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Kilian Fischhuber über Klettern und Olympia

Menschen

3 Min.

10.08.2016

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Klettern wird olympisch. Das Internationale Olympische Komitee hat Anfang August beschlossen, fünf neue Sportarten in das Programm der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokyo aufzunehmen. Der österreichische Spitzenkletterer Kilian Fischhuber erklärt uns, weshalb es unter den Sportlern geteilte Meinungen zu diesem Thema gibt.

Im Vorfeld gabt es viele Diskussionen um das Thema und die Meinungen gehen in verschiedene Richtungen. Die Olympischen Spiele können eine gute Bühne für das Klettern und eine gute Chance für viele Kletterer, sich ihren Lebensunterhalt mit dem Sport zu verdienen sein, aber die Liebhaber des Sports machen sich auch Sorgen, dass zunehmend Volk am Felsen auftritt, das dem Hype der (olympischen) Plastikhallen und nicht dem Sport folgt.

Große Diskussionen regt auch der vorgeschlagene Modus, welcher die Disziplinen Lead, Bouldern und Speed vereinen soll, an. Aus allen Ecken kommen Aussagen, dass das Kombi-Format kaum den Klettersport, wie wir ihn kennen, widerspiegelt. Vor allem in Bezug auf die Inklusion von einem Speed-Bewerb, das von den meisten Kletterern als sehr „künstliche“ Disziplin gesehen wird.

Bergwelten: Kein Sprinter würde an einem Marathon teilnehmen. Durch die unterschiedlichen Schwerpunkte in Kraft, Ausdauer und Technik ist es beinahe unmöglich, in allen Disziplin zur Weltspitze zu gehören. Würde in einer solchen Kombination also wirklich der beste Kletterer gewinnen?

Kilian Fischhuber: „Klettern als olympische Sportart polarisiert, das merkt man. Jeder und jede hat da so seine Meinung und die gehören alle respektiert. Es wird aber nicht möglich sein, alle Beiträge unter einen Hut zu bringen, man muss also Kompromisse eingehen. Sicher, wenn Klettern mal olympisch ist, wird es für viele Sportler eine finanzielle Entlastung geben. In Ländern mit schwachen Verbandsstrukturen glaube ich aber nicht, dass es deswegen mehr Profisportler und vor allem mehr Jugendförderung geben wird. Menschen, die jetzt das große Geld riechen werden glaube ich enttäuscht werden. Alle 4 Jahre mediale Aufmerksamkeit oder ein fixes Einkommen sind ja doch verschiedene Sachen.
 
Dass sich die Kletterer vor olympischen Plastikletterern fürchten ist mir neu und als Argument nicht ganz nachvollziehbar. Die Plasitkkletterer gibt es ja jetzt schon, vor allem durch den Boom an künstlichen Kletteranlagen, Olympia hin oder her. Wichtig ist es, den neuen Kletterern einen ressourcenschonenden und behutsamen Umgang mit den Felsen und der Umwelt nahe zu bringen. Da werden 5 Ringe auch keinen Unterschied machen.
 
Tatsächlich fragwürdig finde ich die Einführung der Kombination aller drei Disziplinen. Hier gab es nie einen Bewerb, einen getesteten geschweige denn funktionierenden Modus und somit Athleten. Athleten die jetzt von der Besteigung des Olymps träumen, denken hier meiner Meinung nach zu kurzfristig. Wenn Klettern 2020 floppt, dann wars das. Ich bin für eine nachhaltige, überlegte und erprobte Aufnahme vom Klettersport anstatt von Schnellschüssen.“
 
Natürlich ist es möglich in allen drei Disziplinen zur Weltspitze zu gehören. Die Kombination gibt's ja auch im Skisport. Aber es käme doch keiner auf die Idee den Slalom und die Abfahrt deswegen zu streichen, oder?“

Bergwelten: Um ganz an der Basis anzusetzen, wie stehst du zum Thema Klettern als Disziplin bei den Olympischen Spielen? Welche Argumente sprechen dafür, welche für dich dagegen? Kann es der Entwicklung im Klettern gut tun oder wird sich vielleicht eine „reine Plastikgeneration“, die sich nur für Olympischen Ruhm und Geld interessiert, entwickeln? Welche Formate würden wirklich Sinn machen und würden die „besten“ Kletterer überhaupt mit dabei sein wollen? Bräuchten die Olympischen Spiele Klettern mehr als andersrum, würde die Philosophie möglicherweise Schaden nehmen oder ist diese schon längst „verwaschen“?

Kilan Fischhuber: „Eine Plastikgeneration gibt es schon lange. Ich zähle mich selbst teilweise dazu. Ich habe in der Halle mit dem Klettern begonnen (1995) und klettere nach wie vor viel am Plastik. Aber nur in der Halle klettern tun eigentlich nur Hobbysportler. Profis klettern immer auch am Fels, das wird sich nicht ändern.“
 
„Viel mehr Geld und Ruhm gäbe es wahrscheinlich nicht. In Ländern mit guter Verbandsstruktur würde sicher eine Gleichstellung mit ähnlichen Sportarten (die bereits olympisch sind) stattfinden. Wenn ich mir aber viele nationale Verbände anschaue glaube ich nicht, dass Olympia da einen großen Ruck machen wird. Hier fehlen die Leute, die Struktur, die Erfahrung. So was kann man nicht kaufen. Klettern ist in vielen Ländern nicht so weit. Und da meine ich auch europäische Länder!“
 
„Sinn machen würde es, die 3 Disziplinen so wie sie sind in den Olympischen Zirkus aufzunehmen. Boulder, Speed, Lead. Fertig! Der internationale Verband hat sich halt billig verkauft und die "Krot geschluckt" und dem Sport eine neue Disziplin aufgezwungen. Nachhaltige Entwicklung sieht anders aus! Ich frage mich nur wie es gelungen ist dem IOC etwas derart unerprobtes zu verkaufen. Die müssen doch auch stutzig sein, oder etwa nicht?“

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