Klettern in Fontainebleau
Foto: Stefan Zoister
von Stefan Zoister
In den Wäldern um die kleine Französische Stadt Fontainebleau wurde das Bouldern erfunden. Und es gibt hier eine besondere Spezies: Die Bleausards.
Wisst ihr, was ein Bleausard ist?
Nein, es ist kein Raubvogel. Auch keine exotische Abwandlung des Cordon Bleus. Es ist die Bezeichnung für die einheimischen Boulderer in Fontainebleau, einer kleinen Stadt in der Region Ile-de-France in Frankreich.
In den Wäldern um Fountainebleau wachsen Laubbäume und Farne, am Boden findet man Sand oder ein weiches Bett aus Moos und altem Laub. Und unzählige Steinblöcke. Fontainebleau ist der Geburtsort des Boulderns, hier wurde das Klettern am kleinen Fels erstmals als eigene Sportart definiert und nicht nur als Training für den Alpinismus betrieben.
Clearly Allain war einer der Mitbegründer dieser Bewegung. Und er erfand noch etwas anderes: den Parcours. Dabei handelt es sich um verschiedene Boulder ähnlicher Schwierigkeit, die in bestimmter Reihenfolge zu absolvieren und an den farblichen Markierungen zu erkennen sind.
Im Wald um Fontainebleau mit seinen 30 km Durchmesser finden sich Unmengen dieser Parcours und einzelner Boulder. Die kurios aus Sandstein geformten Felsen beherbergen oft Kletterprobleme, die beim ersten Versuch fast nicht schaffbar sind. Und ich staune immer wieder, wie viele Gebiete ich – trotz zahlreicher Aufenthalte - noch gar nicht gesehen habe.
Die Kletterei ist in dem Gebiet sehr abwechslungsreich. Häufig sind die Griffe nur durch Spuren von Magnesium und Kolophonium-Harz (sogenanntes „Rosin“ oder „Pof“) nachzuvollziehen. Letzteres wird auf Griffe, Tritte, Kletterschuhe und Hände aufgebracht, um die Reibung zu erhöhen. Anfangs war ich richtig überrascht, was das für einen Unterschied ausmacht. Speziell die Schuhe halten dann auf den teilweise blank polierten Tritten viel besser.
Die beste Jahreszeit für einen Besuch in Fontainebleau sind der Frühling und der Herbst. Im Sommer ist es zu heiß zum Kletter. Bei Regen ist absolutes Kletterverbot, weil die Felsen in Mitleidenschaft gezogen werden. Es gibt aber einige Gebiete, wie etwa „Cul du Chien“, die sehr schnell auftrocknen.
An Wochenenden empfiehlt es sich, etwas weiter in den Wald vorzustoßen, da dieser auch ein wichtiges Erholungsgebiet für das nahegelegene Paris und daher zum Teil überlaufen ist.
Und was machen die Kinder?
Die Zustiege sind in der Regel sehr kurz und sind zum Großteil mit geländetauglichen Kinderwägen befahrbar. Wenn die Kinder von der Kletterei genug haben, bieten die Felsen auch kleine Höhlen zum Verstecken. Und wenn es einmal eine Holzritterburg sein soll, dann ist auch genug Baumaterial vorhanden. Unser Kleinster war, mit Schaufel und Eimer ausgestattet, in den Sandwüsten stundenlang beschäftigt.
Gebiete die man besucht haben sollte
L‘Éléphant
Faszinierende Umgebung – die Blöcke sind an einem kleinen Hügel angeordnet, bieten viele Löcher und andere interessante Strukturen. Teilweise sind die Boulder relativ hoch.
Cul de Chien
Skurril geformte Blöcke inmitten eines großen Sandmeers. Das Gebiet bietet gute Parcours sowie einige Klassiker (z.B. la eclipse). An Wochenenden meiden. Cul de Chien ist nach einem Regenguss vergleichsweise schnell wieder trocken.
Bas Cuvier
Relativ großes Gebiet mit Bouldern in allen Schwierigkeitgraden, das fast ohne Zustieg zu erreichen ist. Die leichteren Boulder sind teilweise schon etwas abgespeckt, es gibt hier aber viele Klassiker.
Roche aux Sabots
In Roche aux Sabots findet man für Fontainebleau sehr viele steile Boulder (auch in gemäßigter Schwierigkeit) und super Kinderboulder.
Info
Wohnen kann man gut auf den zahlreichen Campingplätzen oder in einer Ferienwohnung („gite“). Speziell diese unbedingt vorab buchen, zum Beispiel hier.
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