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Hütten

Die 6 ältesten Vereinshütten der Alpen

• 10. Dezember 2020
4 Min. Lesezeit

Wir präsentieren eine Oldtimer-Parade der anderen Art: Die sechs ältesten Hütten der Alpen. Gewertet werden ausschließlich noch in Betrieb stehende Hütten der alpinen Vereine (ÖAV, DAV, SAC), womit alte ehemalige Knappenhäuser wie die Bochumer Hütte in Kitzbühel oder die Tauernhäuser wegfallen. Von den alten Hütten ist heute oft nur mehr der Name übrig: Frost, Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeiten bis zu 220 km/h machten im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Renovierungen und Neubauten notwenig.
 

1. Salmhütte, 2.644 m

ÖAV-Sektion Wien/ Glocknergruppe

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Die Salmhütte in den 1930er Jahren

Die Salmhütte ist die älteste Alpenvereins-Schutzhütte, die rein zum Zweck der Unterbringung von Bergsteigern gebaut wurde und noch immer in Betrieb ist. Bereits 1799 wurden die erste Salmhütte und weitere Unterstände errichtet, um von hier aus die Erstbesteigung des Großglockners zu wagen. Initiator, Finanzier und Hütten-Bauherr war Fürstbischof Franz II. Xaver von Salm-Reifferscheid, der durch die Besteigung des Mont Blanc zu dieser alpinistischen Pionierleistung angeregt worden war. Die Hütte wurde übrigens auch auf einer angeblich 1799 geprägten Münze dargestellt, die den Fürstbischof und „seinen“ Gipfel zeigt, obwohl dieser erst ein Jahr später erstbestiegen werden konnte.

1829 ersetzten zwei neue Steinbauten die von Moränenschub und Plünderungen verwüstete alte Salmhütte und ihre Nebengebäude, doch bereits 1881 nahm die Sektion Klagenfurt eine großzügigere Gesamt-Erneuerung in Angriff. Von 1926 bis 1929 kam es zum bislang vierten und letzten Neubau durch die Sektion Wien, ganz in der Nähe des ursprünglichen Standortes.

Die Salmhütte bietet sich als weniger stark frequentierte Alternative zu Stüdlhütte und Erzherzog-Johann-Hütte an, um den Großglockner zu besteigen. Im Sommer 2017 wurde sie durch einen Zubau erweitert und bietet neben einer neuen Stube und einer Terasse mit Glocknerblick auch einen Trockenraum im Keller.

Die Salmhütte (2.644 m), an der Südostseite des Großglockners liegend, steht bei Großglockner-Besteigungen von Kals aus im Schatten der Stüdlhütte. Obwohl die Hütte, die im oberen Leitertal am Hasenpalfen liegt, die Geschichte der Erstbesteigung des Glockners in sich trägt. 1799 wurde die erste Hütte, eine einfache Holzhütte, im Leiterkar direkt unterhalb des Großglockners errichtet. Sie gilt damit als eine der ersten alpinen Schutzhütten der Ostalpen. Später wurde die Holzhütte am selben Standort durch eine Steinhütte ersetzt, die zweite Salmhütte. Aufgrund des vorrückenden Gletschers wurde aber schließlich ein neuer Standort gesucht. Man wählte die Felswand des Schwertecks, in die die dritte Salmhütte gesprengt wurde. Schnell stellte sich allerdings heraus, dass der Felsen ständig nass war und die Bedingungen in der Hütte unerträglich waren. Das alles und wie es schließlich zum Bau der vierten Salmhütte am Hasenpalfen kam, erläutert eine Tafel an den alten Wänden der Hütte in der Felswand, rund 100 Hm oberhalb der heutigen Salmhütte.Die Salmhütte ist Ausgangspunkt - und eine sehr gute Alternative zur Stüdlhütte - für Touren auf den höchsten Berg Österreichs. Sie ist aber auch Station auf dem Wiener Höhenweg und der Glocknerrunde. 2017 erhielt die Hütte einen Zubau und damit auch eine neue Terrasse, von der aus man direkt auf den Großglockner sieht. Sie zieht Hochtourengeher, Kletterer, Skitourengeher und Wanderer gleichermaßen an. Mitten in hochalpinen Matten gelegen, birgt die Umgebung der Hütte geologische und botanische Schätze - vor allem findet man zahlreiche Edelweiss. Das Schwerteck, der Hausberg der Hütte, gilt als geologisches Einzelstück.
Geöffnet
Jun - Sep
Verpflegung
Bewirtschaftet

