Die liebsten Bergbücher der Redaktion
Zwei Feststellungen: 1) Bücher gibt es viele, sehr viele; 2) das Leben ist kurz, sehr kurz. Und weil man an den schönen Tagen schlussendlich auch noch Berge besteigen will, bleibt einem im Leben letztendlich nicht endlos viel Zeit zum Lesen, auch wenn man sich das manchmal wünschen würde.
Zum Welttag des Buches haben wir in der Bergwelten-Redaktion deshalb 4 Buchtipps vom Berg und Tal gesammelt, mit denen du deine Zeit ganz bestimmt nicht verschwendest. Viel Vergnügen!
Wo die wilden Hunde wohnen
von Walter Klier, Anette Köhler (Hg.)
Simon Schöpf, Online-Redaktion: „Klettergeschichten sind doch nur was für Kletter-Freaks, werden jetzt einige einwerfen. Stimmt. Doch wer den (fast schon unglaublichen) Erzählungen in Wo die wilden Hunde wohnen ganz unvoreingenommen begegnet, der wird nicht nur Klettergeschichten finden, sondern vielmehr die Geschichten vieler unkonventioneller, aufregender Leben. Leben, die für Leidenschaft riskiert und mit den intensivsten aller Erfahrungen belohnt wurden.
Soll jetzt nicht heißen, dass wir deshalb gleich alle ungesichert in brüchige Überhänge einsteigen sollen oder den Lebenssinn mittels einer durchgefrorenen Biwaknacht in der Langkofel-Nordwand erlangen. Soll aber durchaus ein Plädoyer sein, die ach so gemütliche Komfortzone doch endlich zu verlassen und auf Entdeckungsreise zu gehen.
Deshalb sei Wo die wilden Hunde wohnen vor allem all jenen ans Herz gelegt, die bis dato die Dülferführe in der Totenkirchl-Westwand noch nicht mal aus Erzählungen kennen: Entdecket Neuland, entdecket Leidenschaft, entdecket die spielerische Leichtigkeit des Seins!“
Walter Klier; Anette Köhler. Wo die wilden Hunde wohnen
Tyrolia, 4. Aufl. 2015, 192 Seiten, 17,95 Euro
Walden oder Leben in den Wäldern
von Henry D. Thoreau
Christina Geyer, Online-Redaktion: „Walden“ von Henry D. Thoreau ist ein echter Klassiker: Wer vom Aussteigen träumt, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Obwohl es bereits über 150 Jahre alt ist, scheinen Thoreaus Ansichten an Gültigkeit nichts verloren zu haben. Eher bedienen sie heute mehr denn je die Sehnsüchte all jener, die mit Schwärmereien vom einfachen Leben in der Natur auf überbordenden Konsumismus reagieren. Wenn Thoreau das mit dem Anhäufen von Schätzen befasste Leben ein „Narrenleben“ nennt und trotzig bekundet, lieber „allein auf einem Kürbis als zwischen andere gezwängt auf einem Samtkissen“ zu sitzen, nicken die arbeitsüberdrüssigen Träumer auch heute noch bestätigend.
Thoreau zumindest weiß, wovon er da spricht: Er hat sich für zwei Jahre in die Wälder von Massachusetts zurückgezogen, am Waldensee seine eigene Holzhütte gezimmert und von selbstgebackenem Brot gelebt. Sein Verständnis von Reichtum ist gänzlich abgekoppelt von materiellen Werten – reich ist für Thoreau, wer sich Entbehrung leisten kann.
Geld und Geschäftigkeit haben für Thoreau nichts mit dem echten Leben zu tun. Vielmehr würden sie uns fortlaufend von den wesentlichen Dingen ablenken – uns gewissermaßen wegführen vom wirklichen Leben.
So ernst wie Thoreau muss man es dann mit den eigenen Ambitionen natürlich nicht halten. Dennoch: Man darf schon mal davon träumen, die Nabelschnur zum angepassten Leben zu durchtrennen. Und das geht wahrlich kaum besser als mit Thoreaus zeitlosem Plädoyer für Bescheidenheit, Naturverbundenheit und Selbstbeschränkung.“
Henry D. Thoreau (1854). Walden
Anaconda, 304 Seiten, 7,20 €, ISBN 978-3-86647-377-5
Die Welt zu Füßen. Touren mit 18 berühmten Bergführern
von Hans-Joachim Löwer
Sissi Pärsch, Bergwelten-Profi: „Dieses Buch erzählt keine alpinen Sensationen“ – so lautet der Auftakt des Autors Hans-Joachim Löwer in seinem Vorwort. Vielleicht ist der Satz als Warnung zu verstehen, für all diejenigen die es nach alpinen Sensationen dürstet. Ich möchte hingegen fast durchschnaufen. Endlich! Keine steilen Heldentaten mit Trommelwirbel. Stattdessen Geschichten am Wegesrand des Berges. Das tut gut und es passt so wunderbar zum Erlebnis Berg. Löwer – der in Garmisch-Partenkirchen lebt und über Jahrzehnte Auslandreporter für den Stern war – hat mit 18 legendären Bergführern Gipfel bestiegen. Auf über 200 Seiten porträtiert er die charakterstarken Typen, spricht über ihre Erlebnisse, deckt Erinnerungen auf und fängt dabei geschickt die Kulisse der Berge ein.
