David Lama: Über Wettkampf
Klettern hat für stets mit Entdeckergeist und Abenteuer zu tun. Doch für David Lama ist es der direkte Vergleich, der zur Leistungssteigerung führt (erschienen im Bergwelten Magazin Oktober/November 2018).
Im Juli bin ich gemeinsam mit Roger Schäli den Peutereygrat am Mont Blanc gegangen und hatte danach in Chamonix seit langem wieder einmal die Gelegenheit, einen Wettkampf im Sportklettern live zu erleben.
Es war spannend, zu sehen, wie sich der Stil der gesetzten Routen im Vergleich zur Zeit, als ich selbst noch Wettbewerbe bestritt, verändert hat: Die Routen fordern ein hohes Maß an Risikobereitschaft, lassen kaum Fehler zu, und nicht alle Athleten, die seit meinem Rücktritt vom Wettkampfsport immer noch dabei sind, haben sich an diese neuen Herausforderungen anpassen können.
Viele Veränderungen, große Chancen, aber ganz sicher auch Herausforderungen kommen mit dem Jahr 2020 auf das Wett kampfklettern zu: Bei den Sommerspielen in Tokio wird erstmals unter den olympischen Ringen geklettert, und dabei wer den die drei eigenständigen Disziplinen Bouldern, Vorstieg und Speed in einem Bewerb zusammengefasst. Ob so nun der kompletteste Kletterer gefunden wird oder ob dies ein kompletter Blödsinn ist, wird in der Szene heftig diskutiert.
Einerseits bringt Olympia dem Sport und den Athleten viel Aufmerksamkeit, andererseits wird sich das Klettern durch das Vermischen der Disziplinen, wie wir es in Tokio erleben werden, weiter von seinem Ursprung entfernen.
Ich habe Klettern aus einer völlig anderen Perspektive kennen und lieben gelernt: Es ging mir stets um das Entdecken und das Abenteuer. Der Gedanke, mich mit an deren Kletterern zu vergleichen, kam erst später – und obwohl ich mich den Wettkämpfen eine Weile mit vollem Einsatz verschrieb, fand das wahre Klettern für mich immer draußen am Fels statt.
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Auch historisch betrachtet stand der Entdeckergeist immer vor dem Wettkampf. Der direkte Vergleich sowie ein gewisser Konkurrenzgedanke brachten und bringen aber nach wie vor einen anderen Aspekt mit sich: die Steigerung der Leistung und damit neue Möglichkeiten, sich in den Bergen zu verwirklichen.
Heute bietet mir das Klettervermögen, das ich über Wettkämpfe erworben habe, eine ideale Basis für meine alpinen Abenteuer. Die Erfahrungen bei den Weltcups in Chamonix haben ihren Teil dazu beigetragen: Im Gegensatz zu vielen anderen Bewerben hatte ich dort die Gelegenheit, mich im Anschluss an den Wettkampf mit Touren an der Aiguille Verte oder den Aiguilles de Chamonix im MontBlanc Gebiet zu belohnen.
Wobei meine Leistungen bei den jährlichen Bewerben zumeist eher mager aus fielen, sodass man ehrlich gesagt kaum von „belohnen“ sprechen kann. Wahrscheinlich waren die Granitzacken und die gletscherbedeckten Berge, die direkt hinter der künstlichen Wettkampfwand in die Höhe ragen, schon damals zu viel Ablenkung für mich.