Bergberuf: Bergführer
Foto: argonaut.pro
von Peter Plattner
In der Serie „Alpine Berufsbilder“ stellen wir Tätigkeiten vor, mit denen Mann und Frau im Gebirge ihren Lebensunterhalt verdienen. Peter Plattner stellt uns seinen eigenen Beruf vor: den des Bergführers.
Was ist ein Bergführer?
Irgendwann im 18. Jahrhundert beschlossen zunächst Wissenschaftler und später dann das europäische Bürgertum – allen voran die naturbegeisterten Briten –, dass es eine tolle Idee wäre auf die Gipfel der Alpen zu steigen. Dazu waren sie allerdings auf die Hilfe von ortskundigen Trägern und Führern angewiesen, welche um die Aufstiegsmöglichkeiten und Gefahren wussten. Die einheimische Bergbevölkerung kannte das Gebirge von ihrer täglichen harten Arbeit und so fanden sich schnell überall Männer, welche die „Herrschaften“ auf deren Wunschgipfel führten. Die entsprechende Bezahlung wurde für viele bald ein wichtiges Zusatzeinkommen und mit dem steigenden Alpentourismus begann sich das Bergführerwesen als eigener Berufszweig zu entwickeln. Beispielsweise wurde der Bergführerverein Heiligenblut 1870 gegründet und bereits ein Jahr zuvor der Bergführerverein Kals.
Die Bergführerverbände von Österreich, Italien (mit Aostatal), Frankreich und der Schweiz gründeten 1965 die Internationale Vereinigung der Bergführerverbände (IVBV/UIAGM/IFMGA). Die IVBV hat inzwischen 26 Mitgliedsländer – von Neuseeland über Bolivien bis Nepal – mit über 6.000 Bergführerinnen und Bergführern. Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem die Festlegung eines einheitlichen, international anerkannten Ausbildungsstandards, die Vertretung des Berufs auf globaler Ebene sowie gegenüber von Behörden und das Lobbying für den freien Berufsverkehr.
Heute ist der Berg- und Skiführer aufgrund seiner umfangreichen und hochwertigen Ausbildung ein Experte in allen Bereichen des Alpinismus, der zum erwerbsmäßigen Führen und Begleiten von Personen bei Berg- und Skitouren befugt ist.
Wie erkenne ich einen Bergführer?
Jeder autorisierte Bergführer hat bei seiner Arbeit immer einen entsprechenden Ausweis mit der aktuellen Jahresmarke seines nationalen – und meist auch des internationalen Verbands – dabei. Daneben trägt er oft das Abzeichen des IVBV oder seines nationalen Verbands.
Was macht ein Bergführer?
Nach seiner Ausbildung kann der Bergführer der klassischen Führungstätigkeit nachgehen oder sich weiter spezialisieren. Wer hauptberuflich als Bergführer leben möchte, wird zunächst für Alpinschulen abeiten und dabei vor allem beliebte Berg-, Kletter-, Hoch- und Skitouren in den Ost- und Westalpen führen. Hierbei kann er sein Können unter Beweis stellen und seine Fähigkeiten weiter entwickeln. Manche Bergführer tun sich dann zusammen und gründen ihre eigene Alpinschule, um dort ihre persönlichen Ideen umzusetzen. Viele bleiben aber auch Einzelkämpfer und konzentrieren sich auf Privatführungen.
Je nach Können, Engagement, weiteren Qualifikationen und Vorliebe finden einige Bergführer ihr Spezialgebiet: vom Führen und Leiten von Expeditionen über Unternehmungen mit Kindern und Jugendlichen bis hin zu Ausbildungskursen für Endverbraucher und Multiplikatoren und dem Begehen schwierigster Nordwände mit einem Klienten ist alles möglich. Daneben ist die Qualifikation als Bergführer oft notwendige oder gewünschte Grundlage für andere Berufe im alpinen Umfeld, etwa als Lawinensprenger, Rettungssanitäter, Sachverständiger oder Reisebürobetreiber.
Was macht ein Bergführer nicht?
Lustig klettern und zum eigenen Vergnügen freeriden gehen, dabei sein Eigenkönnen verbessern und die Berge der Welt sehen, wobei das alles nicht nur bezahlt wird, sondern auch noch Geld übrig bleibt. Tatsächlich ist das Bergführen ein mitunter harter Outdoor-Job, der bei allen schönen Seiten aber auch immer risikobehaftet ist.
Wie wird man Bergführer?
Um sich in seinem (Bundes)-Land als Berg- und Skiführer autorisieren zu lassen, muss man neben dem entsprechenden Hauptwohnsitz, einem tadellosen Leumund, einer Haftpflichtversicherung und weiteren Formalitäten auch eine entsprechende Ausbildung nachweisen können. Diese wird nach den Richtlinien der IVBV von den (Bundes)-Ländern angeboten und dauert circa drei Jahre. In Österreich etwa haben alle Bundesländer die Ausbildung zentral an den Verband der Österreichischen Berg- und Schiführer übertragen, welche diese gemeinsam mit der Bundessportakademie Innsbruck durchführt. In Deutschland wird die Ausbildung vom Verband deutscher Berg- und Skiführer gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus organisiert und unter Aufsicht der Technischen Universität München durchgeführt.
- Informationen zur Ausbildung in der Schweiz: Schweizer Bergführerverband.
- Informationen zur Ausbildung in Südtirol: Verband der Südtiroler Berg- und Skiführer.
Die Bergführerausbildung setzt voraus, dass die Teilnehmer fertige Allroundbergsteiger sind, die sich in allen Spielformen des Bergsteigens auf einem hohen Niveau bewegen und umfassende alpine Erfahrung besitzen. Dementsprechend hoch ist dann teilweise auch die Durchfallquote bei den Aufnahmeprüfungen. Manche Bergführer haben mehrmals „antreten“ müssen, um sich zu qualifizieren. Für ernsthaft engagierte junge Alpinisten und Alpinistinnen sollten die Aufnahmekriterien aber zu schaffen sein. Die Kosten für Ausbildung, Unterkunft und Unterlagen schwanken von Land zu Land, summieren sich aber auf alle Fälle auf über 10.000 €.
Was verdient ein Bergführer?
Das Honorar eines Bergführers ist abhängig von Tätigkeit, Anstellungsverhältnis und „Marktwert“. Der in Österreich momentan empfohlene Tagessatz von 320 € (netto/Tag) ist als Richtwert zu verstehen. Je nach Gruppengröße und Schwierigkeit der Tour erhöht sich dieser oder wird jeweils individuell vereinbart.
Und was ist eigentlich mit Bergführerinnen?
Was soll mit ihnen sein? Klar gibt es sie – und verdammt gute noch dazu!
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