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Elternzeitroadtrip im VW-Bus: Roadtrip-Alltag mit Kleinkind und Baby

Aktuelles

6 Min.

29.05.2017

Foto: outdoorpashionists.com

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Kathy und Peter Schön entfliehen dem Alltag und reisen mit ihren acht Monate und zweieinhalb Jahre alten Kindern im VW-Bus durch Sardinien und Korsika. Heute geben sie uns einen (ungeschönten) Einblick in den ganz normalen Roadtrip-Alltag – und wertvolle Tipps, wie man ihn am entspanntesten bewältigt.

Unser Plan für heute: Auf einen anderen circa 2 Stunden entfernten Campingplatz umziehen, auf dem Weg dorthin einen schnellen Stopp beim Supermarkt einlegen und eine kurze Wanderung machen. Klingt überschaubar. In der Praxis dauert das alles mit zwei Kindern aber länger – viel, viel länger.


Vormittag

6:50 Uhr im VW-Bus auf einem beliebigen Campingplatz:

Jakob, im Aufstelldach, brabbelt: „Hebbüh, Dah, Dah, Bababa, Bah, Bapa!“

Nora, unten im Bus, wird davon wach und fragt: „War des?“

Peter, jetzt auch wach, sagt: „Der Jakob“, schaut auf die Uhr und denkt: Die Uhrzeit ist ja noch ganz human. Und wenn wir nicht lang rumtrödeln, können wir vielleicht gegen 10 losstarten.

Nora fällt ein: „Bathi teicheln!“ (Bedeutet: Ich möchte Jakob streicheln!)

7:30 Uhr: Die Kuschelrunde zu viert im Aufstelldach ist beendet.

8:00 Uhr: Die Kinder sind frisch gewickelt, alle sind angezogen.

8:30 Uhr: Der Frühstückstisch ist gedeckt, der Kaffee dampft.

Nora fordert: „Ich will Müsil! Mit Amaranth!“

Peter bereitet Müsli für Nora vor und überlegt, wie alt er war, als er wusste, was Amaranth überhaupt ist. Kathy schneidet Brot auf. Nora ändert ihre Meinung:  „Will auch Brot, mit Maiskolbenbutter!“ Peter packt das Müsli für unterwegs in eine Plastikbox und schmiert für Nora ein Brot nach dem anderen, während Kathy Jakobs Brei zubereitet. Jakob fängt schon beim Anziehen des Latzes zu meckern an und verweigert seinen Brei.

9:00 Uhr: Kathy und Peter kommen jetzt auch dazu, etwas zu essen. Der Kaffee ist inzwischen kalt.

 

9:15 Uhr: Alle sind satt, bis auf Jakob. Kathy geht abspülen, Nora fordert: „Ich auch abspülen“ und geht mit. Peter beginnt mit seinem geliebten „Bus-Tetris“: Gepäckzelt ausräumen und abbauen, Strandmuschel zusammenfalten, Chariot zusammenlegen und alles so in den Bus einpacken, dass neben dem Gepäck auch noch zwei Kinder Platz haben.

9:30 Uhr: Jakob sitzt in der Wippe und brüllt wie am Spieß, hat wohl Hunger. Peter muss das Packen unterbrechen und startet einen zweiten Breiversuch. Ebenfalls erfolglos, er brüllt noch mehr. Kathy muss das Abspülen unterbrechen, um Jakob zu stillen.

10:00 Uhr: Das Geschirr ist abgespült, Nora ist klatschnass. Mist, die Tasche mit ihren Klamotten hat Peter ganz unten in den Bus gepackt. Also alles wieder auspacken und Nora neue Klamotten anziehen.

Peter denkt: Wird wohl doch eher 11 bis wir loskommen. Nora steht mit angestrengtem Blick im Bus und sagt: „Ich mach einen Stinker. Papa weggehen!“ Peter muss das Packen unterbrechen.

10:30 Uhr: Nora ist frisch gewickelt und putzt sich seit 10 Minuten selbst die Zähne bzw. beißt ihre Zahnbürste kaputt. Jakob ist wieder quengelig, diesmal ist es wohl die Müdigkeit. Kathy schnallt sich Jakob in der Trage vor den Bauch und versucht, Nora dazu zu bewegen, ihr die Zahnbürste zu geben, um noch gründlich zu putzen.

