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Bettelwurfhütte im Karwendel: Interview mit den neuen Pächtern

Menschen

4 Min.

24.05.2018

Foto: Tourismusverband Hall-Wattens

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von Robert Maruna

Im Oktober letzten Jahres hat der Alpenverein Innsbruck nach neuen Pächtern für die hoch über dem Inntal gelegene Bettelwurfhütte gesucht. In Christine Art und Ralf Kress hat das altehrwürdige Berghaus nun seine Gastgeber gefunden. Bergwelten bat die frisch gebackenen Hüttenwirte noch vor Saisonbeginn zum Gespräch.

 

Die Hütte

Die Bettelwurfhütte im Tiroler Karwendel Gebirge trägt eine lange Geschichte. Hoch oben auf einer Höhe von 2.077 m über dem Absamer Halltal wurde das Schutzhaus 1894 errichtet und zählt somit sowohl zu den ältesten als auch höchst gelegenen Häusern im Karwendel. Wachend und ruhend thront sie, wie ein Adlerhorst, in der Südflanke des Großen und Kleinen Bettelwurf. Dort wo der Innsbrucker Höhenweg vorbeiführt, ist sie Ausgangspunkt für viele atemberaubende Berg- und Wandertouren auf die umliegenden Gipfel und Almen.


Die Pächter

Christine Art, 45, und Ralf Kress, 52, sind leidenschaftliche Bergsteiger und Skitourengeher, deren Begeisterung für die Berge in ihrer Kindheit wurzelt. Während sich Ralf für alle technischen Vorgänge auf der Hütte verantwortlich zeigt, wird sich Christine um das leibliche Wohl der Gäste kümmern. Während der letzten Vorbereitungen zum Hüttenstart, durften wir uns mit ihnen über ihre neue Aufgabe als Hüttenwirte unterhalten.

Bergwelten: Liebe Christine, die AV-Sektion Innsbruck hat dir gemeinsam mit deinem Partner den Auftrag zur Pacht der Bettelwurfhütte übertragen. Worin liegt für dich die Faszination am Beruf Hüttenwirt?

Christine Art: Ich bin in Scharnitz in Tirol aufgewachsen und von Kindheit an immer viel in den Bergen unterwegs gewesen, vor allem aber im Karwendelgebirge und die Bettelwurfhütte hat mich schon immer fasziniert. Als wir nun von der Sektion Innsbruck die Zusage erhalten haben, war unsere Freude sehr groß. Aufgrund meiner jahrelangen Erfahrung in der Bewirtschaftung anderer Hütten war es ein lang gehegter Wunsch irgendwann meine eigene Hütte zu betreiben. Gemeinsam mit Ralf habe ich nun auch den richtigen Partner für eine solche Bewirtschaftung gefunden. Im Moment ergibt sich einfach alles sehr schön.

Das Karwendel Gebirge ist trotz der Nähe zu Innsbruck eine der wenigen Gebirgsketten, die sich skitechnischer und touristischer Erschließung weitestgehend entziehen konnten. Die Bewohner rund um Innsbruck messen dem Karwendel eine fast schon mythische Bedeutung bei.

Das Karwendel ist wild und urtümlich. Aufgrund seiner Weitläufigkeit ist die Erreichbarkeit der Hütten nicht immer so einfach und obwohl ich schon viele andere Berge, sei es nun in den Westalpen oder in Südamerika, gesehen habe, zieht mich das Karwendel irgendwie magisch an. Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch und von meinem noch aktuellen Arbeitsplatz im Büro sehe ich jeden Tag auf den Bettelwurf hinauf, dabei geht mir das Herz auf. Ich fühl mich einfach sehr wohl dort oben.

Wie siehst du deine Aufgabe als Hüttenwirtin im Umgang mit der Natur? Was bedeutet für dich Natur und wo siehst du den Menschen in diesem Kontext?

Ich denke gerade als Österreicher müssen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, in was für einer paradiesischen Landschaft wir hier leben dürfen. Insofern sehe ich meine Verantwortung darin, die Natur zu erhalten, zu pflegen und im Einklang mit ihr zu leben. Viele Menschen müssen das auch wieder lernen. Im Karwendel haben wir beispielsweise nicht so viel Wasser zur Verfügung und daher gibt es auf der Bettelwurfhütte auch keine Duschen. Manche Menschen gehen oft sehr blauäugig in die Berge, sie wollen hinaus in die Natur und dabei denselben Komfort wie in der Stadt genießen. Die Natur ist aber urtümlich und diesen ursprünglichen Charakter vermittelt die Bettelwurfhütte auf ganz charmante Art und Weise.

Was macht denn den Charme der Bettelwurfhütte genau aus?

Ich denke ihr fortgeschrittenes Alter und die damit zusammenhängende Geschichte macht die Bettelwurfhütte sowohl für Gäste als auch Einheimische interessant. Daher fühle ich mich auch sehr geehrt, dass die Sektion Innsbruck uns ihr „Baby“ anvertraut.

Wie sieht denn der Hüttenalltag auf der Bettelwurfhütte aus?

Der Hüttenalltag unterscheidet sich nicht sehr von anderen Hütten und kann natürlich auch sehr anstrengend sein. Prinzipiell kümmere ich mich um das leibliche Wohl der Gäste, während Ralf für den technischen und handwerklichen Bereich zuständig ist. Weitere Mitarbeiter sind Kollegen, die wir schon jahrelang kennen, aber es wird sicher noch die ein oder andere Überraschung auf uns zukommen – weil ganz genau weiß man ja nie wie es da oben dann wirklich zugeht (lacht).

Welche kulinarischen Spezialitäten erwarten uns denn auf der Bettelwurfhütte?

Mir schwebt vor, die Hütte einfach zu führen, also bodenständige Gerichte aus regionalen Produkten. Aber keine Angst, es wird nicht nur Knödel und Strudel geben! Allerdings möchte ich durch meine Küche ein Gefühl vermitteln, wie einfach das Leben sein kann und so auch eine gewisse Entschleunigung vom hektischen Alltag bieten.

Eine abschließende Frage: Worin liegt für dich die größte Herausforderung am Hüttenleben?

Ich denke die größte Herausforderung wird darin liegen, die Erwartungen der Gäste zu erfüllen und sofern möglich zu übertreffen. Das wird mit Sicherheit nicht ganz einfach, da die verschiedensten Erwartungen, von den Einheimischen, den Tagesgästen, den Touristen usw., aufeinandertreffen. Die Vorpächter waren ja jahrelang da oben und haben die Hütte und ihren Namen sehr geprägt. Insofern ist es sicher die größte Aufgabe, die Hütte zur Zufriedenheit der Gäste zu führen, wodurch dann unsere eigene Zufriedenheit entsteht. Ich hoffe es gelingt uns!

Bergwelten wünscht den neuen Pächtern einen guten Start und eine erfolgreiche Saison auf der Bettelwurfhütte!


Die Hütte im Detail

Die Bettelwurfhütte im Karwendel
Österreich, Absam

Bettelwurf-Hütte

HütteBewirtschaftet