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Buch-Tipp

Besser Tiger als Schaf: Die Geburt des Alpinstils

• 11. November 2016
2 Min. Lesezeit
von Christina Geyer

Es ist mehr als nur die Geschichte eines außergewöhnlichen Kletterers. Es ist die Geschichte von Freundschaft, Leidenschaft und dem Zeitgeist der 1970er-Jahre. Mit seinem Buch „Besser Tiger als Schaf“ setzt John Porter seinem langjährigen Seilpartner Alex MacIntyre ein Denkmal. MacIntyre wurde mit nur 28 Jahren in der Südwand der Annapurna von einem faustgroßen Stein getroffen – und starb. Sein Einfluss auf die Geburt des Alpinstils findet in Porters Werk endlich würdige Anerkennung.

Peru: Alex MacIntyre in den Anden
Foto: John Porter/Tyrolia
Peru: Alex MacIntyre nach einer Nacht im Biwak in den Anden
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Begonnen hat alles in den frühen 70er-Jahren in Großbritannien. Wer klettern wollte, studierte nicht an der besten Universität, sondern in Leeds. Dort versammelte sich die studentische Kletterszene Englands. Ihre Zeit verbrachte sie vornehmlich am Fels, nicht im Hörsaal. In Leeds lernten sich auch MacIntyre und Porter kennen. Für den noch unerfahrenen Alex begann seine Lehrzeit, denn eine Abkürzung zum Erfolg in den Bergen gibt es nicht, wie Porter schreibt: „Man musste seine Zeit gedient haben.“ Es folgten zahlreiche Touren in den Alpen, Erstbegehungen im Mont-Blanc-Massiv, eine Wintersaison in Schottland.

Studentenleben an der Leeds University
Foto: John Porter/Tyrolia
Studentenleben an der Leeds University: Alex MacIntyre links im Bild

Über die Jahre perfektionierte Alex den leichtgewichtigen Alpinstil an den höchsten Bergen der Welt: Dhaulagiri (8.167 m), Shisha Pangma (8.027 m), Changabang (6.864 m), Kuh-e Bandaka (6.843 m). Es war nicht mehr genug, den Gipfel zu erreichen. Es musste auf perfekte Weise geschehen. „Ich möchte einer der weltweit größten Bergsteiger aller Zeiten werden“, umriss Alex einst seine Ambitionen. Er entwickelte einen aggressiven Ehrgeiz – wie viele andere Kletterer der 70er-Jahre auch. Ihre Generation kletterte so lange und so extrem, bis sie nahezu ausgestorben war, hält Porter lakonisch fest.

Alex' Verbissenheit machte sich bezahlt. „Niemand war den modernen Stil in schwierigen Achttausenderwänden konsequenter gegangen als er“, lautet etwa Reinhold Messners Urteil über Alex MacIntyre. Die Kletterer der 70er-Jahre waren wilde Hunde: Durchfeierte Nächte, exotische Expeditionen, durchkletterte Tage. Und nicht enden wollende Verhandlungen über Zuschüsse.

Am Changabang in Indien, in der Mont-Blanc-Gruppe und am Shisha Pangma in Tibet

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Ein willkommener Nebeneffekt dieses intensiven Lebens: Man gewöhnte den Körper bei diversen Alkoholexzessen schon einmal an den schlechten Gesundheitszustand und Sauerstoffmangel jenseits der 6.000 Meter-Marke. „Höhenbergsteigen ist etwa so ähnlich, wie wenn man mit einem monströsen Kater zur Arbeit geht“, schreibt Porter. Während man Gipfel heute wie Flugtickets buchen kann, waren Expeditionen in den Himalaya oder die Anden in den 70er-Jahren noch richtige Abenteuer. Man schlug sich durch – irgendwie. Beseelt vom dringenden Bedürfnis, neue Routen zu erschließen und alles zu klettern, was irgendwie kletterbar ist.

Im Basislager des Kuh-e Bandaka im Hindukusch in Afghanistan
Foto: John Porter/Tyrolia
Im Basislager des Kuh-e Bandaka (6.843 m) im Hindukusch: Alex MacIntyre (links), John Porter und Voytek Kurtyka (rechts)

Porters Buch ist das Porträt eines außergewöhnlichen Kletterers, der stellvertretend für eine ganze Generation steht – und eine Zeit, als Gipfel noch nicht wie Flugtickets buchbar waren. Alex MacIntyre starb jung. Er hatte Pech, schließt Porter. Sein Ehrgeiz trieb ihn aber auch zum Äußersten.

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Cover: Besser Tiger als Schaf (Tyrolia)
Foto: Tyrolia
„Besser Tiger als Schaf“ von John Porter, erschienen im Tyrolia Verlag

Besser Tiger als Schaf“ von John Porter, erschienen 2016 im Tyrolia Verlag.

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