Biken und Krendeln am Ossiacher See
von Riki Daurer und Vanessa Elwitschger
Der zweite Tag der Bergwelten-Hüttenwoche in der Region Villach - Faaker See - Ossiacher See steht an und verspricht einzigartig zu werden. Was sich in der Nacht angekündigt hat, ist in der Früh Gewissheit: Die Schlechtwetterfront hat sich verzogen und uns offenbart sich ein spektakulärer Weitblick auf die Karnischen und Julischen Alpen und die Seenlandschaft im Tal. Zeit, uns aufs Rad zu schwingen.
Bei rund 10 Grad verlassen wir gut eingepackt unsere Unterkunft und wandern in wenigen Minuten zur Bergstation der Kanzelbahn. Mit der Gondel geht es bergab zur Talstation direkt am Ossiacher See, wo auch der Bike-Verleih ChriSport Bike Experience stationiert ist. Inhaber Christoph betreibt den kleinen Shop im ersten Jahr und bietet neben dem Verleih auch geführte Touren an.
Weil das Angebot an Trails und Touren in der Region sehr vielfältig ist, teilen wir uns heute in zwei Teams auf: Für Vanessa, Martin und Daniel geht's mit Christoph auf eine Genussradtour rund um den Ossiacher See, während Riki und Katrin mit Guide Raphael eine steilere Variante am Ossiacher Tauern-Trail erkunden.
Team 1: Einmal um den See
Der 28 km lange Radweg rund um den Ossiacher Sees führt gut beschildert immer direkt am See entlang und bietet eine ideale Möglichkeit, das Freizeitangebot rund um den See kennenzulernen.
Beliebt auf Bergwelten
Ein Stopp, der uns unterwegs besonders gut gefallen hat: Der Slow Trail durch das Bleistätter Moor eignet sich ideal für eine Lauf- oder Spazier-Runde. Auf sieben Kilometern führt der Trail durch die artenreiche und natürlich belassene Moorlandschaft mit Bäumen, die aus dem Wasser ragen und Seerosen-Teppichen. Guide Christoph erzählt uns, dass hier über 100 verschiedene Vogelarten leben und mit viel Glück auch Biber gesichtet werden können.
Der Slowtrail kürzt den Radweg rund um den Ossiachersee ab, darf aber nicht mit den Rädern befahren werden, also schieben wir unsere Bikes und kehren zurück zum Verleih.
Die Rundtour um den Ossiachersee
- Strecke: 27 km
- Dauer: ca. 2h
Auch beliebt
- Strecke: 7,1 km
- Dauer: 2 h
Miteinander am Trail
Warum die Region Villach - Faaker See - Ossiacher See bei Radfahrern so beliebt ist, ist schnell erklärt: Hier hat man alles, was das Biker-Herz begehrt. Von gemütlichen Touren bis hin zu rasanten Trails – und dabei den See immer im Blick.
Wie vielfältig die Routen sind, zeigt uns Raphael Marko. Er arbeitet unter anderem bei Lake.Bike, wo er neben der Tätigkeit als Guide auch für das Errichten der Trails zuständig ist. „Ein Miteinander ist uns wichtig. Das heißt mit den Grundeigentümern und Verantwortlichen, aber auch mit der Natur.“
Es ist ein sanfter Zugang zum Trailbau. So will man nicht zu stark in die Natur eingreifen oder zu viel verbauen. Eher sucht man alte Wanderwege, die man von Gestrüpp und Geäst befreit, händisch bearbeitet und so nicht nur neue Trails schafft, sondern alte Wege wiederbelebt.
Das Miteinander wird auch im Bezug auf die Wegenutzung durch Wanderer und Biker großgeschrieben: Ein gut durchdachtes Leitsystem zeigt den Radlern nicht nur am Radweg am See an, wo es langgeht, sondern die Tafeln ausgewählter „Shared Trails“ sensibilisieren Biker und Wanderer darauf, dass diese Wege von beiden genützt werden. Und das funktioniert.
Team 2: Auf der Ossiacher Tauern-Tour
„Das Wichtigste ist, dass man selbst davon überzeugt ist, dass man etwas schaffen kann.“ Gute einleitende Worte von Guide Raphi für Katrin und mich. Etwas nervös sind wir zugegebenermaßen schon. „Wir starten mal sanft“ und zweigen bei der Beschilderung in Alt Ossiach auf unseren ersten Trail ab. Nach einer kurzen technischen Einführung geht es auf einem kleinen, einfachen Trail durch den Wald bergab.
Die Wurzeln sind noch rutschig von den regnerischen Vortagen und gleich haben wir auch die erste Schlammladung abbekommen. Kaum unten angekommen geht es schon wieder bergauf: Raphael will uns am liebsten gleich alle Trails zeigen. So folgen wir ihm auf den Matschy-Trail entlang der Ossiacher Tauern Tour Nr. 12 und treten fleißig in die Pedale.
Nach mehreren technischen Herausforderungen, einem kleinen Absturz, einer Notbremsung für einen Feuersalamander, einem Sprachkurs fürs Kärntnerische und mehrmaligem Bergauf und Bergab erreichen wir das eigentliche Ziel unserer Rundtour: den Ossiacher Tauernteich auf 919 Metern Seehöhe.
