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Le Défi: Auf alle 48 Viertausender der Schweiz

Menschen

4 Min.

27.04.2017

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Michi Evans hat Großes vor: Er möchte nichts weniger als alle Viertausender der Schweiz besteigen – immerhin 48 an der Zahl. Und das in nur wenigen Monaten. Uns wird er regelmäßig von seinen Gipfeltouren berichten. Vorab haben wir mit Michi gesprochen und ihn über sein ehrgeiziges Projekt ausgefragt.

Bergwelten: Du bist „Bergler“ durch und durch. Woher rührt deine Leidenschaft für die Berge?

Michi Evans: Meine Leidenschaft für die Berge ist bereits mit meinem ersten Berg, der Zugspitze, aufgeflammt. Auf einmal habe ich mich frei gefühlt – Abenteuer und Neuland lagen in der Luft. Zugleich faszinierte mich aber auch das Erlebnis, ganz auf sich allein gestellt zu sein.

Was waren bis dato deine ambitioniertesten Projekte in den Bergen?

Mir geht es weniger um spezielle Projekte als um die kontinuierliche Steigerung. Ich möchte immer noch besser werden, die Schwierigkeitsstufen von Tour zu Tour langsam steigern – und natürlich auch immer mehr an Höhe gewinnen. Der Reiz eines jeden Unterfangens besteht für mich im „Neuen“ und Unentdeckten. Aktuell ist „Le Défi“ meine größte Herausforderung – es wird aber bestimmt nicht bei diesem Projekt bleiben.

„Le Défi“ ist der Name deines Sommerprojekts. Wie kam es zu dieser Namensgebung?

Ich wollte ganz einfach einen Projektnamen aus der Taufe heben – und ein solcher sollte schon etwas mehr Pfiff haben als „48 Viertausender“. Es sollte etwas Prägnantes sein, etwas, das sich die Leute auch merken. Und so kam es zu „Le Défi“. Das ist französisch und heißt „die Herausforderung“. Das empfand ich gleich als sehr passend.

Wie kam es zur Idee alle 48 Viertausender der Schweiz zu besteigen?

Die Idee gärt in mir bereits seit Herbst 2016. Da hatte ich gerade meine ersten zehn Viertausender-Touren hinter mich gebracht und musste mich unweigerlich fragen: Warum besteige ich eigentlich nicht gleich alle 48 Viertausender der Schweiz? Damit war das Ganze eigentlich schon beschlossene Sache, denn: Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, verfolge ich das auch mit relativer Sturheit.


Zur Person

Michi Evans ist gelernter Schreiner und arbeitet als Spengler und Zimmermann in Grindelwald in der Schweiz, aufgewachsen ist er in Nüdlingen in Bayern und zeitweise auch in Amerika. Es folgten – aus Liebe zu den Bergen – der Umzug nach Tirol und die Ausbildung zum Bergretter. Nach 12 Jahren in Tirol zog es Michi Evans dann in die richtig hohen Berge des Alpenraums und er verlagerte ein weiteres Mal seinen Wohnsitz, diesmal in die Schweiz, wo er nun seit circa einem Jahr lebt.

Was reizt dich persönlich an diesem Vorhaben?

Ich möchte die 48 Viertausender nicht auf deren Normalrouten und außerdem auch „by fair means“ begehen, das heißt zum Beispiel ohne Nutzung von Seilbahnen. Ausnahmen werde ich allenfalls aus Zeitgründen oder bei Schlechtwetter machen. Ich möchte jedenfalls über meine Grenzen hinausgehen und einfach weitermachen, auch wenn die Muskeln schon versagen.

Wie – und seit wann – bereitest du dich schon auf dein Mammut-Projekt vor?

Ich bin immer aktiv in den Bergen unterwegs. Je nach Jahreszeit gehe ich entweder bergsteigen oder Skitouren – für mich ohnehin die beste Vorbereitung für größere Projekte in den Bergen. Für „Le Défi“ habe ich mich zudem einer Spirometrie (Verfahren zur Messung und Aufzeichnung des Lungenvolumens) an der Sportklinik Zürich unterzogen und gemeinsam mit einem Personalcoach einen Trainingsplan ausgearbeitet.

Gibt es Gipfel, die du besonders fürchtest?

Ich würde es nicht unbedingt „fürchten“ nennen. Wer sich vor einem Berg fürchtet, sollte ihn nicht besteigen. Mir gefällt der Begriff „Respekt“ besser – und den habe ich vor jedem Berg. Er ist es, der entscheidet, wie weit man kommt – ob er dich auf seinen Gipfel lässt oder nicht. Aber selbstverständlich weiß ich, dass es Touren geben wird, die aufgrund von Länge und Schwierigkeitsgrad hart werden: die Überschreitung Schreckhorn-Lauteraarhorn zum Beispiel.

Nach welchen Kriterien hast du die Abfolge der Besteigungen festgelegt?

Ich habe die Abfolge nach jeweiliger Schwierigkeit gewählt und möchte „Le Défi“ noch im Sommer 2017 abschließen. Diesen Zeitrahmen habe ich mir als Ziel gesetzt. Bleibt also nur zu hoffen, dass auch das Wetter bei meinem Plan mitspielt.

Du arbeitest Vollzeit. Wie viel Zeit bleibt dir da neben „Le Défi“ noch?

Zeit bleibt mir aktuell sehr wenig. Nach der Arbeit habe ich meist noch ein kleines Trainingspensum zu absolvieren und wenn ich tatsächlich einmal einen freien Abend zur Verfügung habe, nutze ich den meist, um den Haushalt zu machen – der Nachteil des Single-Daseins. Aber das ist alles halb so wild: Meine Familie lebt ohnehin in Bayern und meine Freunde sehe ich an den Wochenenden am Berg.

Hast du ein Mantra oder sonst irgendeine Taktik, um dich am Berg in schwierigen Lagen zu motivieren?

Mein Mantra ist mein Traum: mein Wille, es zu schaffen und auch in schwierigen Situationen an einen Ausweg zu glauben.

Welche Rolle spielt Scheitern in deinem Vorhaben? Kalkulierst du diese Option in deinen Plan ein?

Das ist eine gute und wichtige Frage. Scheitern gehört dazu. Ich bin am Berg schon oft aus verschiedensten Gründen umgekehrt. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht – dann soll es auch nicht sein. Ein guter Bergsteiger muss umkehren und die Gefahr richtig einschätzen können. Für mich ist Scheitern keine Schande.

Falls dein Projekt glücken sollte: Hast du dir schon überlegt, ob und wie du feiern wirst?

Soweit habe ich noch nicht gedacht. Aber ich könnte mir gut vorstellen, mit meinen Partnern und Unterstützern irgendwo eine gemütliche Tour zu gehen und dann abends auf einer Hütte zu feiern.


Tipp

Wir begleiten Michi Evans ab sofort über Bergwelten.com und berichten regelmäßig über den aktuellen Stand seines Projekts.


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