Notfall am Berg: Alternativen zum Mobiltelefon
Im letzten Teil unserer Sicherheitsserie rund ums Thema „Alarmierung bei alpinen Notfällen“ stellen wir euch technische Alternativen zum Mobiltelefon vor.
Im Alltag sind wir es gewöhnt, mit unserem Handy jederzeit übers Mobilfunk-Netz miteinander kommunizieren zu können. Wir erwarten, jede beliebige Telefonnummer wählen und auch E-Mails mit größeren Datenmengen senden und empfangen zu können. Im alpinen Gelände kann man sich darauf nicht immer verlassen. Welche Notrufnummern man wann wählen kann, haben wir bereits geklärt – ebenso die Frage, was zu tun ist, wenn das Handy über kein Netz verfügt.
Heute zeigen wir euch technische Alternativen zum klassischen Mobiltelefon. Diese ermöglichen auch ohne Handynetz das Alarmieren der Rettungskräfte, bzw. die Kommunikation mit der Außenwelt.
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Satellit
Die Technik der Wahl ist heute die Kommunikation via Satellitensystem. Noch vor wenigen Jahren nur für James Bond und Co. vorstellbar, sind einige dieser Systeme inzwischen derart günstig und alpintauglich, dass sie auch immer mehr Bergführer standardmäßig mitführen.
Am praktischsten sind dabei Satelliten-Mobiltelefone: Mit ihnen kann – je nach verwendetem Satelliten-Netz – von nahezu überall aus eine beliebige Telefonnummer gewählt werden. Und: Man kann ebenso zurückgerufen werden. Das Absetzen eines gezielten Notrufs ist damit problemlos möglich, sobald eine „Sicht zum Satelliten“ besteht und sich das Telefon einwählen kann.
Für Bergsteiger im Alpenraum hat sich das Thuraya-Satellitennetz bewährt. Es bietet bei überraschend niedrigen Kosten eine verlässliche Netzabdeckung, sobald ein Sichtfeld nach Süden besteht, wo die geostationären Satelliten stehen. In sehr nördlichen und südlichen Breitengraden besitzt das Thuraya-System allerdings ebenso wenig Netzabdeckung wie in Amerika. Hier müssen alternative Satelliten-Systeme – etwa Iridium, Inmarsat oder Globalstar – verwendet werden. Diese sind in der Regel jedoch meist kostenintensiver.
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Keine Sprache, dafür Daten (SMS, Mail) können mit sogenannten Satelliten-Messengern in eine Richtung (Senden) oder beide Richtungen (Senden & Empfangen) übertragen werden. Diese Messenger sind nochmals kleiner, leichter und günstiger als ein Satelliten-Mobiltelefon. Es gibt auch Modelle, die mit dem „normalen“ Smartphone gekoppelt werden können und dann wie ein Modem für Textnachrichten dienen.
Unter Alpinisten haben sich hier die Modelle von Spot (Globalstar-Satellitennetz) und inReach beziehungsweise Garmin (Iridium-Satellitennetz) durchgesetzt. Beide Dienste verfügen über eine durchgehend besetzte Notfallzentrale, die per Knopfdruck verständigt werden kann. Über die hinterlegten Daten und die übermittelte GPS-Position können dann in weiterer Folge die lokalen Rettungskräfte informiert werden.
Damit nicht genug: Es gibt auch eine Funktion, die es Freunden mit einem entsprechenden Link ermöglicht, die jeweils aktuelle Position des Messengers auf Google Maps mitzuverfolgen.
Die Kosten – sowohl für ein Satellitentelefon als auch für einen Messenger – setzen sich aus dem Anschaffungspreis des jeweiligen Geräts und dem gewählten Datenpaket zusammen. Je nach Nutzergruppe und geplantem Einsatz gibt es vom Gelegenheitsnutzer bis zur täglich aktiven Expeditionsgruppe unterschiedliche Tarife.
Funk
In der Schweiz ist der „Rega-Notfunk“ in Gebieten ohne Mobilfunk-Abdeckung verbreitet. Dabei handelt es sich um ein Funkgerät, mit dem man direkt zur Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega Kontakt aufnehmen kann. In den anderen Alpenländern gibt es (leider!) keine eigene Notfallfunk-Frequenz für Bergsteiger.
Für die Kommunikation innerhalb einer Gruppe setzen sich die kleinen und kostengünstigen PMR-Funkgeräte (Private Mobile Radio) immer stärker durch. Sie besitzen aber nur eine sehr beschränkte Reichweite von maximal 5 Kilometern. Beim Freeriden haben sich diese Geräte bereits zur gruppeninternen Kommnikation etabliert. Je nach Verbreitung und Szenario kann dieses System für alpine Notsituationen hilfreich sein. Zum Beispiel wenn ein Gruppenmitglied zu einem Punkt aufsteigt, wo Mobilfunk-Empfang besteht, dort einen Notruf absetzt und weiterhin mit dem Unfallort via Funk kommunizieren kann.
Ad-Hoc-Netzwerke
Wie beim PMR-Funk hängen auch hier die Möglichkeiten wieder von der Verbreitung der Systeme ab. Das heißt: Wie viele Bergsteiger stehen in meiner Geländekammer zur Verfügung um ein solches Netzwerk aufzubauen. Das System läuft über Apps, welche vorab am Mobiltelefon installiert werden. Über verschiedene Frequenzen – etwa Wlan, Bluetooth, UTMS/G3 – bauen die Geräte dann ein eigenes Netzwerk auf, über das zumeist in Form von Textnachrichten, also SMS und E-Mail, kommuniziert werden kann. Aktuell finden diese Netzwerke noch kaum Verbreitung, mit Blick auf die Zukunft stellen sie aber eventuell eine Option zur Kommunikation im Gebirge dar. Das Interessante an Ad-Hoc-Netzwerken: Ein abgesetzter Notruf wird von Smartphone zu Smartphone weitergereicht – und zwar solange, bis das erste Gerät Mobilfunk-Netzempfang hat.