Da ist die zierliche wie zähe Marianne Ebneter aus der Schweiz: ganze 48 Kilogramm auf 157 cm. Die Tour mit ihr muss der Autor wegen seiner zickenden Achillessehnen abbrechen – der Gang hat sich dennoch gelohnt. Der Südtiroler Mario Senoner aus Südtirol ist Jahrgang 1934 und hält seine Hunderten von Touren wohl sortiert auf kleinen Zetteln fest. Und der Steirer Klaus Hoi – der „Hausmeister vom Dachstein“ – geht lieber Wege abseits von Klettersteigen und Trendrouten. „Die Auseinandersetzung mit dem Berg“, sagt der, der seit 1965 führt, „nimmt für mich niemals ein Ende.“ Das ist gut so. Die Berggeschichten werden so auch niemals ein Ende nehmen!
Hans-Joachim Löwer. „Die Welt zu Füßen. Touren mit 18 berühmten Bergführern“
Raetia Verlag Bozen. 208 Seiten, 24,90 Euro.
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The Dharma Bums
von Jack Kerouac
Martin Foszczynski, Online-Redaktion: Fast jeder kennt Jack Kerouacs autobiographischen Roman „On The Road“ (deutscher Titel: „Unterwegs“). Im 1957 erschienenen Literatur-Klassiker beschreibt der US-amerikanischen Schriftsteller in zügelloser Sprache den Landstreicher-Lebensstil der sogenannten „Beat-Generation“. Das Buch strahlte auf die kommende Hippie-Bewegung aus und ist bis heute Kult. 2012 kam die obligatorische Verfilmung in die Kinos.
Weniger bekannt ist Kerouacs im Jahr darauf erschienenes „The Dharma Bums“. Der Titel der deutschsprachigen Ausgabe wurde – etwas abenteuerlich – mit „Gammler, Zen und hohe Berge“ übersetzt. Wenigstens vermittelt er besser als das Original, wohin die Reise führt – nämlich in die Vertikale. Während die Protagonisten in „On The Road“ noch per Auto(-Stopp) ziellos die Weiten des U.S.-amerikanischen Kontinents durchquerten, machen die Dharma-Bums („Zen-Vagabunden“) nunmehr die Berge der Sierra Nevada unsicher. Das passt in die Zeit der späten 1950er-Jahre. Damals griff an der Westküste der Buddhismus als alternativer Lebensstil um sich – insbesondere in der kalifornischen Bergsteigerszene. Auch Kerouac wandte sich neben seinem alkoholträchtigen „City Life“ in San Francisco fernöstlichen Philosophien zu. Maßgeblich darin beeinflusst hat ihn der Essayist Gary Snyder, der im Roman als Japhy Ryder auftaucht.
Die Jagd nach „der buddhistischen Erfahrung“ in den Bergen ist das Hauptthema des Romans, und gleichzeitig seine witzigste Facette. Es ist oft zum Schreien komisch – lesend – diesem Haufen chaotischer Möchtegern-Zen-Buddhisten und -Bergsteiger („Morley the yodeller“!) beim euphorischen Aufbruch in die Berge – etwa auf den Matterhorn Peak in Kalifornien – zuzusehen. Ihr philosophischer Background scheint mindestens so fragil, wie ihre bergsteigerischen Fähigkeiten – wobei durchaus viel fachgesimpelt wird.
Am Ende bricht Japhy Ryder konsequenter Weise nach Asien auf, um dort von einem Mönch zu lernen. Ray, Kerouacs Alter Ego im Roman, nimmt dessen Stelle als Feuermelder des U.S. Forest Service auf dem Desolation Peak (North Cascades, Washington) an. Dort sitzt er einsam auf einer Bank vor der Berghütte und schwärmt über die Aussicht auf die Gipfel. Empfehlung! Unbedingt auf Englisch lesen.
Jack Kerouac. The Dharma Bums
Penguin Modern Classics, 224 Seiten, 12,95 Euro
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