Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

8 skurrile Biwakschachteln der Alpen

Hüttentipps

3 Min.

30.12.2021

Foto: DAV Sektion Mainz

Anzeige

Anzeige

von Robert Maruna

Abgesehen von vier Wänden und einem Dach über dem Kopf haben eine Biwakschachtel und ein 5-Sterne-Hotel wenig gemeinsam. Und das ist auch gut so, denn eine Biwakschachtel soll dazu dienen, in Not geratenen Bergsteigern eine wind- und regengeschützte Notunterkunft zu bieten. Oder sie wurde aufgestellt, um die Begehung von extrem langen Touren überhaupt erst möglich zu machen. Einige dieser Biwaks sind nicht nur praktisch, sondern haben auch ganz außergewöhnliche Formen. 

1. Rheinland Pfalz Biwak, 3.247 m

Ötztaler Alpen / Tirol / Österreich

Auf den ersten Blick erinnert das Rheinland-Pfalz Biwak an ein futuristisches Flugobjekt aus Stanley Kubricks epochalem Meisterwerk „2001: A Space Odyssey“ und fast möchte man meinen, dass sich die orange Raumkapsel aus der Zukunft in die Ötztaler Alpen verirrt hat. Seit 1973 - vielleicht auch deswegen die Parallelität zu Stanley Kubricks Vorstellung einer fliegende Untertasse - thront die fliegende Biwakschachtel auf dem Gipfel des Wassertalkogels (3.252 m) und bietet Platz für neun wagemutige extraterrestrische Astronauten oder eben bergsteigende Erdbewohner. Die Aussicht auf ferne Galaxien durch die Dachlucke der Biwakschachtel ist auf jeden Fall atemberaubend.


2. Günther Messner - Hochferner Biwak, 2.510 m

Zillertaler Alpen / Südtirol / Italien

Das nach dem am Nanga Parbat verunglückten Günther Messner, Bruder des gleichnamigen Extrembergsteigers Reinhold, benannte Biwak befindet sich am Wandfuß (2.510 m) der Hochfeiler Nordwand im Zillertal. Die orange-gelbe Biwakschachtel dient einerseits der Bergrettung Sterzinig als Stützpunkt für Rettungseinsätze und andererseit als Ausgangspunkt für die Steileistouren am Hochferner, Griesferner oder der Nordwand des Hochfeiler - ein Klassiker unter den alpinen Steilwandabfahrten. Das oft besuchte und meist überfüllte Biwak bietet neun Abenteurern Platz auf ihrem Weg zum Gipfel.


3. Großglockner Biwakschachtel, 3.205 m

Glocknergruppe / Kärnten / Österreich

Der Großglockner, der höchste Berg Österreichs und das Wahrzeichen der Alpenrepublik, beherbergt neben der Erzherzog-Johann-, der Stüdl- und Lucknerhütte auch eine der bekanntesten Biwakschachtel der Ostalpen. Die an der Nordseite gelegene Großglockner Biwakschachtel befindet sich in 3.205 m Höhe, auf einem Höhenrücken nordöstlich der Hofmannspitze. Das baufällige metallene Iglu hat im September 2020 aber einen würdigen Nachfolger erhalten, der direkt dahinter aufgestellt wurde. Das neue, modern designte Biwak ist nun Ausgangspunkt für jegliche Routen in der Nordwand des großen Glockners. Während das alte Biwak lediglich 8 Personen Platz bot, können im neuen 15 Bergsteiger in Schlafkojen mit Matratze, Polster und Decken übernachten.


