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Hangneigungen: Wie steil ist mein Hang?

Tipps & Tricks

3 Min.

01.03.2017

Foto: argonaut.pro

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von Peter Plattner

Wer zur Beurteilung des Lawinenrisikos eine Reduktionsmethode (SnowCard, Stop or Go, ...) verwendet muss auch die Hangsteilheit bestimmen können. Bergführer Peter Plattner zeigt wie's geht.

Jede wahrscheinlichkeitsbasierte (probabilistische) Reduktionsmethode zur Beurteilung der Lawinengefahr beruht auf zwei zentralen Parametern:

  1. der Lawinengefahrenstufe und
  2. der Hangsteilheit.

Kein Wunder also, dass das Ermitteln der Hangsteilheit in den letzten Jahren zu einem wichtigen Ausbildungsinhalt geworden ist. Dazu müssen vorab zwei Punkte geklärt werden, die für alle Reduktionsmethoden gelten:


1. Bezugsfläche

Man sucht in „seinem“ Hang nach der steilsten Stelle, die durchgehend über circa 20 x 20 Meter oder 20 Höhenmeter geht. Das hat sich im Gelände bewährt und funktioniert auch beim Herausmessen aus der Landkarte (weil der Abstand der Höhenschichtlinien – die sogenannte Äquidistanz –  dort meist 20 m beträgt).


2. Geltungsbereich

Der Bereich, innerhalb dessen diese Bezugsfläche gesucht wird – also „mein Hang“ –, wird mit steigender Lawinengefahrenstufe größer.

  • Mäßige Lawinengefahr (Stufe 2): Spurbereich berücksichtigen.
  • Erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3): ganzen Hang berücksichtigen.
  • Große Lawinengefahr (Stufe 4): ganze Geländekammer berücksichtigen.

Während der „Spurbereich“ mit circa 20 m links und rechts der Aufstiegs-/Abfahrtslinie noch recht gut definiert werden kann, machen die diversen Reduktionsmethoden keine näheren Angaben zum, „ganzen Hang“ beziehungsweise zur „ganzen Geländekammer“ – sprich: wie weit ich weg sein muss, damit ich diesen nicht mehr berücksichtigen muss. Bei der Ermittlung der Hangsteilheit muss freilich unterschieden werden, ob man sich noch in der Phase der Tourenplanung oder bereits im Gelände befindet.


Schätzung der Hangneigung in der Planungsphase

Aus der topografischen Landkarte wird die Steilheit anhand eines sogenannten Neigungsmaßstabs gemessen. Aber Achtung: Der Neigungsmaßstab funktioniert nur, wenn Maßstab und Äquidistanz (zum Beispiel 1:25.000 und 20 m) ident sind mit dem Maßstab der verwendeten Karte.

Tipp

Am besten arbeitet es sich mit einer Landkarte im Maßstab 1:25.000 – das heißt: 1 cm in der Karte entspricht 250 m in der Wirklichkeit. Idealerweise sind in der Karte auch bereits Skirouten eingezeichnet.

Eleganter und einfacher gestaltet sich die Planungsphase, wenn die Hangneigung aus einer digitalen Karte abgelesen wird. Bei vielen Online-Anbietern kann man sich diese farbig anzeigen lassen – zumeist entspricht die Farbe Gelb einer Hangsteilheit von 30°-34°, Orange 35°-40° und Rot über 40°. So bekommt man rasch einen Überblick über die Hangneigungen in einem Gebiet beziehungsweise entlang der geplanten Tour.

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Schätzung der Hangneigung im Gelände

Zeit, mit einem großen Irrglauben aufzuräumen: Auf Tour wird die Steilheit des jeweils nächsten Hangs nicht gemessen, sondern geschätzt! Immerhin ist es reichlich schwer, den zu beurteilenden Hang zu betreten, dort die steilste relevante Stelle zu messen, um dann festzustellen, dass das Lawinenrisiko zu hoch ist, um den Hang zu betreten.

Gemessen wird im Gelände also nur zu Übungszwecken, um das eigene Einschätzungsvermögen zu trainieren und zu überprüfen. Und das macht nur mit einem analogen oder digitalen Hangneigungsmesser Sinn:

  1. Skistock auf der Schneeoberfläche platzieren,
  2. Messinstrument darauf legen,
  3. Steilheit ablesen.

Ist am/im Stock (zum Beispiel bei Pieps und K2-Stock) bereits ein Hangneigungsmesser integriert, erleichtert das die Schätzung ungemein. Ansonsten bieten sich diverse Apps an – etwa SnowSafe, wo man dem Yeti auf den Popsch drücken kann (siehe Abbildung).

Bei Steilhängen ab 30° sind Spitzkehren nötig, wobei die Neigung ideal ist für freudvolles Skifahren. Hänge über 35° werden im Lagebericht als „sehr steil“ bezeichnet, ab 40° spricht man von „extrem steilen“ Hängen, die oft auch felsdurchsetzt sind.

Am besten bewertet man gemeinsam mit seiner Tourengruppe die „sicheren“ Hänge und misst dann nach. Keine Scheu: Auch wenn man am Anfang gern grandios daneben liegt – Übung macht bekanntlich den Meister! Und bald schon kann man alle Hänge auf eine Genauigkeit von +/-5° einschätzen.


Genauigkeiten

Die Mess-/Schätzgenauigkeiten müssen nicht auf den Grad genau zutreffen. Wichtig ist die Zuordnung zu 5°-Steilheitsklassen:

  • Steiler als 30°?
  • Steiler als 35°?
  • Steiler als 40°?

Die Genauigkeit beim Herausmessen aus der topografischen Karte beträgt bestenfalls +/- 2° (Messfehler 4-5°).

Bei digitalen Karten müsste man wissen welches Geländemodell in welcher Auflösung mit welchem Algorithmus dargestellt ist – tendenziell sind sie aber zu „flach“.

Mit dem Hangneigungsmesser im Gelände kommt es darauf an, wo man den Skistock hinlegt – die Anzeige ist bei korrekter Bedienung aber bis auf den Grad genau.


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