10:45 Uhr: Der Chariot ist im Bus verstaut, daher ist die Sitzbank nach vorne geschoben. „Oh shit!“ ruft Kathy. Wir haben nicht daran gedacht, das abgespülte Geschirr vorab in der Schublade unter der Sitzbank zu verräumen. Peter flucht und motzt Kathy an. Kathy motzt zurück und versucht das Geschirr in die nur halb geöffnete Schublade zu räumen. Davon wacht Jakob in der Trage auf. Nora hat sich unterdessen die Sonnencreme gekrallt und die halbe Tube auf ihre Haut und ihre Kleidung aufgetragen.

11:00 Uhr: Peter muss das Packen erneut unterbrechen, um zumindest offiziell schon mal auszuchecken. Vor der Rezeption stehen 5 Leute an. Peter beim Warten in Gedanken: Diese Ruhe... ein Traum!

11:30 Uhr: Der Gepäckhaufen vor dem Bus wird langsam kleiner.

11:45 Uhr: Das Gepäck ist vollständig verstaut, die Fahrräder sind auf den Fahrradträger gepackt. Jakob braucht eine frische Windel. Nora hat sich Jakobs Schnuller gekrallt und es sich in seinem Autositz bequem gemacht. Beim Versuch, sie in ihren Autositz zu verfrachten, flippt sie komplett aus.

12:00 Uhr: Nora hat sich wieder beruhigt und ihr fällt ein: „Bisschen essen“. Peter packt ihr Müsli aus, Nora mampft.

12:15 Uhr: Wir rollen vom Campingplatz.


Abfahrt

12:30 Uhr: Wir stoppen beim erstbesten Supermarkt, mit der Absicht, dass Peter schnell reinspringt und das Nötigste besorgt. „Ich mitgehen“, fordert Nora. Damit hat sich „schnell“ und „das Nötigste“ erledigt.

13:00 Uhr: Wir starten wieder los, weg von der Küste.

13:15 Uhr: Beide Kinder sind fast zeitgleich eingeschlafen. Nora noch mit dem Brot in der Hand, das sie im Supermarkt unbedingt haben musste. Wir atmen auf und genießen die ruhige Autofahrt durch Sardiniens schroffe Berglandschaften. Peter in Gedanken: Diese Ruhe... ein Traum!

13:45 Uhr: Jakob wacht auf und brüllt. „Er hat wahrscheinlich Hunger“, sagt Kathy. Wir halten an der nächstbesten Parkbucht an, die aber zumindest einen sagenhaften Rundumblick auf die Berge bietet. Nora wacht auf. Jakob isst drei Löffel Brei und ist wieder gut gelaunt.

14:00 Uhr: Wir fahren weiter. Jakob brüllt, seitdem er wieder im Autositz sitzt. Wahrscheinlich liegt’s an den Serpentinen.

14:15 Uhr: Wir halten erneut an. Jakobs Laune bessert sich schlagartig.

14:30 Uhr: Wir fahren weiter und versuchen, Jakob durch den Kekse-Reggae-Song und lauthalses Singen von Kinderliedern bei Laune zu halten.

15:00 Uhr: Wir haben den Startplatz der Wanderung, die mit einer Stunde angegeben ist, erreicht.


Wandern

15:30 Uhr: Beide Kinder sind frisch gewickelt und eingecremt. Rucksack und Kraxe sind gepackt. „Nachdem Jakob fast keinen Brei gegessen hat, stille ich ihn besser nochmal, bevor wir loslaufen“, sagt Kathy.

15:45 Uhr: Wir laufen los.

16:00 Uhr: „Selber laufen“, fordert Nora.

16:05 Uhr:Pause machen“, entscheidet Nora.

16:45 Uhr: Wir sind am Ziel unserer Stichtour angekommen und machen dort an einer idyllischen Stelle Picknick.

17:15 Uhr: Wir drängen zum Aufbruch.

17:30 Uhr: Wir haben es geschafft, Nora in die Kraxe zu setzen. „Pipi machen“, fällt Nora ein.

17:50 Uhr: Wir sind wieder am Bus.

