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Ernst wandert weit, Teil 2

Warum mein Herz dem Gastein Trail gehört

• 26. Juni 2019
3 Min. Lesezeit

Ernst Merkinger nimmt zwischen Mai und September 8 der schönsten Weitwanderwege in Österreich, Bayern und Südtirol in Angriff. Im Salzburger Gasteinertal beeindrucken ihn Landschaft und Leute gleichermaßen.

Ernst Merkinger wandert Gastein Trail
Foto: Ernst Merkinger
Bankerl-Idylle am Salzburger Gastein Trail
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Soviel sei vorab schon mal verraten: Der Gastein Trail hat meine 30 Deka erobert. 30 Deka? Ach so, ich wusste nicht, dass Sie nicht wussten, dass das Herz eines Menschen im Schnitt 30 Deka wiegt. Wie auch immer… Kommen wir zu den Fakten! Der Salzburger Gastein Trail startet in Dorfgastein und endet nach 6 Etappen, 75 Kilometern und 4.643 Höhenmetern in Bad Hofgastein. Mit Ausnahme vom vorletzten Tag hab´ ich mir meine Tour sehr gemütlich eingeteilt. Vor allem die zweite und dritte Etappe mit 10 bzw. 7 Kilometern hätte ich ohne große Mühe zusammenlegen können, ABER: ich bin ja kein Weitläufer, sondern ein bekennender Weitbummler.

Ernst Merkinger gut gelaunt am Gastein Trail

Weitbummeln mit Alm-Schmankerln

Und das trifft sich gut. Das trifft sich sogar verdammt gut. Verläuft doch der Gastein Trail, der übrigens größtenteils am Salzburger Almenweg (31 Etappen, 350 Kilometer, 120 Almen) entlangführt, von Alm zu Alm – und da trifft man auf die ein oder andere Hütte, in die man einkehren und seine Tanks mit selbstgemachten Spezialitäten wie Boviden oder Spinatknödel wieder auffüllen kann. Insbesondere möchte ich an dieser Stelle die Heinreichalm, die sehr liebevoll und abseits von touristischen Massen von Franz und Sieglinde Fritzenwanker bewirtschaftet wird, erwähnen, oder die Biberalm, die nicht nur wegen der erholsamen Nacht im Zirbenzimmer, sondern auch wegen der Kaspressknödelsuppe und den süßen Zieglein – Napoleon und Gänseblümchen – bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben.

Gipfelrast mit Ausblick: Ernst am Zittrauer Tisch, mit 2.455 m höchster Punkt der 5. Etappe

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Die Etappen führen über Bäche (man sollte seine Wanderschuhe unbedingt beim Kachelofen der nächsten Unterkunft übernachten lassen) und vorbei an Kuhweiden, die von fleißig kauenden, wohlgenährten Viechern bewohnt sind. Ihr saftiges Grün und die vielen verschiedenen Blütenarten sind immer wieder ein Grund, dass ich mein iPhone aus der Hosentasche ziehe. Da und dort stehen mitten auf der Weide wunderschöne Buchenbäume mit einem Bankerl an der Seite. „Was hätten wohl die Buchenbäume und die Bankerln für Liebesgeschichten, spannende Anekdoten von der harten Arbeit am Berg, aber wohl auch vom Krieg, zu erzählen?“, geistert es mir durch den Kopf.

Landschaft und Leute

Bleibenden Eindruck haben auch die Gespräche mit den Hüttenwirten hinterlassen. Wie z.B. mit Franz von der Heinreichalm, der meint, dass Menschen, die auf Berge gehen, anderes sind. Dass er mit seiner Frau in den zwanzig Jahren als Hüttenwirt nie Probleme hatte. Die Hüttenwirtin der Biberalm (1.735 m) in Bad Hofgastein hat hingegen andere Erfahrungen gemacht. „Die Klientel hat sich seit dem E-Bike-Trend in den letzten Jahren stark verändert. Früher hat der Wanderer mehr Geduld gehabt, weil er beim Hinaufgehen den Stress des Alltags durch die entschleunigende Fortbewegung zu Fuß abgelegt hat.“ Interessant war auch das kurzweilige Gespräch mit dem Hüttenwirt der Bock-Alm, Andreas Mühlberger, der diese mit seiner Frau Alexandra betreut. „Das Wetter ist extremer geworden und die Vegetation verschiebt sich. 250 km/h Sturmspitzen und Hagel sind keine Seltenheit mehr,“ sagt er.

Solche Aussagen tun nicht nur meinem 30 Deka schweren Weitwander-Herz, sondern insbesondere auch meinem umweltliebenden Herzen weh und erinnert mich an das Zitat von Hugo Portisch: „Wir fragen uns heute, wie solche sinnlosen Gemetzel wie in den beiden Weltkriegen möglich waren? Und genauso wird man sich in Zukunft einmal fragen, warum die Menschen nichts für den Umweltschutz getan und einfach weitergelebt haben."

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Genau deswegen will ich, dass mehr Leute weitwandern gehen, um mit Menschen wie Andreas von der Bock-Alm-Hütte ins Gespräch zu kommen. Sie können die Umwelt-Krise durch ihre eigenen Erfahrungen mit den Wetterextremen besser vermitteln, als viele andere. Durchs Weitwandern kommt man auch selbst viel stärker mit der Natur in Berührung, wodurch man unabdingbar demütiger mit dieser umgeht und vermutlich selbst bewusstere Schritte setzt, die z.B. nicht geradewegs in den Flieger führen, um aus Jux und Tollerei tonnenweise CO2 in die Atmosphäre zu blasen. Es werden eher Schritte in die einzigartige Naturlandschaft unserer wunderschönen Heimat sein.

Die letzte Etappe nach Bad Hofgastein führt über eine Schlucht

Ernst Merkinger wird von Jack Wolfskin ausgestattet.

Noch mehr Eindrücke vom ersten Weitwanderweg findet ihr auf Ernsts persönlichem Blog ernstjetzt.com.

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Der Weitwanderweg im Detail:

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