Auf Trailjagd im Bike-Mekka Saalbach Hinterglemm, Leogang und Fieberbrunn
Foto: Lisa Lantsch
Sieben Berge, neun Trails und 5.000 Tiefenmeter an einem Tag? Mit Liftunterstützung sollte das kein Problem sein – oder vielleicht doch? Denn die Zeit tickt gegen euch. Wer es trotzdem schafft, alle drei Gebiete an nur einem Tag zu befahren, bekommt eine Belohnung an der Talstation. THE CHALLENGE – Bike your limit: So heißt der neueste Streich der „Pinzgauer“, die an alle Freunde der surrenden Fahrradketten gerichtet ist und die Local Andrea Nösel für euch genauer unter die Stollen genommen hat.
Sahnetrails am frühen Morgen
Erster! Zumindest am Lift. Es ist 9.00 Uhr morgens und auch wenn die Sonne schon um die Ecke spitzt, fühlen sich die Gondelsitze noch kühl an. Wir starten direkt in Saalbach und sausen mit dem Schattberg-Express hinauf zum Gipfel. Die noch deutlich frischere Bergluft und die Aussicht auf einen langen Grasrücken, der sich hinunter Richtung Hacklbergalm schlängelt, lassen unsere Waden vor Freude zucken. Der legendäre Hacklberg-Trail ist ein echtes Sahnestück. Abwechslungsreich geht es über kleinere Sprünge, Steine und Wurzeln hinab Richtung Hütte, wo er sich noch einmal aufzweigt.
Hätten wir gerade keinen Auftrag zu erfüllen, wir würden uns für den technischen Bergstadl-Trail entscheiden. Um aber Zeit zu sparen, wählen wir die flowigere Variante, den Buchegg-Trail, der direkt anschließt und uns über saftige Almwiesen zur Talstation der Westgipfelbahn bringt.
Sandmännchen ade
Verträumtes In-die-Ferne-Schauen verschieben wir auf morgen. Motiviert diese Trailsafari zu bewältigen, fahren wir zur 12er-Kogelbahn, um jetzt die Z-Line genauer zu inspizieren. Nicht enden wollende Anlieger, Wallrides, Sprünge und kleinere Drops vertreiben auch den letzten Rest Sandmännchen aus unseren Augen und verleihen dem flowigen Trail die gewisse Extra-Würze.
Jede Kurve bringt uns ein Stückchen weiter hinab und näher zur Reiterkogelbahn, mit der wir als nächstes aufsteigen.
Dämpferbuchsen-Gaudi
Wir finden uns am Eingang der Pro-Line wieder, die mit ihrem groben Stufeneinstieg gleich mal die Spreu vom Weizen trennt und sich auch sonst eher störrisch zeigt. Als erste Downhillstrecke der Region ist sie alles andere als veraltet. Die Pro-Line zeigt sich facettenreich: Wurzelstufen, grobe Sprünge, felsige Parts und Evel Eye Features lassen unsere Dämpferbuchsen freudig hüpfen, bevor uns der Trail im Tal der endlosen Möglichkeiten wieder ausspuckt.
Wir rollen gerade gemütlich auf dem Radweg von Hinterglemm zurück nach Saalbach, als sich ein Grummeln und Knurren bemerkbar macht. Für eine ausgiebige Einkehr wird heute keine Zeit mehr sein und wir beschließen einen kurzen Stopp beim Supermarkt, um unsere Depots für den weiteren Tag zu füllen.
Lila Panoramapause
Die Zeit verfliegt viel zu schnell, denn wir haben fast schon Halbzeit. Zurück im Zentrum von Saalbach bringt uns die Kohlmaisbahn zum Gipfel. Zügig starten wir in den Panorama-Trail, flitzen durch leichte Anliegerkurven, fliegen über Tables und arbeiten uns über kleine Wellen. Wer hier nicht abheben möchte, lässt es einfach in niedrigerem Tempo rollen. Es ist heiß und es ist staubig – ganz nach unserem Gusto – als uns ein blaues Meer an Heidelbeeren vom Wegrand entgegenlacht. Blickkontakt, ein kurzes Grinsen und Nicken versichern mir, Lisa und ich haben den gleichen Gedanken – wir liegen recht gut in der Zeit und bremsen scharf.
