Der 2 Täler Trail – auf einsamen Pfaden ans Ziel
Ernst Merkinger hat seinen letzten von 8 Weitwanderwegen in diesem Sommer absolviert. Der 2 Täler Trail in Osttirol bot mit seinen einsamen Wegen und Traum-Panoramen einen würdigen Abschluss.
„Linken Schritt setzen. Rechten Schritt setzen. Linken Schritt setzen. Rechten Schritt setzen.“ Dies war im Grunde meine Haupttätigkeit in diesem Sommer. Allerhöchste Zeit ein Resümee zu ziehen – doch bevor ich das tue, ist’s mir ein Anliegen noch über meinen letzten und achten Weitwanderweg zu berichten – den 2 Täler Trail in Ost- und Südtirol.
Der erst im Sommer 2018 eröffnete, in Summe 90 Kilometer und sechs Etappen lange Weitwanderweg präsentiert sich steil und steil. Wie das zu verstehen ist! Nun, mit Ausnahme vom letzten Tag ging’s täglich über Herbstblätter und Stein mindestens 1.000 Höhenmeter rauf bzw. ebenso viel – vorbei an unzähligen Pilzarten – wieder hinunter. Genau genommen von Hopfgarten in Osttirol nach St.Jakob, über den Staller Sattel hinüber nach Südtirol zum wunderschönen Antholzer See, in dem sich die Berge am Morgen spiegelten, bis nach Antholz bei Niederrasen.
Steile Anstiege, unvergessliche Panoramen
Doch diese Steilheit nimmt man gerne in Kauf, wenn die Gewissheit vorherrscht, dass, der seit jeher von Bergbauern, Knappen, Kirchgängern und Schmugglern genützte Weg, einem mit Panoramen belohnt, die sich mühelos in meiner Hirnrinde, wo das Langzeitgedächtnis das sagen hat, eingenistet haben. Bergwelten-Redakteur Martin, der mich auf einer Etappe begleitet hat, fühlte sich hier, in der Außenzone der Hohen Tauern, sogar an den Kaukasus erinnert, den er vergangenes Jahr bereiste. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Alpen eine so facettenreiche Kulturlandschaft hat, dass wir nicht unbedingt nach Eurasien fliegen müssen und stattdessen auch umweltschonender urlauben können. Die An- & Abreise per Bahn & Bus ist von Wien nach Hopfgarten locker in 8 Stunden möglich – vorausgesetzt, man lässt sich vom mehrmaligen Umsteigen nicht abschrecken.
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Auf einsamen Pfaden zu Hüttenschmankerl
Was noch für den 2 Täler Trail spricht? Das Essen! Mehlspeisen wie der klassische Kaiserschmarrn oder die Kaspressknödelsuppen gehören zu den Alpen, wie der Großglockner und die Kühe auf den Weiden – zumindest für mich. Mittlerweile trau‘ ich mich nach gewiss über 300 Kaiserschmarrn in meinem Leben – rund 100 davon gehen auf das Konto meiner Großmutter – behaupten, dass ich weiß, wo’s richtig gute gibt. Der Zollerwirt in St.Jakob/Mariahilf ist z.b. so ein Kaiserschmarrn-Künstler. Während man dort mit Aussicht auf den Wasserfall schlemmt, kann man das im Hotel Seehaus mit einem Traumblick auf den Antholzersee tun – ebenfalls sehr empfehlenswert. In letzterer Unterkunft habe ich übrigens die französischen Biathleten (allen voran Martin Fourcade) angetroffen, die sich auf die Wintersaison bzw. die anstehende WM 2020 in Antholz vorbereitet.
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Fazit: Der 2 Täler Trail ist prädestiniert für sportliche WeitwandererInnen, die auf einsamen Pfaden unterwegs sein wollen, abseits von jeglichem Massentourismus und der Hektik des Alltags. Er ist ein Mittelding zwischen alpinem Höhenweg und Taltour, der keine ausgeprägte Technik voraussetzt, stattdessen aber eine gute Kondition.
Ein weiteres Kapitel, das in meiner noch ziemlich jungen Weitwander-Laufbahn nach der Pilgerreise 2016 von Pamplona nach Fisterre, meinem 3.500 Kilometer Fußmarsch von Wien nach Marrakesch 2017 und dem Alpe Adria Trail im letzten Jahr, ein Ende findet. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Beteiligten des Bergwelten-Teams und selbstverständlich auch den Leserinnen und Lesern herzlich bedanken! Nein! Nein! Nein! Das war keine Abschiedsrede! Und ja, klar! Ich werde dem Weitwandern definitiv treu bleiben. Wie? Was kommt dann als nächstes? Nun, jetzt werden die Füße einmal hochgelagert. Und dann neue Pläne für das Jahr 2020 geschmiedet.
Fest steht jedenfalls: Ich bleibe dem „Meditieren mit den Füßen“ treu!
Ernst Merkinger wurde von Jack Wolfskin ausgestattet.
Noch mehr Eindrücke vom Weitwanderweg findet ihr auf Ernsts persönlichem Blog ernstjetzt.com.