Kühle Flucht in die Schlucht: 4 Wanderungen in Bayern und Tirol
Sommerhitze ist ganz und gar nicht meine Sache. Um ihr zu entfliehen, gibt’s in den nördlichen Kalkalpen eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Hoch hinauf oder tief hinunter.
Diesen Sommer entschied ich mich für „tief hinunter“, sprich: Ich habe mich der Unterwelt in die Arme geworfen. Zumindest geologisch betrachtet. Mein Abstieg in die Unterwelt begann ausgerechnet in der Höllentalklamm. Dann wollte ich die Wolfsklamm in der Nähe von Schwaz durchschreiten und meine Hitzeflucht mit der ausgezeichnet erschlossenen Klamm der Leutascher Ache bei Mittenwald krönen. Ja, und dann gibt’s noch eine echte Stadt-Schlucht. Die Rosengartenschlucht ist Teil des Ortszentrums der einstigen Nordtiroler Bergwerksstadt Imst.
Wanderung im Tiefkühlfach: Die Höllentalklamm
Meine Freude, entlang des Hammersbaches endlich einmal in die Hölle abzusteigen, wurde schon bald gemindert. In diesem Fall komme Hölle von Höhle, wurde mir an einer Schautafel am Wanderparkplatz in Hammersbach beschieden. Nun gut, im Gegensatz zum Höllenfeuer verspricht der Weg so im Sommer Kühle und Frische.
Nach rund einer Stunde geruhsamer Wanderung vom Parkplatz steht man vor dem Einstiegsbereich dieser absolut unverwechselbaren Schlucht. Hier beim Klammstüberl ist eine letzte Stärkung möglich. Und dann beginnen etwa 45 Minuten Schluchtenwanderung vom Allerfeinsten. Entlang des tosenden und tobenden Hammersbaches, durch enge, in den Fels gesprengte Gänge, in denen teils Kühlschranktemperaturen herrschen. Vorbei an Kaskaden zischenden Wassers wird die Schlucht schon ziemlich eng, bevor sie sich schlussendlich weitet und den Blick auf die Berge bei Garmisch-Partenkirchen wieder freigibt.
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Tour: Durch die Höllentalklamm
Wallfahrt mit 354 Stufen: Die Wolfsklamm
Der Name schien schon immer wenig Gutes zu verheißen. Strichen dereinst Wölfe durch diese Schlucht, durch die sich der Stanserbach jahrtausendelang gefräst hat? Oder wurden die Geräusche aus der Schlucht als Heulen wahrgenommen?
Fest steht: die Wolfsklamm ist eine der interessantesten und schönsten Schluchten Tirols. Die Schluchtentour beginnt quasi im Ortszentrum von Stans bei Schwaz und führt schlussendlich über gezählte 354 Stufen himmelwärts. Im wahrsten Sinn des Wortes. Denn am Ziel der Schluchtenwanderung wartet der älteste Tiroler Wallfahrtsort, St. Georgenberg.
Schon kurz nach dem Einstieg geht’s los: die gut gesicherte Klamm mit Brücken und Stegen macht die Schluchtenexpedition zum Erlebnis. Stiegen führen wie in einem Kirchturm nach oben. Immer entlang des tosenden, in reinstem Türkis daherbrausenden Wassers.
Oben angekommen erhebt sich das Ziel dieser einzigartigen Schluchtenwallfaht kühn auf einem Felsen: die Abtei St. Georgenberg.
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Von Deutschland nach Österreich: Die Leutasch-Klamm
Wer der alpinen Romantik frönen will, kommt am Städtchen Mittenwald nicht vorbei. Das Ambiente ist mit dem Wort „lieblich“ nur unzulänglich beschrieben. Ganz in der Nähe dieser einst wichtigen Handelsstadt hat die Leutascher Ache eine schwindelerregene Schlucht in den Kalkstein gefräst. Die Leutasch-Klamm, einige Steinwürfe vom Ortszentrum entfernt, ist nicht umsonst ein beliebtes Ausflugsziel an heißen Sommertagen.
Man erreicht die Klamm locker zu Fuß. Entlang der Ache mit ihrem türkisblauen Wasser spaziert man zur Klamm, die erst im letzten Moment sichtbar wird. Ich hätte nie gedacht, wie dramatisch sich die Leutascher Ache durch den Kalkstein zwängt. Mit ein paar witzigen interaktiven Stationen wird die Schlucht auch für Kinder genial in Szene gesetzt.
Gleich neben dem Kiosk überquert man die Deutsch-Österreichische Grenze und gelangt über den Wasserfallsteig zum Klammgeistweg, der die Besucher auf modernen Steigen tief in die Schlucht führt. Mitten am Fels gehend fühlt man sich fast einem Vogel gleich. Denn das Wasser zwängt sich meist 40 oder 50 m tiefer brüllend und tobend durch die Schlucht.
Tour: Durch die Leutaschklamm
Mitten in der Stadt: Die Rosengartenschlucht
Weltweit einmalig ist sicher die Rosengartenschlucht in Imst. Inmitten der alten Bergwerksstadt gelegen, zweige ich ganz einfach bei der Johanneskirche in die Schlucht ab. So, wie in anderen Städten ein Park auftaucht, eröffnet sich mir in Imst eine pittoreske Klamm.
Schon der Name des Baches verheißt die Schroffheit dieser Schlucht: der Schinderbach hat ganze Arbeit geleistet. Die maximal eineinhalb Stunden, die man benötigt, um die rund 1,5 Kilometer lange Schlucht zu durchwandern, sind eine Zeitreise in die Erdvergangenheit. Vorbei an 230 Millionen Jahre altem Gestein erreicht man schließlich die Blaue Grotte. Eine von Menschenhand angelegte Höhle, in der schon in der Antike nach Metallen geschürft wurde.
Nur noch ein duftendes Föhrenwäldchen trennt mich von Hochimst, dem Imster Sport-Stadtteil mit Sommerrodelbahn, Skilift und dem Wald Café. Aufgrund des freien Blicks auf den Imster Grünen See zugegebenermaßen eines meiner Lieblingscafes.