Immer dem Nachwuchs nach!
Kleine Kinder wandern nie dem einen Ziel entgegen. Aber sie wissen genau, wo sie hinwollen. Wir sind unseren Bergführerinnen Anna, 1½, und Ida, 3, einen Nachmittag lang durch die Natur gefolgt.
Text: Benjamin Koffu, Fotos: Andreas Jakwerth, Illustration: Jochen Schievink
Anna ist noch nicht so weit, also müssen wir warten. Aber eben darum geht es bei unserer heutigen Tour: Anna gibt das Tempo vor, sie entscheidet, wo es langgeht und wann. Und jetzt schläft sie eben erst mal.
Unsere Bergführerin ist eineinhalb Jahre alt und mit ihrem Vater, dem Sportkletterer Bernhard Fiedler, hier. Gemeinsam mit der dreijährigen Ida, der Tochter des Fotografen dieser Geschichte, wird Anna heute die Natur im Föhrenwald über dem niederösterreichischen Bad Vöslau erkunden. Die beiden werden einfach draufloslaufen, uns dahin bringen, wo sie etwas spannend finden, und links liegen lassen, was sie nicht interessiert. (Spoiler: Das ist nicht besonders viel.)
Im zweiten Lebensjahr beginnen sie, sich dafür zu interessieren, wie Dinge funktionieren, und erkennen langsam, wie sich Gegenstände unterscheiden. Mit eineinhalb ist dieses Verständnis schon ausgeprägter, ihre Neugierde wächst entsprechend. Ab zwei, drei Jahren beginnt eine besonders spannende Zeit der kindlichen Entwicklung – die sogenannte magische Phase. In der entwickeln Kinder ungeheure Phantasie und denken in einer „magischen Logik“, nach der alles möglich ist. Erinnert ein Baumstamm an einen Drachenhals, ist er auch einer, ähnelt ein Stein einer Schildkröte, klarer Fall: Das ist eine Schildkröte, um die man sich kümmern muss.
Ida hat neben dem Waldweg einen weiteren Ast gefunden. Er hat die Form eines T, ist um die 15 Zentimeter lang – und jetzt ihre Kamera, mit der sie auf der Suche nach schönen Motiven querfeldein spaziert.
Während am Wegesrand gespielt und experimentiert wird, erzählt Bernhard Fiedler, wie seine Frau und er mit Anna Ausflüge in die Natur machen. Annas Wortschatz bestehe zwar vor allem aus „Aua“, „Mama“, „Papa“, „da“ und natürlich „Anna“, sagt er, aber sie könne auch so sehr gut vermitteln, was sie gerade will. „Wenn sie sich in einer Umgebung sicher fühlt“, sagt Bernhard, „beginnt sie, diese auf eigene Faust auszukundschaften. Dabei muss man sie natürlich begleiten.“
Weiterwandern mit Anna und Ida
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