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Die 6 gefährlichsten Wanderwege der Welt

Wissenswertes

6 Min.

31.10.2023

Foto: mauritius images/ Itdarbs / Alamy

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von Martin Foszczynski

Wer gerne genusswandert, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen: Löchrige „Himmelsleitern“, tropische Buschpfade und entlegene Felsenlabyrinthe ohne einen Tropfen Wasser. Das sind die wohl waghalsigsten Wanderwege rund um den Planeten.

Achtung: Die hier angeführten Wanderwege sind zum Teil lebensgefährlich und illegal. Wir raten stark davon ab, sie zu begehen.


1. Caminito del Rey

Spanien

Der Jakobsweg mag der berühmteste Wanderweg Spaniens sein, der gefährlichste war bis 2015 aber definitiv der Caminito del Rey. Auf dem zunehmend maroden Canyon-Klettersteig in rund 100 Metern Höhe wurde wohl schon so manches Stoßgebet Richtung Himmel geschickt – einigen Wanderern nutzte das leider nichts. Nachdem in den bis zu 200 Meter tiefen Schluchten binnen kurzer Zeit vier Menschen ums Leben kamen, sperrte die Lokalregierung 2001 den langsam wegbröckelnden Weg aus Betonplatten (wo der Weg noch hielt, fehlte oft das Drahtseil) – erst 14 Jahre später und nach einer 2 Millionen Euro teuren Restaurierung wurde er wieder eröffnet.

Heute ist der einst „gefährlichste Wanderweg Europas“ eine fast 8 Kilometer lange, gut gesicherte Wander-Strecke, die teils über Holzstege führt. Für den Abschnitt durch die Gaitanejo-Schlucht sind sogar Helme vorgeschrieben.

Der Ursprung des Caminito del Rey liegt übrigens am Beginn des 20. Jahrhunderts. Er wurde zwischen den Wasserfällen Gaitanejo und El Chorro gebaut, um Baumaterial für ein in der Kluft geplante Wasserkraftanlage transportieren zu können. 1921 weihte König Alfons VIII das Bauwerk ein – dem Weg, über den er zum Staudamm gelangte, blieb seither die Bezeichnung „Königs-Pfad“.


2. Huashan-Pfad

China

Der Hua Shan („Gelber Berg“) in der Provinz Shaanxi, einer der fünf heiligen Berge Chinas, ist eigentlich ein Bergmassiv mit mehreren Gipfeln bis 2.155 m Höhe. Während der Zustieg über einen touristentauglichen, gepflasterten Pfad verläuft, geht es für all jene, die auf einen der mit taoistischen Tempeln geschmückten Gipfel wollen, so richtig ans Eingemachte.

Über nur 30 cm breite, teilweise morsche und mit rostigen Nägeln fixierte Holzbretter geht es die Steilwände entlang – im besten Fall, denn an manchen Stellen gibt es nicht einmal Bretter über dem 1.000-Meter-Abhang und die Füße müssen mit einfachen Löchern im Fels vorliebnehmen. Festhalten kann man sich an einer in den Felsen geschlagenen Eisenkette, die man bei uns eher mit Ritterburgen, als mit Klettersteigen in Verbindung bringen würde. Gegenverkehr ist auf den klapprigen Brettern wahrscheinlich, denn es geht auf demselben Pfad wieder hinunter.

Immerhin: Mittlerweile bekommt man am Einstieg zumindest einen Klettergurt. Es heißt, dass hier früher rund hundert Menschen jährlich ums Leben kamen – verlässliche Angaben gibt es aber nicht. Ob die Todesrate angesichts der ausgeprägten Selfie-Leidenschaft der Chinesen wirklich gedrückt werden konnte, darüber kann man nur spekulieren.

Klaas Heufer-Umlauf vom TV-Duo „Joko und Klaas“ hat sich über den Huanshan-Pfad gewagt – aber seht selbst.


3. Zhuilu Old Road

Taiwan

Schon die Anfahrt zur Zhuilu Old Road ist ein Erlebnis: Sie führt hinein in die Taroko-Schlucht im Osten Taiwans – eine der größten Naturattraktionen der Insel – die der Liwu-Fluss hunderte Meter tief ins Marmorgebirge gefräst hat.

