Schützenswerte Tiere der Alpen
Foto: mauritius images/ David & Micha Sheldon
von Martin Foszczynski
Die Alpen sind Lebensraum von rund 30.000 Tierarten. Jede einzelne davon ist schützenswert, manche aber sind gefährdeter als andere. Wir stellen euch 6 Alpen-Tiere vor, die streng geschützt oder noch relativ wenig erforscht sind.
Rund 30.000 Tierarten leben in den Alpen – von Nizza bis ins Wiener Becken und vom Mittelmeer bis zum Mont Blanc. Eine Vielfalt an faszinierenden Lebewesen, für die jeder Naturliebhaber nur dankbar sein kann.
Viele Tiere sind jedoch gefährdet, manche sogar vom Aussterben bedroht. Und auch in der relativen Abgeschiedenheit der Berge ist es sehr oft der Mensch, der den Artenverlust maßgeblich beeinflusst – etwa durch Rodungen, Verbauungen oder den Klimawandel.
Grundsätzlich sind alle frei lebenden Säugetiere, Vögel, Amphibien und Reptilien geschützt, wobei „jagdbare Arten“ eine Ausnahme bilden. Verschiedene regionale und überregionale Gesetze definieren den genauen Schutzstatus einer Art. Europaweit gelten beispielsweise die EU-Richtlinien für Vogelschutz und Flora-Fauna-Habitat sowie die Berner Konvention. Welcher Schutzstatus einer Tierart aktuell zugewiesen ist – von „ungefährdet“ bis „vom Aussterben bedroht“ – ist in den sogenannten Roten Listen vermerkt, etwa jenen der renommierten Organisation IUCN. Auch auf der Webseite des Umweltbundesamts sind nach Tierarten unterteilte Rote Listen abrufbar.
6 Alpen-Tiere im Fokus: Wir stellen euch 6 geschützte Gebirgs-Tierarten vor, die gefährdet oder noch wenig erforscht sind.
1. Alpenapollo (Parnassius phoebus)
Schutzstatus: Bundesweit (Österreich): „potentiell gefährdet“; Europaweit: „potentiell gefährdet“ (Europäische Rote Liste der Schmetterlinge).
Merkmale: Spannweite: 5 – 6 cm
Lebensraum: Der Tagfalter kommt in Höhenlagen zwischen 1.500 bis 2.500 m vor und ist von Juli bis September zu beobachten.
Wissenswertes: Apollo wird in der griechischen und römischen Mythologie als Gott des Lichts, des Frühlings und der Heilung beschrieben. Der lateinische Gattungsname Parnassius leitet sich vom Gebirgsmassiv Parnass in Griechenland ab, er gilt als Sitz des Gottes Apoll und seiner Musen.
2. Alpenhummel (Bombus alpinus)
Schutzstatus: Europaweit: „gefährdet“ (IUCN Rote Liste gefährdeter Arten).
Merkmale:
Königin: 22 – 26 mm Länge
Arbeiterin: 14 – 16 mm
Männchen: 15 – 17 mm
Körper: struppig behaart
Lebensraum: Die Alpenhummel lebt im Hochgebirge von ca. 1.600 bis 3.000 m Seehöhe und ist die wichtigste Bestäuberin für Gipfelregionen.
Wissenswertes: Hummeln besuchen an einem Tag (18 Stunden) circa 1.000 Blumen um Nahrung zu finden.
3. Alpensalamander (Salamandra atra)
Schutzstatus: Bundesweit: „Gefährdung droht“; Europaweit: streng geschützt (FFH-Richtlinie).
Alpensalamander benötigen aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraums durch intensive Landwirtschaft und Verbrachung akuten Schutz.
Merkmale:
Größe: 13 cm (Männchen) – 15 cm (Weibchen)
Lebensraum: Mittlere bis hohe Gebirgslagen, feuchte Bergmischwälder und Almwiesen – oft in Gewässernähe. Vor allem nachts und frühmorgens von April bis Oktober zu beobachten.
Wissenswertes: Verliert der Salamander ein Körperteil, wächst dieser – meist in verkürzter Form – wieder nach.
4. Steinadler (Aquila chrysaetos)
Schutzstatus: Bundesweit: „Gefährdung droht“ (Rote Liste Österreich), Europaweit: geschützt (VS-Richtlinie).
