Wandern im Naturpark Flatzer Wand
Foto: Christina Geyer
von Christina Geyer
Sonne, Wärme, blauer Himmel: Besseres Wetter kann man sich für die Eröffnung der Wandersaison eigentlich nicht wünschen.
Und weil man es als Wiener Stadtpflanze nicht immer mal eben so nach Tirol schafft, darf es ruhig auch mal ein bisschen flacher sein. Sogar ohne Auto ist es ins Grüne nur ein Katzensprung: Mit dem Zug ist man in einer gemütlichen Stunde in Neunkirchen (Niederösterreich), von wo aus die Tour auch schon startet.
„Die Flatzer Wand ist ein verkleinertes, aber nicht kleines Abbild der Hohen Wand.“ - Alois Wildenauer
Direkt vom Bahnhof geht es über liebliche Feldwege an blühenden Bäumen vorbei bis hin zur Flatzer Wand im Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand in den Gutensteiner Alpen. Der im 19. Jahrhundert geborene Bergsteiger Alois Wildenauer soll die Flatzer Wand als ein „verkleinertes, aber nicht kleines Abbild der Hohen Wand“ bezeichnet haben. Eine treffende Beschreibung, gibt es doch auch hier einige lohnende Kletterrouten und -Steige.
Die gemächlichere Variante führt über zum Teil schmale Waldwege hinauf bis auf den Gösing, der mit 898 m den höchsten Punkt des Massivs markiert. Nur wenige Meter unterhalb des Gipfels lädt eine kleine Aussichtsbank zum Verweilen ein: An klaren Tagen hat man freie Sicht auf den Schneeberg – ein Postkartenmotiv.
Ständige Wegbegleiter inmitten der dicht bewaldeten Landschaft sind die bis zu mehreren hundert Jahre alten Schwarzföhren aus der Familie der Kieferngewächse. Mit einer Fläche, die vom Wienerwald bis hin zur Rax-Schneeberg-Gruppe reicht, zählt der Schwarzföhrenwald südlich von Wien europaweit zum größten seiner Art.
Bereits vor über 2.000 Jahren nutzten die Kelten das Harz (oder auch „Pech“) der Schwarzföhren als Klebemittel, ehe es als Grundstoff zur Erzeugung vielfältiger Produkte herangezogen wurde: Das sogenannte Gold der Region fand sich in Farben, Cremen, Arzneien und sogar im Kaugummi. Mit der systematischen Erschließung von Erdölquellen wurde das Föhren-Pech aber schließlich sukzessive vom schwarzen Gold verdrängt.
Einzig in Niederösterreich wird auch heute noch Föhren-Harz gesammelt und verarbeitet. Davon zeugen die zahlreichen kahlen Stellen im Holz der Bäume entlang der Route im Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand – und auch das ein oder andere „Pecher-Häferl“ findet sich noch unter den imposanten Schwarzföhren.
Tipp
Die Flatzer Wand ist ein wahres Mekka für Höhlen-Fans. Im Langen Loch, der größten und bekanntesten Höhle der Flatzer Wand, wurden Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu 3.000 Jahre alte Werkzeuge, Tonscherben und Knochen entdeckt.
Touren im Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand
Flatzer Wand - E 60 – Die Flatzer Wand in den Gutensteiner Alpen in Niederösterreich ist gespickt mit Kletterpassagen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Diese Tour mit insgesamt 1,3 Kilometer und einer Dauer von etwa einer Stunde ist in zwei Teile aufgeteilt, im Laufe des zweiten Abschnitts fordert eine Plattenquerung der Stufe C/D alpines Geschick. Diese Stelle kann man aber auch umgehen oder alternativ nur den zweiten Abschnitt absolvieren und über den Wiesenhang absteigen.
Flatzer Wand und Gösing von Flatz – Diese gemächliche Wanderung mit einer Strecke von etwa 9,3 Kilometer und einer Dauer von 3:30 Stunden von Flatz entlang der Flatzer Wand ist gut als Ausflugsziel für Familien geeignet. Die Route führt durch Mischwald, am Wegesrand verläuft ein Naturlehrpfad mit Schildern, bei denen man sich über die verschiedenen Baumarten informieren kann. Über ein Plateau erreicht man schließlich das Naturfreundehaus und im weiteren verlauf den Gipfel des Gösing (898 m).
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