Auf den legendären Klippen-Trail selbst werden täglich nur 96 Personen gelassen (156 an Wochenenden). Er wurde Anfang des 19. Jahrhunderts vom hier ansässigen Truku-Stamm angelegt, um zu abgelegenen Jagdgebieten zu gelangen. Die Ureinwohner selbst mussten ihn dann während der japanischen Kolonialzeit vor rund 100 Jahren verbreitern – wobei „verbreitern“ von ursprünglich 30 cm (!) auf eineinhalb Meter bedeutete. Die Japaner benötigten einen Weg, um ihre schweren Artillerie-Geschütze über die Berge zu befördern – die lebensgefährlichen Arbeiten daran überließen sie freilich anderen.

Verglichen mit seiner Entstehungsgeschichte wirkt das heutige Erscheinungsbild der Zhuilu Old Road natürlich harmlos. Dennoch: Für nicht ganz schwindelfreie Wanderer stellt sie eine beachtliche Herausforderung dar! Immer schmäler wird der nur an manchen Stellen mit Seilen versehene Pfad über dem rund 750 Meter tiefen Abgrund. Selbst die am Fluss entlangfahrenden Reisebusse wirken von hier aus wie Kieselsteine. Tatsächlich gehört die Taroko-Schlucht zu den tiefsten auf der ganzen Welt. Immer wieder müssen sich entgegengesetzt gehende Wanderer aneinander vorbeidrücken. Dem nicht genug, warnt die Nationalparkverwaltung auch noch vor giftigen Schlangen, die sich nicht selten auf dem Schulterbreiten Pfad tummeln.

Kein Wunder, dass sich auf dem Sockel einer unterwegs anzutreffenden Stehle immer allerlei Gaben finden – die Münzen, Zigaretten und Bonbons liegen zu Füßen Guanyins, der buddhistischen Göttin der Barmherzigkeit. Als „barmherzig“ wird es so mancher Wanderer vielleicht auch empfinden, dass die zweite Hälfte des rund 10 Kilometer langen Trails derzeit wegen Felsstürzen geschlossen bleibt.

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4. Haiku Stairs

Hawaii

Es stellt sich die Frage, was eigentlich gefährlicher ist: die Haiku Stairs, ein steiler Treppenpfad in den Koolau-Bergen nördlich von Hawaiis Hauptstadt Honolulu, oder der Weg dorthin. Denn der Aufstieg ist seit einigen Jahren eigentlich untersagt – wer die zahlreichen Verbotsschilder ignoriert, riskiert eine Strafe von bis zu 1.000 Dollar. Schlimmer aber: Die Anrainer von Kaneohe sind von illegalen Eindringlingen, die frühmorgens ihre Vorgärten queren und allerlei Müll hinterlassen, schwer genervt und greifen zu teils drastischen Maßnahmen: So machte ein Wanderer aus Utah 2018 schmerzhafte Bekanntschaft mit einer Nagelfalle.

Der auch als „Stairway to Heaven“ bekannte Weg über spitze Bergkämme zählt exakt 3.922 Stufen. Er wurde ab 1942 errichtet, um Zugang zu einer geheimen Kommunikationsanlage der U.S. Navy zu ermöglichen, die Radiosignale an Kriegsschiffe im ganzen Pazifik aussandte. Der komplette Aufstieg dauert rund fünf Stunden – vor allem bei nasser Witterung soll es auf den rutschigen Stufen schon tödliche Abstürze gegeben haben. Nachdem 2015 ein Sturm die „Himmelsleiter“ schwer ramponiert hat, ist sie nicht gerade sicherer geworden.

Der Ort auf der Insel Oahu wurde nicht zufällig für diese geheime Antennen-Anlage gewählt – beim Ha'ikū Valley handelt es sich um ein natürliches Amphitheater, dessen Wände fast vertikal 600 m aufragen, während eine Seite zum Meer hin offen ist. Wer die fast 4.000 Stufen bis auf den höchsten Punkt bewältigt, wird mit einem fantastischen Blick auf die Insel Oahu und die umliegenden Buchten belohnt. Möglich wird das übrigens nicht mehr lange sein: Nachdem Honolulus Stadtverwaltung bereits 2021 für den Abbau jener umstrittenen Touristenattraktion stimmte, die alleine im letzten Jahrzehnt für über 100 Rettungseinsätze gesorgt hat, dürfte der Abbau der „Himmelsleiter“ nun kurz bevorstehen.


