4 Literaturempfehlungen aus der Bergwelten-Redaktion
Am 23. April wird der Welttag des Buches begangen. Und weil die Bergwelten-Redaktion natürlich am liebsten über Berge liest, fallen auch die Tipps entsprechend aus: 4 Literaturempfehlungen für alle, die von den Bergen nicht genug bekommen können.
1. Mary Shelley: „Frankenstein“
Empfohlen von Bergwelten-Autorin Sissi Pärsch
Ich weiß nicht, wie vielen Menschen ich die Lektüre von Mary Shelleys „Frankenstein“ bereits aufgezwungen habe. Der Begriff Weltliteratur wirkt leider auf viele abschreckend – und jedermann glaubt Frankenstein zu kennen. Tatsächlich? Wer weiß denn, dass Frankenstein nicht das Monster ist, sondern dessen Erschaffer? Und wer weiß schon, was Frankenstein zu dieser Schöpfung treibt? Oder welche Rolle die gewaltige Natur der Schweizer Bergwelt in dem Roman spielt?
Und wer kennt den Lebensweg der Autorin, die gerade einmal 19 Jahre alt war, als sie den Plot entwickelte? Da hatte sie schon ausreichend Verlust für zig Leben hinter sich: Der Tod der Mutter kurz nach ihrer Geburt (auch Frankenstein verliert seine Mutter früh), der Verlust des eigenen Kindes, das sie mit dem Dichter P.B. Shelley hatte und dessen erste Frau Selbstmord beging. Frankenstein ist ungemein dicht, spannend, bewegend und absolut lesbar. Und es ist ein Zeugnis der aufkeimenden Begeisterung für die wunderschöne und zugleich mächtige, wilde Bergwelt. Lesen!
Weitere Informationen:
Beliebt auf Bergwelten
Mary Shelley: „Frankenstein oder der moderne Prometheus“. Re-Image Verlag, 6,95€.
2. Edwin Schmitt: „Karwendel“ (Bildband)
Empfohlen von Content-Managerin Riki Daurer
Auch beliebt
Das Karwendel beginnt hinter der Nordkette meiner Heimat Innsbruck und ist eines meiner absoluten Lieblingsziele in den Alpen. Es wirkt wilder, einsamer, massiver als viele andere Regionen, aber hat auch seine ganz sanften Seiten – die Betitelung „Klein-Kanada“ passt schon perfekt. Wir sind hier viel auf unterschiedlichste Arten unterwegs: Biken, Bergsteigen, Wanderungen mit Hüttenübernachtungen. Wieso also ein Bildband über eine Region, die wir vor der Haustür haben?
Weil Fotograf Edwin Schmitt mir mit seinem Blick das Karwendel ganz neu eröffnet. Natürlich zeigt er auch das große Ganze und viele Ecken, die wir kennen. Dazu aber eben auch Felsformationen, fossile Strukturen, Details, die ich niemals wahrgenommen habe. Inzwischen haben wir mit den Kindern das Buch mit zig Vermerken beklebt – alles Orte, denen wir nachspüren wollen. Das war die perfekte Familien-Betätigung bei schlechtem Wetter – und ich freue mich darauf, die „Liste abzuarbeiten“.
Weitere Informationen:
Edwin Schmitt: „Karwendel“. Bergverlag Rother, 39,90€.
3. Heinrich Harrer: „Mein Leben“
Empfohlen von Social Media-Mann Simon Schöpf
YOLO. Ha, endlich! Wie lange ich schon einen Text mit diesem wunderbaren Akronym beginnen wollte. Sag bloß, du hast das jetzt noch nie gehört und kennst höchstens ein JoJo? YOLO steht für You Only Live Once. Eine Weisheit, so alt wie die Menschheit, da werden auch alle (außer Buddhisten und Katzen) zustimmen.
Das LO, das „living once“, kann nun aber auf der subjektiv-praktischen Ebene äußerst vielfältig gelebt werden. Erst bekommt man Pickel, dann schütteres Haupthaar, arbeitet dazwischen ein wenig, und das war's, aus, vorbei. Oder auch: Man erstbegeht die Eiger Nordwand, bricht fünf Mal aus einem Militärgefängnis in Indien aus, um dann über 2.000 Kilometer zu Fuß bis nach Lhasa zu marschieren, wird dort der beste Buddy des Dalai Lama, verbringt sieben Jahre in Tibet, steht als erster am Mount Hunter in Alaska und der Carstensz-Pyramide in Neuguinea, schreibt ein paar internationale Bestseller und wird nach all dem auch noch 93 Jahre alt. Allein deshalb muss man Heinrich Harrers Autobiografie „Mein Leben“ studieren: Jede der 542 Seiten würde alleinstehend ein ganzes Menschenleben füllen. Harrer selbst meint dazu: „Ein vernünftiges Leben wäre mir viel zu langweilig gewesen“. Klingt vernünftig. YOLO.
Weitere Informationen:
Heinrich Harrer: „Mein Leben“. Ullstein, 22€.
4. John Porter: „Besser Tiger als Schaf“
Empfohlen von Bergwelten Online-Redakteurin Christina Geyer
Durchfeierte Nächte, exotische Expeditionen, durchkletterte Tage. Dieser Rhythmus bestimmte das Leben der Kletterelite der 70er-Jahre. Und ganz vorn mit dabei: Alex MacIntyre. Ein junger Brite, ein wilder Hund. Alkoholexzesse? Kein Problem. Immerhin konnte man den Körper so schon einmal auf den Sauerstoffmangel jenseits der 6.000 Meter-Marke gewöhnen. Es sind Anekdoten wie diese, die das Buch „Besser Tiger als Schaf“ so lesenswert machen. Autor John Porter setzt seinem langjährigen Seilpartner Alex MacIntyre damit ein würdiges Denkmal – ebenso wie einer Generation, die so lange und so extrem kletterte, bis sie nahezu ausgestorben war.
Reinhold Messner urteilte einmal, dass keiner den modernen Stil in schwierigen Achttausenderwänden konsequenter gegangen sei als Alex MacIntyre. Kein Wunder: Sein Ehrgeiz trieb ihn zum Äußersten. Und so musste es vielleicht kommen, wie es kam: Mit nur 28 Jahren wurde er in der Südwand der Annapurna von einem faustgroßen Stein getroffen – und starb. Als Tiger, nicht als Schaf.
Weitere Informationen:
John Porter: „Besser Tiger als Schaf“. Tyrolia, 22,99€.