Notfall am Berg: Wann mit wem telefonieren?
Über Vorteile und Grenzen eines Mobiltelefons beim Bergsteigen haben wir bereits berichtet. Wen wir in welcher Situation beziehungsweise bei welcher Netzabdeckung im Gelände tatsächlich erreichen können, erläutern wir hier.
„Komme ich am Berg in eine Notsituation, dann hole ich mein Mobiltelefon heraus und rufe die Bergrettung an!“ Diese Ansicht ist unter vielen Bergsteigern – besonders unter Einsteigern – weit verbreitet. Manchmal funktioniert das zum Glück auch genauso. Manchmal aber auch nicht. Wann kann man also wen erreichen?
Das hängt von der verfügbaren Mobilfunk-Netzabdeckung ab. In der Nähe von größeren Siedlungsräumen oder Bergbahnen ist meist Netz verfügbar. Abseits davon gibt es in Österreich und allen anderen Alpenländern aber oft kein verfügbares Handynetz. Doch der Reihe nach:
Idealsituation: Eigenes bzw. Roaming-Netz
Das Mobiltelefon zeigt am Display wie im Tal mit einem oder mehreren Balken Signalstärke mein „Heimnetz“ an, also das meines SIM-Karten-Anbieters. Wie gewohnt kann jetzt jede beliebige Telefonnummer angerufen werden und ich kann auch zurückgerufen werden.
Bei einem Notfall kann ich nun gezielt die für meine Situation beste Rufnummer wählen: Zum Beispiel (in Österreich) den Alpinnotruf 140, den Euro-Notruf 112, die Nummer eines lokalen Rettungsdienstes oder der Schutzhütte. Die Rettungskräfte können mich auch jederzeit zurückrufen, etwa um mich über ihre Ankunftszeit zu informieren oder mir Verhaltensanleitungen zu geben. Das funktioniert übrigens ebenso in einem „Fremdnetz“, mit dem mein Anbieter ein Roaming-Abkommen hat.
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O.K.: „Nur-Notruf“ – das heißt: Fremdnetz
Ich befinde mich innerhalb der Abdeckung eines Mobilfunk-Netzes mit ausreichender Signalstärke, aber es handelt sich um ein Fremdnetz, mit dem mein SIM-Karten-Anbieter kein Roaming-Abkommen hat.
Wie im Tal zeigt das Display meines Mobiltelefons nun an, dass ich nur einen Notruf absetzen kann. Über diese Anzeige verfügen alle modernen Handys, sie unterscheidet sich allerdings von Modell zu Modell und von Software zu Software. Ich kann nun also nur „Notruf“ (o. ä.) drücken, nun wird immer automatisch der Euro-Notruf 112 gewählt. Je nach Land geht dieser an eine Leit- oder Polizeidienststelle und ist für einen alpinen Notruf mehr oder weniger ideal. Auf alle Fälle wird einem geholfen – auch wenn man unter Umständen weiter verbunden werden muss.
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Allerdings kann man in einem Fremdnetz von niemandem zurückgerufen werden! In der Praxis bedeutet das, dass man selbst erneut die 112 anrufen und nachfragen muss, wenn man beispielsweise wissen möchte, wann die Rettungskräfte eintreffen.
Übrigens: Aus den Anfangszeiten der Handys geistert immer noch das Gerücht herum, wonach man für einen Notruf in einem Fremdnetz die SIM-Karte herausnehmen und statt des PIN-Codes direkt den Notruf 112 wählen soll. Das ist einerseits komplett praxisfremd und andererseits auch nicht mehr notwendig. Alle modernen Handys zeigen mittlerweile auch bei gesperrtem Start-Display „Notruf“ an - dann die 112 wählen bzw. wählen lassen.
Schlecht: Kein Netz
Im Gebirge bewegen wir uns immer wieder in einem Gebiet, in dem es kein Mobilfunk-Netz gibt. Das Display meines Handys zeigt dann weder ein Heim- noch ein Fremdnetz – und damit auch keine „Notruf“-Option – an. Das heißt: Ich kann keinen Notruf absetzen, auch nicht an die 112.
Eine Notsituation wird dadurch verschärft, v.a. wenn ich z.B. nur zu zweit unterwegs bin und sich eine Person verletzt hat. Um Hilfe anzufordern muss ich dann entweder einen Punkt mit einer Netzabdeckung finden – und das bedeutet zumeist: aufsteigen – oder aber Hilfe holen gehen. In beiden Fällen kann das bedeuten, dass der Verletzte allein zurückbleiben muss.
Bin ich regelmäßig in einem Gebiet unterwegs, wo kein Netz vorhanden ist, gilt es das in der Tourenplanung beziehungsweise bei der Risikobeurteilung zu berücksichtigen. Hier kann es hilfreich sein, sich jene Punkte zu merken oder in einer Karte zu markieren, wo das Handy noch Signal hat.
Es gibt alternative Techniken, um auch ohne Mobilfunknetz die Rettungskräfte alarmieren zu können. Welche? Das verraten wir im nächsten Beitrag.