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Am Campingplatz

18:30 Uhr: Wir checken am neuen Campingplatz ein.

18:45 Uhr: Wir haben uns auf einen Platz geeinigt. Peter lädt im Turbogang den Bus aus, Kathy bereitet das Abendessen zu. Die Kinder sind gut gelaunt, ihnen scheint der neue Platz auch zu gefallen.

19:45 Uhr: Alle sind satt. Der Bus ist zumindest soweit ausgeräumt, dass er in den Schlafmodus versetzt werden kann.

21:00 Uhr: Beide Kinder schlafen. Peter in Gedanken: Diese Ruhe... ein Traum!

Peter geht abspülen, während Kathy den Eintrag für den heutigen Tag in unser analoges Reisetagebuch für Jakob vornimmt.

21:30 Uhr: Wir bauen das Gepäckzelt auf und verräumen die restlichen Sachen.

22:15 Uhr: Wir schreiben unseren Blogbeitrag für den heutigen Tag und stellen fest, dass das W-LAN unendlich langsam ist.

22:45 Uhr: Wir beschließen, morgen erst mal einen Chilltag einzulegen und gehen schlafen. Erledigt, aber trotzdem glücklich.

 


Unsere 5 Tipps für einen einigermaßen entspannten Roadtrip-Alltag mit Kleinkind und Baby

1. Für alles viel mehr Zeit einplanen

Das gilt eigentlich für jeden Bereich. Ganz besonders wichtig ist dies bei Wanderungen, sobald die Kinder in einem Alter sind, in dem sie nicht mehr stundenlang in der Kraxe sitzen wollen, sondern zumindest zwischendurch auch mal selber laufen wollen. Und selbst, wenn sie eigentlich schon recht zügig laufen können, gibt es einfach so viel zu entdecken...

2. Weniger ist mehr: Nur das einpacken, was man unbedingt benötigt

Das ist leichter gesagt als getan. Zumindest fällt es uns zugegebenermaßen recht schwer. Vor allem wenn man so lange unterwegs ist und verschiedenste Aktivitäten plant. Was wir aber zum Beispiel festgestellt haben ist, dass die Kinder unterwegs kaum mit ihren mitgenommenen Spielsachen spielen, sondern alles andere (Campingequipment, Naturmaterialien etc.) viel spannender finden. Insofern kann man sich hier gut auf Sandspielzeug, ein paar kleine Bücher und das Lieblingsstofftier beschränken.

3. Systematisches Busbeladen

Wenn man abends auf einem Campingplatz ankommt, muss oft alles recht schnell gehen. Die Kinder haben Hunger, sind müde, quengeln. Im Idealfall ist der Bus so gepackt, dass man an alles, was man fürs Kochen benötigt, schnell herankommt. So kann eine Person schon mal Essen zubereiten, während der andere das Gepäck um- bzw. ausräumt. Häufig benötigte Gegenstände sollten auch immer am gleichen Platz aufbewahrt werden. Und wenn man während der Fahrt Unternehmungen wie Wanderungen, Stadtbesichtigungen etc. plant, unbedingt vorab Rucksacke/Kraxe/Tasche packen und leicht zugänglich verstauen.

4. Dem Kleinkind „Aufgaben“ geben

In einem gewissen Alter finden es Kinder äußerst spannend, ihren Eltern bei der Verrichtung alltäglicher Dinge zu „helfen“. Diesen Umstand sollte man sich z.B. beim Buspacken zunutze machen. Wirklich schneller geht’s damit zwar nicht, aber zumindest sind die Kinder dann sinnvoll beschäftigt und machen währenddessen keinen Unsinn.

5. Flexibel sein und nicht an Plänen festhalten

Auch wenn man seine Reiseroute vorab nicht genau plant, macht man ja doch oftmals Pläne - und sei es nur für den jeweiligen Tag oder die darauffolgenden Tage. Und nicht zu selten packt man die Tage viel zu voll. Bei einem Elternzeitroadtrip sollte aber aus unserer Sicht ganz klar das Kind im Vordergrund stehen und nicht die Ziele und Interessen der Eltern. Von daher ist es für alle entspannter, wenn die Kinder das Tempo bestimmen.

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