4. Lalidererspitzen-Biwak, 2.500m

Karwendel /  Tirol / Österreich

Rein optisch wäre es wenig überraschend, wenn das Lalidererspitzen- oder auch als Karl-Schuster-Biwak bezeichnete Feldlager als Raumbasis auf der dunklen Seite des Mondes und nicht oberhalb der Laliderer Wände auf 2.495 m mitten im Karwendel liegen würde. Das alte Polybiwak auf der Mero-Plattform musste 1997 einer silbergrauen, aus Aluminium- und Holzkonstruktion gefertigten Behausung weichen. Das Dach besteht aus einer 2 mal 2 Meter großen Plexiglaskuppel, die tagsüber Licht und in klaren Nächten ein Einschlafen unter einem Meer aus Sternen ermöglicht. Fast wie ein Biwak im Freien; nur mit Strom aus Solarpanelen, einem Kochplatz und einer direkten Telefonverbindung zur Tiroler Bergrettung. Portier oder Bellboy gibt es keinen, dafür 12 Schlafplätze im vielleicht modernsten Biwak der Alpen.

Anzeige

Anzeige


5. Gruberscharten Biwak, 3.100m

Glocknergruppe / Salzburg / Österreich

Nicht unweit des Großglockners entfernt findet sich eine weitere alpine Raumkapsel, die auf den Namen Gruberscharten-Biwak hört. Das in leuchtend orange gehaltene Poly-Biwak besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff und befindet sich auf 3.100 m Seehöhe zwischen Klockerin und dem Großen Bärenkopf in den Hohen Tauern. Es wurde 1970 errichtet, 2014 einer Renovierung unterzogen und sieht aus, als ob es jederzeit startklar wäre, um neun neugierige Raumfahrer in ferne Galaxien zu schicken oder eben als Notunterkunft zu dienen. Je nach Vorhaben und Unterfangen.


6. Toni Adam-Dr. Obersteiner Biwak, 2.300m

Dachsteingebirge / Steiermark / Österreich

Das Toni Adam Biwak steht 50 Meter unterhalb des Gipfels des größten freistehenden Bergs Europas, dem Grimming (2.351 m). Es sieht aus wie eine Miniaturausgabe einer klassischen Märchenhütte der Gebrüder Grimm. Soweit so schön, weniger erfreulich ist der Grund für die Errichtung des Biwaks mit dem markanten Doppelnamen. 1948 kamen zwei der damals erfahrensten und versiertesten Alpinisten des Ausseerlandes, Franz Meier und Karl Resch, bei einer Rettungsaktion am Grimming ums Leben. Ironie des Schicksals: der vermeintlich verlorengegangene Linzer Bergsteiger Eduard Kargl konnte am Morgen des Rettungsversuches von anderen Bergsteigern geborgen werden und saß bereits im Zug nach Hause, während die beiden Ausseer Bergführer auf der Suche nach dem Vermissten ihr Leben am Berg lassen mussten.


7. Linderhütte, 2.683m

Gailtaler Alpen / Osttirol / Österreich

Die Linderhütte (2.683 m) auf dem Spitzkofelgrat in den Lienzer Dolomiten zählt zu den ältesten Biwakschachteln der Alpen. Errichtet wurde die Hütte im Jahre 1884, vom örtlichen Bäckermeister und Bergpionier Ignaz Linder. Seitdem hat sich dort oben wenig verändert. Der Spitzkofel (2.718 m) steht noch immer und der gusseiserne Ofen von damals, den Linder auf seinen Schultern 2.000 Höhenmeter den Berg hinauf schleppte, ebenso. Wer sich gerne im romantischen Anblick des Sonnenauf- und untergangs verliert, dem sei die Linderhütte wärmstens empfohlen.


8. Solvay Hütte, 4.003m

Walliser Alpen / Wallis / Schweiz

Die Schutzhütte Solvay liegt auf 4.003 m am Hörnligrat, dem Nordostgrat des Matterhorns. Sie wurde 1915 errichtet und zählt aufgrund ihrer exponierten Lage zu den bekanntesten und gleichzeitig am seltensten benutzten Hütten der Schweizer Alpen. Viel mehr gibt es über dieses schön gelegene Prachtexemplar von Notunterkunft nicht zu sagen, wenn da nicht die wundervolle Aussicht wäre...