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2. Kürsingerhütte, 2.558 m

ÖAV-Sektion Salzburg/ Venedigergruppe

Der Wintereingang der Kürsingerhütte in den 1930er Jahren

Die Kürsingerhütte liegt im Kerngebiet des Nationalparks Hohe Tauern, nördlich des Großvenedigers auf 2.558 m. Ihre Ursprungsversion wurde 1842 nur wenige Meter neben dem heutigen Standort erbaut und wurde von Ignaz von Kürsinger, einem der Erstbesteiger des Großvenedigers in Auftrag gegeben. Schon 1874 war das Gebäude so desolat, dass es von der Sektion Salzburg ersetzt werden musste. Zehn Jahre später wurde der heutige Nordost-Trakt des Gebäudes errichtet und seitdem mehrmals erweitert. Seit 1977 gibt es auch eine Materialseilbahn, sowie eine Wasser- und Stromzufuhr. Seit dieser Zeit sorgen auch die sechs Giebel der Hütte für ihr markantes Aussehen.

Von der Kürsingerhütte bietet sich natürlich der Aufstieg zum Großvenediger an, erreicht werden kann sie von Neukirchen am Großglockner (835 m) über den Hopffeldboden (1.080 m) und die Berndlalm (1.500 m) in ca. 5,5 Stunden.

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3. Knorrhütte, 2.052 m

DAV-Sektion München/ Wettersteingebirge

Die Knorrhütte auf einer Zeichnung von E.T. Compton; dahinter der Hochwanner

Die Knorrhütte liegt an der Schwelle des Zugspitzplattes im Wettersteingebirge auf einer Höhe von 2.052 m. Sie wurde 1853/1854 auf Anregung von Prof. Dr. Sendtner und Forstmeister Pitzner und mit großzügiger finanzieller Unterstützung des deutsch-italienischen Kaufmannes Angelo Knorr erbaut. Leider verwitterte und verfiel sie jedoch innerhalb von fünf Jahren. 1873 wurde sie von der DAV-Sektion München übernommen und von Grund auf renoviert, sodass sie bequem 20 Wanderern Unterkunft bieten konnte. Seit der bislang letzten Erweiterung 1919/1920 bietet sie 34 Betten und 74 Lagerplätze.

Die Knorr-Hütte ist ein idealer Ausgangspunkt für die Begehung des Jubiläumsgrates zur Zugspitze.

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4. Johannishütte, 2.121 m

DAV-Sektion Oberland/ Venedigergruppe

Die Johannishütte mit dem unverwechselbaren Großvenediger im Hintergrund

Die Johannishütte befindet sich südlich des Großvenedigers, im Hinterbichler Dorfertal auf einer Höhe von 2.121 m. Auf die Idee ihrer Erbauung kam der Geoplast Franz Keil, die Umsetzung erfolgte 1857 unter großem Spendeneinsatz durch Erzherzog Johann von Österreich, von dem sie auch ihren Namen hat. 1871 wechselte sie erstmals den Besitzer und wurde vom DAV übernommen, fünf Jahre später durch die Sektion Prag. 1929 begann man mit einer neuerlichen Erweiterung und im Spätsommer 1930 wurde die Johannishütte feierlich wiedereröffnet. 1992 wurde sie von der Sektion Prag an die Sektion Oberland zur Betreuung weitergereicht.

