152 Jahre Piz Buin: Wie eine Sonnencreme zu ihrem Namen kam
Foto: Servus Verlag
Der Große Buin, besser bekannt als Piz Buin (3.312 m) verhalf Kraft seines Namens einem Sonnenschutzprodukt zu weltweitem Ruhm, oder war es doch umgekehrt? Anlässlich des 152. Jubiläums seiner Erstbesteigung gehen wir der Sache auf den Grund.
„Das Auge schwelgt im Anblick der rings am Himmelssaum funkelnden Firne, das Herz fühlt sich ergriffen von der feierlichen Stimmung, die durch den unermesslichen Raum weht.“ (Johan Jakob Weilenmann nach der Erstbesteigung des Piz Buin am 14. Juli 1865.)
An der Grenze zu Österreich und der Schweiz steht eine 3.312 m hohe Felsansammlung, die heute das 153. Jubiläum ihrer Erstbesteigung feiert. Abgesehen davon, dass dieser Steinhaufen der höchste Gipfel Vorarlbergs und die dritthöchste Erhebung in der Silvretta-Gruppe ist, weist er keine besonderen Eigenheiten auf. Denn im Grunde bleibt ein Berg immer bloß ein Berg. Und doch trägt jeder Berg seine eigene Geschichte. Dies ist die Geschichte eines Berges, der seine Berühmtheit einer Sonnencreme verdankt und trotzdem für sich steht. Vorhang auf, für den Piz Buin.
Die Tube
1938 steigt der junge Chemiestudent Franz Greiter auf die Spitze des Piz Buin. Während des Abstiegs merkt er, dass sein Gesicht zulange schutzlos der Sonne ausgeliefert war und ihm kommt eine zündende Idee: Sonnenschutz in Form einer Creme. 80 Jahre später sind die braunen Tuben mit der Aufschrift PIZ BUIN® nicht mehr aus dem Sortiment der Sonnenpflegeprodukte wegzudenken. Und so kommt ein Berg ins internationale Rampenlicht, der sonst bloß einfach ein Grenzberg zwischen Österreich und der Schweiz wäre – sowie viele andere auch. Manchmal muss man einfach zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Der Piz Buin hat sich seitdem zwar nicht großartig bewegt und vermutlich ist ihm seine weltweite Prominenz völlig gleichgültig und im Endeffekt spielt es für den steinernen Riesen aus Vorarlberg keine Rolle. Der junge Lauterracher, der einst auf seinen Gipfel stieg und sich den Sonnenbrand seines Lebens holte, wird dem Berg wohl aber für immer dankbar sein. Und jeder passionierte alpine Sonnenanbeter wird es ihm gleich tun...
Der Berg
Der Name Piz Buin stammt aus dem, im Schweizer Kanton Graubünden gesprochenen, Bündnerromanischen und bedeutet soviel wie „Ochsenspitze“. Bündnerromansich zählt gemeinsam mit dem Dolomitenladinisch und dem Friaulisch zu den rätoromanischen Sprachen, die heutzutage nur mehr von knapp einer Million Menschen in Österreich, Italien und der Schweiz gepflegt werden. Der Piz Buin steht jedenfalls an der Grenze zu Österreich und der Schweiz und ist somit ein Grenzberg, so wie unzählige andere auch. Trotz alledem ist die Erstbesteigung des Buins nicht ganz uninteressant.
Historisches
Am 14. Juli 1865 machen sich vier Menschen um 2 Uhr morgens von der Alpe Großvermunt auf der Bielerhöhe auf, um den Vorarlberger Felsriesen erstmals zu erklimmen. Die vier mutigen Bergsteiger sind der Schweizer Textilkaufmann Johann J. Weilenmann und sein Wiener Kaufmannkollegen Josef A. Specht sowie zwei österreichische Bergführer – der Paznauner Gamsjäger Franz Pröll und der Viehhändler Jakob Pfitscher aus dem Passeiertal. Über die Buinlücke und Westflanke gelangen die vier Männer in knapp acht Stunden auf den Gipfel und wieder zurück ins Tal. Ein historischer Tag für den Alpinismus in zweierlei Hinsicht: Denn am selben Morgen wagte die 7er-Seilschaft rund um den Englischen Bergsteiger Edward Whymper die Erstbesteigung des Matterhorns von Zermatt aus. Edward Whymper kehrte zurück, doch vier seiner Bergkameraden mussten im Abstieg ihr Leben lassen. Der Piz Buin war Weilenmann und seinen Kameraden gnädiger und so kam ein Berg zu seiner Erstbesteigung und – sieben Jahrzehnte später – ein Sonnenpflegeprodukt zu seinem Namen.
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