5. Kokoda-Track

Papua-Neuguinea

Schlamm, schwüle Hitze, Schweiß und – ja – auch Blut, das sind die Zutaten einer Begehung des Kokoda-Tracks auf Papua-Neuguinea. Der historische Buschpfad führt über 96 Kilometer von der Nord- zur Südküste der zweitgrößten Insel der Erde: von Kokoda über das Owen-Stanley-Gebirge nach Port Moresby, der Hauptstadt Papua-Neuguineas.

Wer diese Herausforderung am Ende der besiedelten Welt annimmt – heute sind das bei weitem nicht mehr nur hartgesottene Abenteurer, sondern auch gut trainierte Wandertouristen jeden Alters – kommt sowohl physisch als auch mental an seine Grenzen. Dafür sorgt das hügelige Dschungelterrain, das sich am Ende zu 2.190 Höhenmetern summiert. Es geht über Baumwurzeln und Buschpfade – als Brücken über reißende Flüsse müssen zusammengebundene Baumstämme herhalten. Und dann wäre da noch das unberechenbare Tropenwetter mit sintflutartigen Regenfällen, vor denen einzig spärlich gesäte Holzverschläge Unterschlupf bieten. Drückend schwül ist es sowieso immer – in einem solchen Klima fühlen sich Moskitos wesentlich wohler als westliche Besucher. Für Masochisten ist der Spuk nach fünf, für „Genusswanderer“ eher nach zehn Tagen vorbei.

Als erste wagten sich Goldschürfer über den Track, die über ihn die verheißungsvollen Yodda Kokoda Goldfelder erreichten, später die Japaner, die nach ihrem Angriff auf Pearl Harbour im Dezember 1941 rasch Richtung Australien vorrückten. Kurz vor Port Moresby kam der Vormarsch ins Stocken – von Malaria und dem Dschungelklima gezeichnet, traten die Japaner – von australischen Soldaten verfolgt – den Rückzug an, der in einem grausamen Fiasko endete. Von den verlustreichen Kämpfen handelt der australische Spielfilm Kokoda – das 39. Bataillon von 2006.

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6. The Maze

USA (Utah)

The Maze (das Labyrinth) ist einer von drei Sektoren des Canyonlands-Nationalparks in Utah. Während die beiden anderen rund 300.000 Besucher frequentieren, verschlägt es in the Maze nur circa 2.000 Menschen pro Jahr – und das hat sehr gute Gründe.

Selbst erfahrene Nationalpark-Ranger müssen vorab eine genaue Route durch das rote Sandstein-Labyrinth angeben und sich regelmäßig per Satellitentelefon melden – so es überhaupt funktioniert. Die Canyons sehen alle gleich aus, viele von ihnen entpuppen sich als Sackgassen. Es geht durch ausgewaschene und dementsprechend rutschige Becken und an steilen Klippen entlang, die ständig die Sicht verstellen und das Orientieren erschweren. Immer wieder sind Kletterpassagen zu bewältigen, weshalb selbst für offizielle Routen wie den The Maze Overlook Trail das Mitführen eines Kletterseils empfohlen wird. Wer nicht vor einer mit Regenwasser gefüllten Felsmulde verdursten will, weil sie – anders als erhofft – nicht zugänglich ist, muss seinen kompletten Wasservorrat mitschleppen. Bei bis zu 45 Grad Celsius.

Zufällig verschlägt es wohl niemanden in diese Abgeschiedenheit – wer hier hineingeht, weiß, was er vorhat (neben mehrstündigen Fahrten mit Allrad-Geländeautos erreicht man The Maze übrigens auch von Moab aus per Shuttle-Boot über den Colorado River bis Spanish Bottom). Vielleicht erklärt das, weshalb The Maze trotz seiner Gefährlichkeit laut Statistiken kaum Todesopfer fordert – oder werden sie schlicht nie gefunden? Dieses Schicksal hätte um ein Haar den jungen US-Amerikaner Aron Ralston im benachbarten Bluejohn Canyon ereilt, der 127 Stunden unter einem Felsbrocken eingeklemmt war, bevor er sich durch die Selbstamputation seines Unterarms selbst das Leben rettete. Seine unglaubliche Geschichte wurde sehr überzeugend im Kinofilm „127 Hours“ mit James Franco in der Hauptrolle verewigt.