche lang mit Rucksack und Zelt auf der Isle of Skye vor der Westküste Schottlands unterwegs. Uns hat er von seinem wilden Abenteuer erzählt.
Die Isle of Skye: zusammen mit den äußeren Hebriden bildet sie den letzten Schutzwall Europas vor der rauen und stürmischen See des offenen Atlantiks. Ähnlich ungestüm war das Wetter zu Anfang meiner Trekkingtour: Dauerregen, Sturm, Nebelfelder, Schneesturm. Glücklicherweise lösten bald schon hochsommerliche Temperaturen das Schlechtwetter ab.
Ich war überwältigt von der schier endlos scheinenden Weite der Landschaft: Ich versuchte zuweilen vergeblich, den nächsten Zaun der kilometerlangen Weideflächen zu erspähen. So gemütlich die flachen Grasebenen und Straßen der Lowlands zum Gehen auch sind, ich war doch froh, als es endlich ins Gelände ging. Unweit des kleinen Ortes Flodigarry folgte ich einem schlammigen Pfad in Richtung Quiraing Massiv. Mein Zelt baute ich bei strömendem Regen inmitten von mannshohen Felsbrocken auf – mit Blick auf die unwirkliche Wand des Quiraing Massivs.
Am nächsten Tag konnte ich sie bereits sehen: die weglosen Highlands, die mich fortan in ihren Bann ziehen sollten. Meine Route glich über weite Strecken dem Skye-Trail und doch konnte ich keine Wege oder Trampelpfade mehr entdecken. Vermutlich erfreut sich der Trail im Winter und Frühjahr noch keiner allzu großen Beliebtheit und somit taufte ich das Terrain kurzerhand „Wildland“.
Unterwegs im weglosen Hinterland
Nach der vierten stürmischen Nacht im Zelt, traute ich meinen Augen kaum. Einfach überall lag Schnee. An weitere Gipfeltouren war für mich nicht mehr zu denken und somit begann meine abenteuerliche Rutschpartie zurück ins Tal. Mir wurde klar: Beständig ist auf der Isle of Skye vor allem die Unbeständigkeit. Ich würde gar von zwei Klimazonen sprechen, denn nach nur wenigen Kilometern fand ich mich in einer saftig grünen Hügellandschaft wieder. Trotz geänderter Route (und dank einer Mitfahrgelegenheit) erreichte ich mein Tagesziel, die Hauptstadt Portree.
Nach der bislang ruhigsten Nacht an einer kleinen Bucht setzte ich meinen Weg in Richtung Cuillin Hills fort. Hier zu wandern und wild zu zelten war ein ganz besonderes Erlebnis, an das ich mich bestimmt noch sehr lange erinnern werde. Trotz schmerzender Knöchelentzündung setzte ich meinen Weg fort, denn Umkehren war zu keinem Zeitpunkt eine Option für mich. Noch dazu, wo das Wetter inzwischen nahezu kaiserlich geworden war.
Von den Unwettern der letzten Tage zeugten nur noch die unterspülten Busch- und Graslandschaften zwischen den Felswänden.
Die Cuillins hinter mir gelassen, erhob sich ein wirklich einzigartiges Panorama. Durch die Entzündung entschleunigt, wanderte ich den Camasunary Kieselstrand entlang und fand mich schließlich am Anfang des rund 5 km langen Klippenpfads wieder, der direkt in den nächstgelegenen Ort führte: nach Elgol.
In Elgol angekommen, beendete ich nach sieben Tagen Wanderung und sechs Nächten Wildzelten meine Tour und fuhr mit dem Bus nach Broadford. Rückblickend betrachtet war es die richtige Entscheidung, die Tour nicht abzubrechen. Auch wenn mein Tribut in einem stark geschwollenen Knöchel bestand: Viele wunderbare Augenblicke und tolle Aussichten hätte ich verpasst. Für mich steht fest: Ich werde Schottland definitiv wieder besuchen.
INFOS & ADRESSEN: ISLE OF SKYE, SCHOTTLAND
Beste Reisezeit: Das Wetter in Schottland ist zwar bekanntlich sehr wechselhaft, im Mai regnet es aber (zumindest statistisch) am wenigsten.
Ankommen
- Mit der KLM von Hannover via Amsterdam nach Glasgow (Flugzeit: 2 h 30).
- Weiterfahrt von Glasgow mit dem CityLink Fernbus 915 oder 916.
Unterkommen: Pensionen/Hotels/B&Bs sind in Glasgow und auf der gesamten Insel Skye nicht besonders günstig. Wildzelten dagegen kostet nichts und ist prinzipiell überall erlaubt. Man sollte freilich auf entsprechende Verbotsschilder achten.
Auch kommt es vor, dass man morgens von einer Schafherde überrascht wird, die neugierig ums Zelt herumläuft. Es ist insbesondere in den Hochebenen nicht immer sofort ersichtlich, ob man sich nun auf Weideland befindet oder nicht. Sonst gilt aber wie überall: Müll mitnehmen, nichts kaputt machen oder abfackeln, keine Tiere ärgern.
Hier geht es zu Patricks Blog: Patrick in Schottland
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