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David Lama: Über Trends

• 2. Mai 2019
2 Min. Lesezeit
von David Lama

Nicht nur in der Mode und der Industrie gibt es Trends, sondern auch beim Bergsteigen. Manche prägen den Lauf der Geschichte. David Lama über ihren oftmals gefährlichen Einfluss auf den persönlichen Kletterstil (erschienen im Bergwelten Magazin August/September 2015).

David Lama klettert "Avaatara", ein Sinkloch im Libanon
Foto: Corey Rich/Red Bull Content Pool
David Lama klettert "Avaatara", ein Sinkloch im Libanon
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Die Geschichte des Bergsteigens zeigt, dass Trends immer wieder den Stil der jeweiligen Protagonisten maßgeblich beeinflusst haben. Ob es mir passt oder nicht, auch ich sehe mich ständig mit neuen Trends konfrontiert. Mich beschäftigt vor allem, wie sie meinen persönlichen Zugang zu den Bergen verändern. 

Während die Gipfel in den Alpen und im Himalaya erstbestiegen und anschließend die schwierigen Linien versucht wurden, hat man den Kletterstil lange Zeit vernachlässigt und den Zielen untergeordnet. Die Triebfeder war, Neuland zu erobern und höhere Schwierigkeiten zu meistern. Dafür waren alle Mittel recht.

Es brauchte Alpinisten, die über den Tellerrand hinausblickten und erkannten, dass diese Entwicklung unweigerlich in eine Sackgasse führt. Denn nur über die Beschränkung der eigenen Mittel und der Besinnung auf einen dementsprechend fairen Stil würde die Herausforderung bestehen bleiben.

In den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurde es erstmals vorgemacht, auf die höchsten Berge der Welt mit den gleichen Mitteln wie in den Alpen zu steigen. Die persönliche Ideologie einiger weniger entwickelte sich zu einem Trend, den die nachfolgende Generation annahm und der seither den Alpinismus prägt. Im Gegensatz zum Expeditionsstil verzichtet man beim Alpinste auf die Unterstützung von Trägern, Fixseilen und Hochlagern.

David Lama am Stubai Gletscher
Foto: Manuel Ferrigato / Red Bull Content Pool
David Lama am Stubai Gletscher

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Auch meine Art des Bergsteigens wurde von dieser Auslegung von Grund auf beeinflusst. Ob zu Hause in den Alpen, in Alaska oder im Katakorum: Ein fairer Zugang hat bei mir immer Priorität. Die Belagerung eines Berges, mit einem Materialaufwand, wie er früher übliche war, kommt mir gar nicht erst in den Sinn. 

Eine extreme Form des Alpinstils ist der Trend zu Speed-Begehungen und anderen Rekordjagden. Diese kommen immer mehr in Mode und bieten eine „neue“, auch für Laien leicht verständliche Spielwiese. Mir persönlich fehlen bei vielen dieser Unternehmungen jedoch der Entdeckergeist und die qualitative Steigerung der Schwierigkeit. Zahlenspiele werden zur Hauptmotivation.

Ob sich Speed als Trend durchsetzen wird? Ich persönlich bezweifle es. Routen, die vor hundert Jahren erstbegangen wurden, werden zu reinem Fitnessübungen, und der Stil allein macht noch lange nicht den wahren Kern des Bergsteigens aus. Eine Stoppuhr ist kein natürlicher Ausrüstungsgegenstand eines Alpinisten. 

Das Schöne beim Klettern ist für mich der kreative Prozess. Eine Erstbegehung, die Qualität in Bezug auf Ästhetik, Schwierigkeit und Stil hat, entspricht meiner Idealvorstellung.

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Die eigene Idealvorstellung zu finden bedeutet vor allem auf sich selber zu hören und nicht anderen nachzueifern. Anstatt täglich stundenlang zu versuchen, via Internet und über Magazine auf dem neuesten Stand zu bleiben, sollte man öfter auf seine Intuition hören und die Berge auf seine eigene Art genießen und erleben.

Niemand braucht Angst zu haben, gegen den Strom zu schwimmen, wenn es dem eigenen Weg entspricht. Viel eher sollte es einem Sorgen bereiten, von Trends in eine Richtung gedrängt zu werden, die nicht zu einem passt.

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