Matsch in Südtirol – Ein Stück vom Glück südlich des Alpenhauptkammes
Foto: Karin Thöni
von Christina Schwann
Das erste Südtiroler Bergsteigerdorf am Fuße der 3.739 m hohen Weißkugel in den südlichen Ötztaler Alpen stellt sich vor.
Was macht die Matscher aus? Diese Frage können die Matscher eindeutig und einstimmig beantworten: ihre Eigenständigkeit. Obwohl der Ort, der sich an die Südhänge des Matschertales auf 1.580 m schmiegt, politisch als eine Fraktion von Mals gilt, war doch die räumliche Distanz und die schwere Zugänglichkeit des Tales immer schon dafür verantwortlich, dass sich die aktuell 460 Einwohner sehr stark mit ihrem Tal und ihrem Ort identifizierten.
Bis heute sind die rätoromanischen Flurnahmen lebendig, wie etwa „Tanaluv“– die Wolfsquelle – oder „Plan dal Uors“ – der Bärenboden. Bis weit in das 16. Jahrhundert hinein war Rätoromanisch im Tal vorherrschend, heute wird die Sprache als immaterielles Kulturerbe weitergegeben.
Zudem blickt Matsch auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Die Vögte von Matsch – die Raubritter mit blauem Blut, wie sie auch genannt werden – sorgten schon ab 1100 für Sicherheit und Unabhängigkeit. Legendär machten sie aber vor allem ihr Missbrauch der Vogteirechte, ihr Konflikt mit dem Churer Bischof, die Ermordung des Abtes von Marienberg sowie blutige Familienfeden. Kurz vor dem Ort stehen heute noch die beiden Burgruinen Ober- und Untermatsch als sichtbares Zeichen der einst gefürchteten Raubritter.
Heute zeichnet sich der Ort durch seine sehr gepflegte Kulturlandschaft und das südländisch anmutende Ortsbild aus. Die Matscher Wiesen – Trockenrasengesellschaften mit Steppenvegetation und einer Vielzahl an Schmetterlingen und Vögeln – sind Landschaftsschutzgebiet. Wegen der Trockenheit wurden zahlreiche Waale – Bewässerungsgräben – angelegt, an denen man gemütlich entlang wandern kann.
Je weiter man in das Tal hinein kommt, desto alpiner wird es. Von 1.000 m am Talboden bis zu den höchsten Gipfeln mit 3.700 m öffnet sich eine Gebirgslandschaft, die das Herz eines jeden Alpinisten höher schlagen lässt. Ein ausgezeichnetes Wegenetz führt von den Obstbäumen im Tal bis hinauf in die Gletscherregionen der Ötztaler Alpen. Die Oberetteshütte auf 2.670 m ist wichtiger Stützpunkt für zahlreiche Bergtouren, wie die Runde zu den Saldurseen, die als höchstes Seenplateau Südtirols gelten. Unweit davon, ganz am hintersten Ende des Matschertales, befinde sich der Matscherjochsee, der auf 3.188 m gelegen überhaupt als der höchste Bergsee der Alpen gilt.
Zusammenfassend muss man eindeutig sagen: Matsch ist ein äußerst würdiges erstes Südtiroler Bergsteigerdorf und unbedingt einen Besuch wert.
Fakten zu Matsch:
- Anreise: Von Norden über den Reschenpass bis Tarsch, links nach Matsch abzweigen. Von Süden über Meran durch den Vinschgau bis Tarsch und rechts nach Matsch abbiegen.
- Öffentliche Anreise: Regionalzug Bozen-Meran; Vinschgerbahn Meran-Mals; Citybus Linie 278 nach Matsch.
- Höhenlage: 1.580 m
- Einwohner: 460
- Gebirgsgruppe: Ötztaler Alpen
- Höchste Erhebungen: Weißkugel (3.739 m), Äußerer Bärenbartkogel (3.475 m), Schwemmserspitze (3.433 m)
- Schutzhütte: Oberetteshütte, AVS (2.670 m)
- Almen: Matscher Alm, bewirtschaftet (2.045 m), Upialm, Gondaalm
- Weitere Informationen
Hütten und Touren
Die Oberetteshütte
Wanderung zur Oberetteshütte von den Glieshöfen im Matschertal
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Die Bergsteigerdörfer im Portrait
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TV-Tipp: Über den Wolken – Südtirols höchste Schutzhütten
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Die Hütten des Alpenvereins Südtirol
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Die Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran, E5