Der Steinadler wurde im Alpenraum Ende des 19. Jahrhunderts durch Jagd stark dezimiert – in den letzten Jahrzehnten konnte sich die Population erholen.
Merkmale:
Körpergröße: 80 – 100 cm
Flügelspannweite: 1,90 m (Männchen) – 2,20 m (Weibchen)
Lebensraum: Die starke Konzentration auf Bergregionen ist eine Folge der einst intensiven Verfolgung durch den Menschen. Im Gebirge befindet sich das Jagdgebiet meist oberhalb des Horstplatzes, da der Transport der Beute nach unten einfacher ist als nach oben.
Wissenswertes: Steinadlerpaare bleiben zeitlebens zusammen. Das Männchen übernimmt kurzfristig auch mal das Brutgeschäft, damit das Weibchen jagen kann.
5. Alpendohle (Pyrrhocorax graculus)
Schutzstatus: Bundesweit und Europaweit: nicht gefährdet
Merkmale:
Körpergröße: 35 – 40 cm
Gefieder: Einheitlich schwarz
Lebensraum: In Mitteleuropa ist die Alpendohle oberhalb der Baumgrenze bis teilweise über 3.000 m verbreitet. Alpendohlen sind sogenannte „Kulturfolger“ und fressen insbesondere auf Berggipfeln und in der Nähe von Schiliften oder Berghütten häufig Essensreste.
Wissenswertes: Alpendohlen sind exzellente Flieger und erreichen Geschwindigkeiten von 70–80 km/h, im direkten Sturzflug sogar bis zu 200 km/h.
6. Europäischer Braunbär (Ursus arctos arctos)
Schutzstatus: Bundesweit: gefährdet; Europaweit: gefährdet (Rote Liste IUCN), streng geschützt.
Österreich galt einst sogar als „Bärenland“, doch wurde er als Gefahr stigmatisiert bis ins 19. Jahrhundert - wie in ganz Europa - beinahe ausgerottet. Der Versuch einer Wiederansiedelung Anfang der 1990er-Jahre führte zur Geburt von 31 Jungtieren, scheiterte aber letztendlich. Die Zunahme der menschlichen Bevölkerung, der Lebensraumverlust durch großräumige Entwaldung und die Trennung einzelner Braunbär-Populationen durch Straßenbau und landwirtschaftliche Flächen haben den Braunbären in den größten Teilen seines einstigen Verbreitungsgebiets verschwinden lassen.
Merkmale:
Kopf- und Rumpflänge: 170 – 250 cm
Gewicht: 120 – 250 kg
Lebensraum: Braunbären bevorzugen bewaldete Gebirgsregionen.
Am Balkan und in den Karpaten kommen Braunbären in Europa immer noch in größerer Anzahl vor. In Deutschland gibt es keine wildlebenden Braunbären mehr – zuletzt zeigte sich, erstmals seit 170 Jahren, im Frühsommer 2006 ein Braunbär in Bayern („Bruno“). In Österreich werden Bären derzeit in den Karawanken, Karnischen Alpen und Gailtaler Alpen in Kärnten und in Osttirol gesichtet. Es handelt sich dabei größtenteils um wandernde Bären aus Slowenien oder dem italienischen Trentino. Von dort schaffen sie es gelegentlich sogar auf Schweizer Boden.
Wissenswertes: Der Braunbär ist eines der größten an Land lebenden Säugetiere der Erde. Umherstreifende Bären sind fast immer junge Männchen. Im Bedarfsfall können Braunbären sehr schnell laufen und Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreichen.
Video: Was tun, wenn ich einem Bären begegne? (Quelle: WWF)
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Der WWF arbeitet zusammen mit seinen Partnern seit über 20 Jahren daran, den Braunbären in den Alpen wieder heimisch zu machen.
Hier geht's zum Braunbären-Projekt des WWF mit weiteren interessanten Infos zur Tierart.
Tipp: Der Alpenverein hat kürzlich unter der Federführung des Vereins zum Schutz der Bergwelt ein Poster mit den Abbildungen von 41 geschützten Alpentieren herausgebracht. Hier könnt ihr es bestellen.
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