„Jetzt muss ich euch noch einen super Platz zeigen“ und schon sitzen wir nach einer kurzen Müsliriegel-Verkostung wieder auf den Bikes. Diesmal geht's bergab bis zu einer kleinen Bank, von der aus man den perfekten Blick über den See und auf die gegenüberliegende Gerlitzen genießt. Dass die Wettersituation noch nicht ganz stabil ist, zeigen uns die sich auftürmenden Gewitterwolken und auch die Zeit mahnt uns zur Rückkehr.
Ossiacher Tauern Tour Nr.12 im Detail
- Strecke: 13,04 km
- Höhendistanz: 435 hm
- Dauer: 2 h
Mit der Kanzelbahn geht's wieder zurück zu unserem Ferienhaus auf der Gerlitzenalpe, wo nach einer Erfrischungs- und Jausenpause schon der nächste Programmpunkt wartet. Wir bekommen Besuch und werden unsere Kochkünste unter Beweis stellen.
Kärntner Kasnudeln und das Krendeln
Die Kärntner Kasnudeln sind mehr als nur eine regionale Spezialität, sie sind eine Wissenschaft. Vom Rezept angefangen bis hin zum Krendeln, dem künstlerischen Verschließen der Teigtaschen. Und in Kärnten ist die Zubereitung anscheinend auch Voraussetzung zum Heiraten: „Wennst Krendeln kannst, kannst heiraten“, so sagt man in Österreichs südlichstem Bundesland.
Annalena Knaller führt uns heute Abend in die Wissenschaft der Kärntner Kasnudeln ein. Ihr Hof, der Baumgartner Hof in Arriach, wird seit Generationen von der Familie geführt. Auch das Kasnudel-Rezept wird von Generation zu Generation weitergegeben und heute mit uns geteilt. Vom Teig über die Topfen-Kartoffel-Fülle bis zum finalen „Krendeln“ wird alles gemeinsam zubereitet.
„Bei uns sagt man, dass man 100 Kasnudeln machen muss, um es zu können“, so die motivierenden Worte von Annalena. „Eigentlich ist es ganz einfach, Daumen und Zeigefinger zusammendrücken und die Lasche mit dem Daumen nach vorne klappen.“ Nach mehrmaligen Einführungen schauen unsere Kasnudeln wenigstens schon ungefähr so aus wie ihre. Drei Mal in der Woche bereitet sie übrigens einige hundert Kasnudeln für den Verkauf vor. Insgesamt werden 10.000 bis 15.000 Nudeln jährlich mit Hand gefertigt und verkauft oder auf der zum Bauernhof gehörenden Neugarten-Almseehütte auf der Gerlitzen serviert.
Die Nudeln sind einfach und vielfältig zugleich: „Du kannst sie mit allem füllen – Tomaten-Mozarella, oder ich mach auch welche mit Hirsch, oder süße mit Mohnfüllung und mit Honigbutter angerichtet.“
Die fertigen Nudeln werden im heißen Wasser gekocht und mit zerlassener Butter serviert. Wir sind begeistert.
Rezept Kärntner Kasnudeln
Für den Teig braucht man 1 kg griffiges Mehl, 400 ml Wasser, 100 ml Öl und 2 EL Salz. Alles wird zu einem Teig verknetet – zuerst in der Schüssel und dann auf einem Brett. Der Teig ist fertig, wenn er keine Risse mehr hat. Zugedeckt soll er nochmals 15 min bei Zimmertemperatur ruhen.
1 kg Erdäpfel, 1 kg Bröseltopfen, braune Minze (Nudelminze), Schnittlauch, Salz, Pfeffer und Muskat werden für die Fülle verarbeitet. Anschließend rollt man den Teig aus und sticht ca. 11 cm große Kreise aus (oder Geübte können diese gleich per Hand fertigen). Auf die Teigkreise kommen ca. 50 g Masse. Am besten man verwendet fürs Füllen einen Eis-Portionierer.
Nun kommt die eigentliche Kunst: Der Teig samt Fülle wird in die Handfläche gelegt. „So wie ein Vogerl musst du ihn behandeln, nicht zu fest drücken und nicht zu locker halten“, weist uns Annalena an. Anschließend drückt man die zwei Kreishälften zusammen, bis sie gut verschlossen sind. Der Rand wird nun „gekrendelt“. Hierzu mit Daumen und Zeigefinger eine Lasche bilden und mit dem Daumen von hinten nach vorne drücken.
Die fertigen Kasnudeln kommen dann ins gesalzene, kochende Wasser. Steigen sie auf, sind sie fertig. Rausnehmen, mit heißer Butter übergießen und servieren.
Wir haben heute viel gelernt – sogar ein bisschen Kärntnerisch. Begeistert sind wir von der Vielfalt der Region, von der Landschaft, der Kombination von Seen und Bergen und von den Kärntnerinnen und Kärntnern. Und gespannt sind wir auf morgen, wo es zum Draupaddeln und danach in die Villacher Innenstadt geht.
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