Hohe Literatur: 5 Outdoor- und Berg-Bücher, die sich lohnen
Foto: Edition Raetia
von Sissi Pärsch
Unser Bergwelten Profi Sissi Pärsch ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und somit höchst qualifiziert, für uns in Berge von Büchern einzutauchen – und die besten davon vorzustellen.
1. Lois Heckenblaikner: „Hinter den Bergen“
„Hinter den Bergen“ ist ein Bildband mit zwei Perspektiven auf 128 Seiten. Er zeigt einst und heute, Schwarz-Weiß und Farbe. Das Buch ist humorvoll und erschütternd, unterhaltsam und bewegend zugleich.
Lois Heckenblaikner (Jahrgang 1958) stammt aus dem Alpbachtal, reiste aber über Jahrzehnte durch die Weltgeschichte, vor allem durch Asien. Für „Hinter den Bergen“ setzte er sich wieder intensiv mit seiner Heimat auseinander. Das Buch präsentiert in Bilderpaaren die massiven Umbrüche, die die Bergwelt in den vergangenen Jahrzehnten durchlebt hat.
Der Tiroler stellt seine Farbfotografien den Schwarz-Weiß-Aufnahmen des bereits verstorbenen Armin Kniley gegenüber. So bekommen wir auf der einen Seite Szenen einer Nutzlandschaft zu sehen, die bis zu sechs Jahrzehnte zurück liegen: unromantisierte Aufnahmen des rauen Alltags im Gebirge. Dem gegenüber stehen die Bilder von Heckenblaikner, die in ihrer Komposition dem Gegenüber ähneln – und dabei etwas vollkommen anderes darstellen. Links die einfache Bauernwelt, rechts die Konsumkultur. Links dicht gedrängt die Kühe, rechts dicht gedrängt die Autos. Links wird der Acker bearbeitet, rechts der Après-Ski-Müll eingesammelt. Links wird die frisch geschlachtete Sau ‚behandelt’, rechts die Dame im Wellnesstempel.
Bei jedem Umblättern eine Überraschung, ein Lacher, ein Kopfschütteln, ein Reflektieren. Ein wirklich beeindruckendes, intelligentes Werk!
„Hinter den Bergen" von Lois Heckenblaikner ist im Steidl Verlag erschienen und kostet 24 Euro.
2. International Mountain Summit: „Der Atem der Berge“
Hier kommt einiges zusammen: In „Atem der Berge“ versammeln sich auf 288 Seiten Aufnahmen der Sieger des IMS-Photo-Contests aus den Jahren 2009 bis 2014. IMS steht für International Mountain Summit, ein Berg-Festival, das jährlich in Brixen stattfindet.
Das Best-Of-Werk zeigt fantastische Bergbilder von den Alpen bis nach Äthiopien, von den Lofoten bis nach Ladakh. Begleitet werden die doppelseitigen Aufnahmen von kurzen Erklärungen der Fotografen zu Ort und Entstehungsgeschichte. Schade nur, dass man die entsprechenden Fotografen erst am Ende des Buches ausfindig macht – und dafür auch noch ein wenig suchen muss.
Die Bilder präsentieren die Faszination der Bergwelt – in allen Varianten, die Welt umspannend. Inspirierend und wahnsinnig schön anzusehen!
„Der Atem der Berge“ ist im Bruckmann Verlag erschienen und kostet 49,99 Euro.
3. Debbie Pappyn: „Remote Hotels. Die schönsten Orte, um wirklich abzuschalten“
Eine ganz besondere Spur verfolgte die Belgierin Debbie Pappyn in ihrem Buch „Remote Hotels“. Die Autorin zog mit Fotograf David de Vleeschauwer aus, um die abgeschiedensten Hotels der Welt zu finden. Und sie wurden fündig: Auf 312 Seiten porträtierten sie 22 einsame (erschwingliche wie exklusive) Rückzugsorte.
Zur puristischen Südtiroler Unterkunft gelangt man mit einem Fußmarsch, so manch anderer Platz fordert eine längere und beschwerlichere Anreise: In den Tiefen eines Nationalparks in Alaska liegt die Ultimate Thule Lodge. Vier Autostunden von der mongolischen Hauptstadt entfernt liegt in der Wildnis das Jalman Meadows Ger Camp. Oder man fährt mit dem Geländewagen in die marokkanische Sahara zum Camp Dar Azawad. Es finden sich aber durchaus auch ruhige Perlen in Apulien, Norwegen und Griechenland.
Ein wunderschönes Buch für alle, die das Außergewöhnliche abseits vom Trubel lieben.
„Remote Hotels. Die schönsten Orte, um wirklich abzuschalten" ist im National Geographic Verlag erschienen und kostet 39,99 Euro.
4. Ingrid Runggaldier: „Frauen im Aufstieg. Eine Spurensuche in der Alpingeschichte“
Ein Buch, das die Rolle der Frauen in der Alpin-Historie mit beeindruckender Fülle an Einzelschicksalen nachzeichnet. Die Recherche-Leistung der Südtirolerin Ingrid Runggaldier ist immens. Sie hat mit „Frauen im Aufstieg“ ein wissenschaftliches Werk hingelegt, das absolut lesbar und lesenswert ist. Sie zeichnet auf, wie steinig und schwer es für Frauen war, ihre Liebe zum Berg auszuleben. Sie porträtiert trickreiche, mutige und starke Frauen, die entgegen aller Widerstände (und mit der untauglichsten Bekleidung) den Weg bergan gefunden haben.
Das massive 328 Seiten-Werk ist als historisches Gesamtwerk aufschlussreich und die einzelnen Geschichten spannend und bewegend.
„Frauen im Aufstieg. Eine Spurensuche in der Alpingeschichte“ ist in der Edition Raetia erschienen und kostet 29,90 Euro.
5. Robert Klanten, Sven Ehmann, Maximilian Funk: „Off the Road“
Das absolute Must-Have Werk für alle, die den Absprung mit einem besonderen Gefährt planen – oder zumindest davon träumen. „Off the Road“ zeigt auf 256 Seiten die unterschiedlichsten Varianten an mobile homes. Da wäre der Toyota Land Cruiser, der von der Türkei bis nach Lateinamerika unterwegs war. Oder VW Bully aus dem Jahre 1974 namens Dorothy: Er (oder sie?) ist jedes Jahr für einige Monate das zu Hause von Outdoor-Fotograf Lars Schneider und seiner jungen Familie.
Das Buch erzählt die Geschichten dieser vielen Weltreisenden und ihrer fahrbaren Untersätze. Was treibt die Menschen an? Was treibt das Gefährt an? In Steckbriefen werden die Fahrzeug-Eckdaten aufgelistet, aber auch, was die Eigentümer ergänzt, verändert und umgebaut haben.
Wer schon mal an einem VW-Bus gebastelt hat, wird dieses Buch lieben – man muss ja nicht gleich auf Weltreise fahren!
„Off the Road. Explorers, Vans and Life off the beaten Track“ ist im Gestalten Verlag erschienen und kostet 35 Euro.
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