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Interview

Hans Kammerlander: „Die Skier sind meine Freunde“

• 25. Januar 2017
4 Min. Lesezeit

Von 26.-29. Januar findet die 4. Auflage des Austria Skitourenfestivals in Osttirol statt. Nach Reinhold Messner im Vorjahr ist heuer sein langjähriger Kletterpartner Hans Kammerlander der Stargast des Festival. Wir haben mit ihm gesprochen.

Skitour: Hans Kammerlander
Foto: Hans Kammerlander
Hans Kammerlander beim Skitourengehen
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Am Freitag, 27. Januar 2017, wird der Südtiroler Hans Kammerlander nach Eröffnung des Festivals um 19:00 Uhr im Stadtsaal Lienz seinen Vortrag „Bergsüchtig“ halten. Die Veranstalter haben mit dem Alpinisten, der am 6. Dezember seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, über seine Leidenschaften, den Alpinismus, seine Projekte und natürlich das Skibergsteigen geredet.

- Martin Roseneder im Gespräch mit Hans Kammerlander

Bergwelten: Herr Kammerlander, es freut uns sehr, dass Sie zum 4. Austria Skitourenfestival kommen. Was erwartet die Zuschauer heuer bei ihrem Vortrag „Bergsüchtig“?

Hans Kammerlander: Der Vortrag wird eine Mischung aus der Vorstellung von alten und neuen Projekten sowie des Skifahrens in dünner Luft. Es war immer schon mein Traum, meine Hobbies – das Klettern und das Skifahren auf den ganz hohen Bergen – miteinander zu verbinden. Es dreht sich auch rund um das Jahr 1996 am Mount Everest, das waren damals meine stärksten Stunden als Skifahrer. Zuvor bei den Expeditionen mit Reinhold Messner, als wir die ersten Achttausender bestiegen, konnte ich das Klettern und Skifahren nicht miteinander kombinieren. Reinhold ist bekanntlich kein Skifahrer, deshalb mussten wir bei unseren gemeinsamen Projekten immer zu Fuß wieder runter von den Gipfeln.

Was macht für Sie generell die Faszination des Skibergsteigens aus?

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Wenn ich im Sommer am Berg unterwegs bin, freue ich mich auf das gemütliche Raufgehen. Die Abstiege im Sommer mag ich nicht so – da geht es vielen ähnlich. Aber im Winter mit den Skiern rauf auf den Berg, dann eine nette Pause und danach der Genuss der Abfahrt – das macht für mich die Faszination des Skitourengehens aus. Nach dem Gipfel noch einen richtigen Höhepunkt zu erleben, das gibt es nur im Winter.

In welchem Alter sind Sie Ihre ersten Touren gegangen?

Gleich nach dem Gehen sind wir mit einfachen Skiern rund um unseren elterlichen Bauernhof gefahren. Mit 16 Jahren habe ich dann ernsthaft mit dem Skibergsteigen begonnen. Das übte auf mich als Skilehrer eine besondere Faszination aus.

Hans Kammerlander
Foto: Hans Kammerlander
Wintertour: Hans Kammerlander mit Steigeisen an einer Schneewand

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Das Tourengehen boomt. Allein in Österreich besitzen rund 600.000 Menschen eine Ausrüstung. Immer mehr Menschen erklimmen die Berge auch via Pisten. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Ich bin der Meinung, man muss hier endlich flächendeckend einen Konsens mit den Liftbetreibern erzielen. Sie pflegen die Pisten und investieren viel Geld. Wenn ich dann Skibergsteiger sehe, die mitten auf der Piste hinaufgehen, kann ich nur den Kopf schütteln. Auch das risikofreie Pistengehen ist prinzipiell ein tolles Erlebnis und für viele der erste Schritt in Richtung alpines Gelände. Gerade auch, wenn es nicht viel Schnee gibt. Aber man muss sich dabei an Regeln halten.

Was raten Sie Anfängern, die sich mit ihren Tourenskiern erstmals ins alpine Gelände wagen? Worauf sollten sie besonders achten?