Den Großvenediger erreicht man von der Johannishütte in knapp fünf Stunden, viele weitere Touren und Übergänge zu benachbarten Hütten sind möglich.

5. Stüdlhütte, 2.801 m

DAV-Sektion Oberland/ Glocknergruppe

Die ursprüngliche Stüdlhütte mit dem Teischnitzkees, dem Gamskogel und der Frußnitzscharte

Die Stüdlhütte liegt auf 2.800 m in der Fanatscharte am Fuße des Stüdlgrates, einem eher anspruchsvollen Anstieg (III+) auf den Großglockner. Mit ihr verewigte sich der Prager Kaufmann und Gründer des Kalser Bergführervereins Johann Stüdl vom ÖAV, der auch den Bau der Neuen Prager Hütte unterstützte und insgesamt als einer der Erschließungs-Pioniere der Glocknerregion gilt.

1868 wurde sie durch Stüdl komplett auf eigene Kosten und auf Anregung von Egid Pegger erbaut und am 15.9.1868 feierlich eingeweiht. Im folgenden Jahr wurde sie dem Bergführer Thomas Groder geschenkt und von diesem erweitert, danach begann sie zusehends zu verfallen. So kam es, dass Stüdl im Juli 1877 die Hütte zurückkaufte und unter das Protekorat der Sektion Prag stellte. Nach seinem Tod 1925 wurde sie durch den DAV Prag erworben und in den Jahren 1926 bis 1928 erweitert. 1987 wurde ein Winterhaus errichtet, fünf Jahre später wurde die ursprüngliche Hütte abgerissen und von einem Neubau des Architekten Albin Glaser ersetzt. Im Mai 1997 fand die Wiedereröffnung der Stüdlhütte statt.

Sie bietet zahlreiche Tourenmöglichkeiten in der näheren Umgebung, vor allem natürlich auf den Großglockner, aber auch auf den Fanatkogel (2.905 m) und die Schere (3.031 m).   

6. Grünhornhütte, 2.448 m

SAC-Sektion Tödi/ Glarner Alpen/ Schweiz

Grünhornhütte historisch
Foto: Klubhüttenalbum des SAC
Historische Aufnahme der Grünhornhütte, älteste Hütte des SAC

Genaugenommen ist die älteste Hütte des Schweizer Alpen-Clubs seit 2011 geschlossen, doch 2013, in ihrem 150sten Jubiläumsjahr, kehrte wieder Leben in die Uralt-Unterkunft im Tödi-Gebiet (Kanton Glarus) ein. Seither ist sie nämlich ein hochalpines Museum, in dem die alten Möbel und diverse Schilder von anno dazumal erzählen.

Anno dazumal – das war 1863. 861 Franken kostete damals der Bau der einfachen Hütte und ersten SAC-Übernachtungsgelegenheit im Lande. Für ein richtiges Dach reichte es allerdings nicht – die ersten Besucher zogen eine Harzdecke über die Sparren und rollten sie vor dem Weiterziehen wieder ein, weiß Gabi Aschwanden, die als Hüttenwartin der benachbarten, rund eine Gehstunde entfernten Fridolinshütte (2.111 m) viele Wanderer auf dem Weg zum „Tödi“ (3.614 m), den höchsten Gipfel der Glarner Alpen, beherbergt.

Bei der langwierigen Erstbesteigung des Tödi war es auch, als dem bergfesten Zürcher Fabrikantensohn Rudolf-Theodor Simler die Idee kam, eine Schutzhütte am Weg zu bauen. Es waren Hirten und Gamsjäger, die dafür bis zu 50 Kilo schwere Balken vom Tal heraufschleppten – und die „Erste alpine Unterkunft des Schweizer Alpenclubs“ zimmerten, wie bis heute auf einer Bronzetafel an der Grünhornhütte zu lesen steht.

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