Klettersteiggehen in der Schweiz
Klettersteige boomen – gerade auch in der Schweiz, wo sich das Klettern über gesicherte Wege relativ spät etabliert hat. Während sie wenig Geübten den ersten Schritt in die faszinierende Welt der Felsen ermöglichen, toben sich Profis in spektakulären Steilpassagen aus. Wir verraten dir, wo und wie du das Klettersteig-Abenteuer in der Schweiz erleben kannst.
Wissenswertes
Klettersteige sind mit Eisenleitern, Eisenstiften, Klammern und (Stahl-)Seilen gesicherte Kletterwege am Fels. Sie entwickelten sich ursprünglich aus mit Stahlseilen abgesicherten Felspassagen von Wanderwegen. Heute ist das Klettersteiggehen eine eigene alpine Disziplin mit eigens gebauten Routen und spezieller Ausrüstung.
Ein Klettersteig wird auch Via Ferrata (Plural: Vie Ferrate) genannt, was auf Italienisch Eisenweg bedeutet und sich auf die im Fels angebrachten Sicherungselemente aus Eisen bezieht. Der erste Klettersteig in Europa wurde ab 1843 unter der Leitung des Alpenforschers Friedrich Simony am Dachstein (Österreich) gebaut.
Beliebt auf Bergwelten
Sicherheit und Ausrüstung
Komplexe Seil- und Sicherungstechniken fallen bei Klettersteigen weg – die fixe Stahlsicherung bietet grundsätzlich gute Sicherheit, das Risiko wird relativ gering gehalten. Trotzdem sind selbst mäßig schwierige Klettersteige kein Garant dafür, dass nichts passiert – eine gute Vorbereitung und passende Ausrüstung sollten bei jedem Klettersteig-Ausflug selbstverständlich sein. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind Voraussetzung.
Klettersteig-Ausrüstung
Klettergurt
Kletterhelm
Klettersteigset (bestehend aus 2 Klettersteigkarabinern, einem integrierten Bandfalldämpfer und einer integrierten Bandschlinge zum Einknüpfen in den Hüftgurt)
Klettersteighandschuhe
Klettersteig-Skala
Auch beliebt
In der Schweiz ist zur Klassifizierung der Schwierigkeitsgrade von Klettersteigen die „Hüsler-Skala“ üblich – benannt nach Eugen E. Hüsler, der die Schweizer Klettersteige umfassend dokumentiert hat.
K1 – leicht
K2 – mittel
K3 – ziemlich schwierig
K4 – schwierig
K5 – sehr schwierig
K6 – extrem schwierig
Hier siehst du die Hüsler-Skala im Detail.
Klettersteige in der Schweiz
Der Erste
In Sachen Klettersteige kann die Schweiz als Spätzünder betrachtet werden. Während in Österreich und Deutschland schon Mitte des 19. Jahrhunderts Drahtseilrouten und Leitern in den Fels geschlagen wurden, haben die Eidgenossen mit dem Klettersteig am Tällistock im Kanton Bern erst 1993 ihren ersten richtigen Klettersteig eingeweiht. Seitdem wurden etliche weitere spektakuläre Klettersteigrouten angelegt – die Schweiz mit ihrer einzigartigen Bergwelt ist für Freunde des senkrechten Felsabenteuers ein wahres Mekka, wobei das Angebot sowohl Routen für Einsteiger als auch Profis umfasst.
Spektakuläre Aussicht
Eine besonders schöne Aussicht auf diverse Viertausender und den Grossen Aletschgletscher bietet der spektakuläre Klettersteig am Eggishorn (Schwierigkeit: K2-3 /mittel). Ausgangspunkt ist die Bergstation der Eggishorn-Seilbahn (2.869 m) bei Fiesch.
Gut für Einsteiger
Ein gut gesicherter hochalpiner Klettersteig, der sich auch bestens für Einsteiger eignet, findet sich am Piz Trovat im Engadin (K2 / mittel). Zwar bietet er relativ wenig Felskontakt, dafür aber eine spektakuläre Schlucht-Seilbrücke und eine grandiose Aussicht auf das Gletschereis der Bernina. Ausgangspunkt ist die Bergstation der Diovolezza-Seilbahn (2.973 m).
Der Längste
Als längster und anspruchsvollster Klettersteig der Schweiz gilt der Leukerbad-Klettersteig (K5-6). Top-Kondition und viel Ausdauer sind auf dieser teilweise extrem ausgesetzten und steilen Route Voraussetzung – belohnt wird die Anstrengung mit unvergesslichen Fern- und Tiefblicken. Ausgangspunkt ist Leukerbad (1.401 m).
Weitere Klettersteig-Tipps
Aletsch-See-Klettersteig (K3-4): Direkt am See angelegter Klettersteig mit Riesenhängebrücke. Hier lässt es sich spektakulär über dem Wasser kraxeln. Ausgangspunkt ist Blatten (1.327 m), Weiterfahrt bis zum Gibidum-Stausee (1.436 m) möglich.
Klettersteig in Zermatt: Die Gornerschlucht zwischen Furri (1.865m) und Zermatt (1.620m) gibt mit ihren bizarren Felsformationen und donnernden Wassermassen die Kulisse für diesen steilen, aber mit viel Eisen und Leitern versehenen Klettersteig ab. Ausgangspunkt ist Furri ob Zermatt.
Klettersteig von Tière: Dieser Klettersteig führt über eine Länge von 460 Metern über die Wasserfälle des Tière-Bachs – drei Passerellen machen es möglich. Ausgangsort ist Champéry im Val d'Illiez.
Klettersteig Belvédère: „Schöne Aussicht“ – der Name ist Programm! Dieser Klettersteig unterhalb von Nax begeistert mit 220 Metern Höhenunterschied und Ausblicken über das Rhonetal. Ausgangsort ist Nax, von dort 30 Minuten zu Fuss.
Baltschieder-Klettersteig: Diese anspruchsvolle Route der Schwierigkeitsstufe K3-4 ist eher sparsam gesichert, verwöhnt aber mit der fantastischen Kulisse des Baltschiedertals. Ausgangsort ist Ausserberg (1.008 m) an der Lötschberg-Südrampe.
Klettersteig Sulzfluh: Der erste Klettersteig Graubündens – 2005 eingeweiht – hat es in sich: Die alpine Route der Schwierigkeitsstufe K4-5 führt durch die Südwand der Sulzfluh. Mit kraftraubenden Steilpassagen und luftigen Querungen.