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3.000 Höhenmeter in 24 h

Reise

2 Min.

14.11.2016

Foto: Frank Eberhard

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von Frank Eberhard

Das Ziel: 24 Stunden lang marschieren, 3.000 Meter hinauf und 4.000 hinunter. Frank Eberhard hat an einer 24 h-Wanderung im Tannheimer Tal in Tirol teilgenommen. Uns berichtet er von seinen Eindrücken.

Keiner spricht. Jedem tut etwas weh. Stundenlang stapft jeder nur im Schein seiner Stirnlampe durch die Nacht. Nur wenn ein Alpensalamander den Weg kreuzt, geht ein „Vorsicht! Nicht drauf treten“ durch die Reihen der Wanderer. Jeder ist müde, hat Mühe, die Augen offen zu halten. Schließlich ist die Gruppe seit über 13 Stunden unterwegs. Elf liegen noch vor ihr.

„Ich will sehen, wie das mit dem Schlafentzug wird“, hatte Robert vor Beginn der Tour gesagt. Der Student aus Kaiserslautern ist nach Tannheim in Tirol gekommen, um neue Erfahrungen zu sammeln, über sich, über seine körperliche und psychiche Konstitution. „Die eineinhalb Stunden nach Sonnenaufgang waren die schlimmsten“, wird er später sagen.

Viele Stunden zuvor starten 23 Dauerwanderer und drei Bergführer von der Mammut Alpine School, dem Veranstalter, an der Seilbahnstation Füssener Jöchle bei Grän. Zunächst geht es bergab. Ein älterer Teilnehmer rutscht dabei immer wieder aus und fällt hin. Er und seine Frau brechen die Tour bald darauf ab.

Der darauffolgende Anstieg in die Nesselwängler Scharte verlangt den übrigen Wanderern im Alter von 23 bis 62 Jahren volle Konzentration ab: In der prallen Sonne steigen sie über Geröll und Altschneefelder auf. Ein Helm schützt sie vor Steinschlag, während sie an einem Drahtseil Kletterpassagen überwinden. Und nicht jeder in der Gruppe ist bergerfahren. Viele der Teilnehmer sind Triathleten, Trekking-Freunde oder Marathonläufer. Nach einem weiteren Abstieg wartet das Abendessen im Gimpelhaus. Kai Uwe, Mitte dreißig, erzählt dabei, dass er eine Grenzerfahrung machen will. Dafür ist er extra aus Düsseldorf angereist. Er ist zuversichtlich, dass er die Tour durchsteht: „Ich denke, das ist vor allem Kopfsache.“

Nach dem Essen wandern die Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Nacht hinein. In der Dunkelheit steht die Gruppe auf dem 1.938 m hohen Hahnenkamm mit seiner großen Sendeantenne. Spätestens jetzt sind alle wieder verschwitzt. Weiter unten, auf dem Grat, gibt es eine kurze Pause. Nach dem obligatorischen Trinken und Müsliriegel-Verdrücken kramen die Wanderer wieder ihre Helme aus den Rucksäcken. Sie befestigen ihre Stirnlampen daran. Dann ist wieder volle Konzentration gefragt: Sie klettern an einem Fixseil auf die 1.986 m hohe Gaichtspitze. Um Mitternacht steht die Gruppe auf dem Gipfel. Was dann folgt, drückt die Motivation und geht in die Knie: Der Abstieg bis ins Tal.

Den Rest der Nacht geht es durch das Birkental stetig bergauf. Spätestens jetzt, beim monotonen Gehen, machen sich Probleme bemerkbar: Schmerzen in Knien oder Rücken und kaum auszuhaltende Müdigkeit. Doch mit dem Sonnenlicht kommt auch die Energie wieder – zumindest bei den meisten Wanderern. Nach dem Frühstück auf der Landsberger Hütte quert die Gruppe zum Schrecksee an der Deutschen Grenze und hinein ins Allgäu.

Steile Schneefelder und die brennende Sonne erschweren diese letzte Etappe. Vom See aus geht es dann endlich über einen Teil des Jubiläumswegs zurück in Richtung Tal. Nach 24 Stunden schleppen die Dauer-Wanderer sich am Ufer des Vilsalpsees entlang und erreichen ihr Ziel am Nordufer. Dort legt Robert sich auf einen Steg und hängt seine Füße ins Wasser. „So eine Tour lohnt sich“, sagt er. „Vor allem dann, wenn man seine eigene Leidensfähigkeit testen will."


Tourentipps aus der 24 h-Wanderung

Bergblick
Wanderung zum Gimpelhaus ab Nesselwängle
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T3Mittel1:35 h2,8 km518 hm
Der Schrecksee liegt im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen.
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Wanderung zum Schrecksee

T3Mittel4:30 h8,9 km885 hm
Hahnenkamm
Hahnenkamm
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Hahnenkamm

S0Leicht4:00 h14,2 km1.250 hm

24 h-Wanderungen 2017

Auch 2017 werden wieder verschiedene 24 h-Wanderungen angeboten. Wir geben euch einen kleinen Überblick.

  • Alpenregion Tegernsee-Schliersee in Bayern: 26.-28. Mai 2017
  • Berchtesgadener Land in Bayern: 30. Juni - 2. Juli 2017
  • Oberstaufen im Allgäu in Bayern: 21.-23. Juli 2017
  • Wernigerode im Harz in Sachsen-Anhalt: 4.-6. August 2017
  • Maishofen und Saalbach-Hinterglemm in Salzburg: 1.-3. September 2017
  • Donausteig in Oberösterreich: 14. Oktober 2017

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