Zuerst sollte die komplette Ausrüstung mit dem Notfallequipment besorgt werden. Bevor ich mich als Anfänger ins alpine Gelände wage, sollte ich mich erfahrenen Tourengehern anschließen. Und auf keinen Fall übertreiben und ein Risiko eingehen. Wenn es für einen nicht mehr passt, gilt: Jederzeit umdrehen! Mittlerweile bieten alpine Vereine auch viele Kurse an, das ist auch sehr ratsam. Aber grundsätzlich sollte man nicht übertreiben, sich Stufe für Stufe steigern. Ein gewisses Restrisiko bleibt in der Natur ohnehin bestehen, man sieht immerhin nicht in die Hänge hinein.

Haben Sie Verbindungen nach Osttirol? Waren Sie schon öfters in den Lienzer Dolomiten oder in einem der Täler unterwegs?

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Für mich ist Osttirol meine Heimat, ebenso wie Südtirol. Meine Heimat liegt in Tirol, in den Bergen, und mich zieht es nicht so sehr in den italienischen Süden. Die Grenze, die es seit dem 1. Weltkrieg gibt, zählt nicht für mich. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich mit meinen Skiern ins Villgratental komme. Meine Touren richte ich nach dem Schnee aus und nicht nach Grenzen. Ich habe in Osttirol viele Freunde und Bekannte und freue mich sehr, einige davon beim Festival wiederzutreffen.

An welche Ihrer zahlreichen Alpinprojekte erinnern Sie sich mit dem schönsten Gefühl zurück?

Ganz klar: 1996 am Mount Everest. Das war etwas ganz Besonderes, als ich alleine bis zum Gipfel kam, die Steigeisen abnahm und dann mit den Skiern die Abfahrt bestreiten konnte. Die Skier sind einfach meine Freunde! Diese Einsamkeit werde ich auch nie vergessen und solche Erinnerungen kann man nicht mehr steigern. Viele Erinnerungen habe ich auch speziell an meine Jugendzeit, als ich die ersten Bergtouren auf unsere Hausberge unternahm.

Hans Kammerlander im Schnee
Foto: Hans Kammerlander
Hans Kammerland im Schnee: „Die Skier sind meine Freunde!“

Werden Sie im Rahmen des Skitourenfestivals selbst auch eine Tour in Osttirol gehen?

Das möchte ich auf alle Fälle. Obwohl ich derzeit viel Arbeit in die Vorbereitungen für die Besteigung meines Schicksalsberges stecke. Das Projekt Manaslu – für mich der letzte der 14 Achttausender – will ich in diesem Jahr im Oktober beginnen. Wir werden daraus auch einen Kinofilm machen. Aber ich freue mich sehr auf das Skitourenfestival in Osttirol, wo ich mit Freunden eine Tour gehen und viel reden und lachen werde.

Der Manaslu wird das letzte große Projekt des Hans Kammerlanders?

Es wird ein Projekt ohne Leistungsgedanken – meine starken Zeiten sind vorbei. Das machen die Jungen heutzutage viel besser als ich und ich gebe ihnen gern meine Erfahrungen weiter. Ich kann mich selbst erinnern, wie wichtig die Projekte an der Seite von Reinhold Messner für mich waren, ich habe unglaublich von ihm profitiert.

Am 6. Dezember haben Sie ihren 60. Geburtstag gefeiert. War es ein rauschendes Fest?

Gar nicht. Ich habe meinen Geburtstag gar nicht bemerkt. Das ist nur eine Zahl, die nicht wichtig für mich ist. Die Freude am Leben und Gesundheit sind viel wichtiger, ebenso sind die vielen schönen Stunden und Erlebnisse unbezahlbar. Aber in einem Punkt hat das Alter eine Ähnlichkeit mit dem Berg: Je älter man wird, desto höher werden die Berge!

Tipp

Für das 4. Austria Skitourenfestival können noch Touren im Rahmen der Skitourensafaris gebucht werden, die von Osttiroler Berg- und Skiführern in Kleingruppen in Kals am Großglockner, im Virgental und im Gschlößtal durchgeführt werden. Anmeldungen erfolgen über den Tourismusverband Osttirol unter der Telefonnummer 0043 (0) 50 212 212.

Sowohl für den Vortrag von Hans Kammerlander als auch für  die Osttirol Filmpremiere von „Heimschnee“ (am 28. Januar um 20:00 Uhr) sind noch Karten erhältlich – entweder im Vorverkauf über den Tourismusverband Osttirol oder an der Abendkassa im Stadtsaal Lienz, jeweils um 10€.

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