Für einen kleinen Moment halten wir die Luft an. Erst, weil uns der aufgewirbelte Staub den Atem raubt, danach, weil der Ausblick so episch ist. Der Panorama-Trail macht seinem Namen alle Ehre und wir entscheiden uns für eine kleine Pause an diesem charmanten Plätzchen. Leider nicht allzu lange, denn der Blick auf die Uhr verrät, wir müssen weiter. Gestärkt schwingen wir uns also wieder in die Sättel und sausen den Forstweg weiter hinab Richtung Spielberghaus, dem Elternhaus der Red Bull Athletin Valli Höll, weiter nach Fieberbrunn.
Espressi ala Schweinestberg
Dort angekommen geht es mit den schönsten Gondeln des gesamten Gebiets hinauf zu den Streuböden. Wer hier einkehren möchte, hat die Chance auf echte kulinarische Alm-Leckerbissen. Uns macht aber die Uhr erneut einen Strich durch die Gröstlpfanne und so rollen wir ein paar Meter weiter hinab und gönnen uns zumindest einen Espresso an der lässigen Gondelbar. Mit der gewissen extra Energie starten wir in den neu gebauten Schweinestberg-Trail, der mit seinem Namen den hiesigen Bauern alle Ehre macht.
Nach einem kurzen Einrollstück zweigt der Trail in den Wald ab. Im Schatten der Baumkronen tauchen wir in eine andere Welt ein und surfen mit einem breiten Grinsen durch hohe Anliegerkurven, Wellen, kleinere Sprünge und North Shores. Der Speed bestimmt die Linienwahl, die auch für jeden Newcomer leicht zu befahren ist. Mit übervollen Glücksspeichern treten wir, im wahrsten Sinne des Wortes, den Transfer nach Leogang an. 15 km und geschätzte 300 hm später erreichen wir die Asitzbahn mit der wir direkt zum Gipfel aufsteigen. Kaum oben angekommen, stürzen wir uns in die Steinbergline, den tickenden Zeiger immer im Genick. Und so flitzen wir mit wunderschönem Ausblick auf die Leoganger Steinberge zur Talstation hinab.
Wurzelbalett
Es ist die Steinbergbahn, die uns wieder hinauf zum Asitz bringt und uns zur letzten Challenge führt. Der Wurzeltrail – berühmt, berüchtigt. Die Waldfeen munkeln, hier wären schon Beziehungen zerbrochen. Entweder man liebt oder verflucht ihn. Wer es aber so wie wir gerne naturbelassen, etwas kniffliger und technischer mag, wird diesen Abschnitt lieben. Mit müden Beinen tänzeln wir – nicht mehr ganz so filigran – stets leicht bergauf und bergab auf der Flanke des Wildenkarkogel über Stock und Stein und genießen den Übergang zum heiß geliebten Panorama-Trail, der uns auf flowigen Wegen zurück nach Saalbach bringt.
Punktlandung
Wir haben es geschafft! Als Beweis der absolvierten Runde spuckt uns der Automat gegen Vorhalten der Liftkarten unser Höhenmeterticket aus, mit dem wir erschöpft, aber glücklich an die Hauptkasse treten. Stolz zeigen wir es der netten Kassiererin, die uns mit einem Lächeln unsere Belohnung, eine lässige Trinkflasche, überreicht. Zusätzlich landen wir im Lostopf für das Gewinnspiel, bei dem es am Ende der Saison unter anderem eine Woche Urlaub in Österreich zu gewinnen gibt.
Ein langer, zehrender Tag voller Trailgenuss liegt hinter uns. Bei dieser abwechslungsreichen Challenge kommen sowohl Hobbyfahrer als auch Endurospezialisten voll auf ihre Kosten.
Unser Tipp: Nehmt genug Snacks mit, denn unterwegs bleibt nur für die Elite Zeit für eine Einkehrmöglichkeit. Alle Genussbiker können die Runde entzerren und in zwei Tagen bewältigen, um auch noch die kulinarischen Highlights zu genießen.
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