Der Zupalsee im Portrait
Foto: Herbert Raffalt
Wenn kein Windstoß die Wasseroberfläche am Zupalsee berührt, ist das Spiegelbild perfekt. Der in der Lasörlinggruppe in Osttirol gelegene Bergsee zählt wohl zu den schönsten Plätzen in ganz Österreich.
Lage & Charakteristik
Der gespiegelte Blick über den Zupalsee auf die Venedigergruppe und die Virger Nordkette ist schlicht atemberaubend. Natürlich gehört etwas Glück dazu, den hoch gelegenen Bergsee so glatt zu erwischen. Um dem auf die Sprünge zu helfen, empfiehlt es sich, am Vortag der geplanten Anreise bei der Hütte anzurufen. Die private Schutzhütte wird liebevoll von der Familie Tschoner geführt, in den Zirbenstuben ist die Einkehr besonders gemütlich, serviert werden heimische und traditionelle Schmankerl.
Auch die Lage der Hütte ist einzigartig: Sie steht auf einer sanft geschwungenen Kuppe unmittelbarüber dem Ufer des Sees auf einer Geländekante. Fast schaut es aus, als ob sie auf einer Insel gebaut wäre und schweben könnte. Natürlich kann man angesichts der großartigen Aussichten auch länger bleiben, die urige Unterkunft bietet 35 Schlafplätze.
Geologie
Der kleine Zupalsee, hoch oben in den südseitigen Karen des Virgentals gelegen, ist vollständig in einer flachen Wanne aus Moränenablagerungen eingebettet, die in der Würm-Späteiszeit vor etwa 13.000 bis 12.000 Jahren von kleinen Gletschern abgelagert wurden. Diese Gletschervorstoßphase wird nach dem Egesengrat im Stubaital auch als Egesen-Stadium bezeichnet. Man erkennt von oben sehr gut die talabwärts gerichteten „Schleif- und Fließspuren“ an der ehemaligen Gletscherbasis sowie die zusammenlaufenden Wälle, die das Ende der Gletscherzungen anzeigen. Die nahe gelegene Zupalhütte liegt auf einem Sporn aus Gneisen, der vom Gletscher umflossen wurde. Aus diesen Gneisen und Amphiboliten wird auch die scharfgratige Umrahmung des breiten Zupalkares gebildet. Deren blockiger Verwitterungsschutt reicht an der Südostseite teilweise bis zum See hinab.
Anreise und Parkplatz
Talort: Virgen in Osttirol
Ausgangspunkt: Wetterkreuzhütte (2106 m)
Anfahrt: Vom Salzburgerland durch den Felbertauerntunnel bis Matrei, von Lienz ebenfalls bis Matrei. Dann geht es ins Virgental bis Virgen, von dort mit dem Bergtaxi weiter bis zur Wetterkreuzhütte – vorher telefonisch oder per Mail bei der Hütte anfragen.
Kürzester Weg zum See
Die Zupalseehütte und der Zupalsee sind zu Fuß von Virgen aus entlang der Almstraße in drei bis vier Stunden (1.200 Hm) durch das Steinkastal erreichbar. Bequemer geht es jedoch mit dem Wandertaxi: Der geländetaugliche Kleinbus bringt die Gäste bis zur Wetterkreuzhütte. Von hier gehen wir auf einem aussichtsreichen Höhensteig in südlicher Richtung vorbei an der Höllerhöhe bis zu einer Weggabelung. Rechts führt der normale Hüttenweg zum Zupalsee. Alternativ geht es auch links über einen steilen Rücken empor zum sogenannten Legerle (2.527 m), von wo sich ein gewaltiger Blick auf den Großvenediger, die Rötspitze und auch den Großglockner auftut. Vom höchsten Punkt geht es wieder über einen Rücken abwärts zu einer Weggabelung. Hier halten wir uns rechts und marschieren zur nahen Zupalseehütte. Zurück geht es unter dem Legerle auf dem Normalweg bis zur Wetterkreuzhütte.
Touren in der Umgebung
Bergziele gibt es rund um den Standort mehr als genug. Die höchste Erhebung in der Lasörlinggruppe ist der Hauptgipfel Lasörling (3098 m). Der spektakuläre Dreitausender ist vom Zupalsee in vier Stunden erreichbar. Der ungewöhnliche Name Lasörling bezieht sich auf das alte Wort Arl(ing) für Pflug. In der eigenwilligen Gipfelform hat man seinerzeit wohl einen Pflug erkannt. Über die Jahre ist aus dem Begriff der heutige Name Lasörling entstanden. Auch in der unmittelbaren Umgebung der Zupalseehütte gibt es einige lohnende Gipfelziele wie etwa den Griften oder Zupalkogel auf 2.722 Metern. Den schönen Aussichtsberg erreicht man in knapp einer Stunde. Vom höchsten Punkt bekommt man einen herrlichen Überblick auf Virgen-, Isel- und Defereggental. Ein weiteres schönes Gipfelziel ist der Oberstkogel mit 2.574 Metern Höhe. Wenn man den Zupalsee in östlicher Richtung verlässt, kommt man zum idyllisch gelegenen Lackensee – ein weiterer Traumsee in der Lasörlinggruppe. Von hier geht es rechts über einen markanten Rücken hinauf zum Gipfel. Zwar ist der Gipfelbereich mit Stiften und Stahlseil gesichert, aber wirklich schwierig ist die Besteigung nicht. Überwältigend ist dafür die Aussicht auf die großen Nachbarberge wie etwa den Großvenediger, den Großglockner und noch einige andere Dreitausender.
Infos in Kürze
Höhenlage: 2.350 m
Gebirgsgruppe: Lasörlinggruppe, Tirol
Mountainbiken erlaubt: ja
Dieser Text stammt zu großen Teilen aus dem Bergwelten-Buch „Unsere schönsten Bergseen – 50 Seenwanderungen in Österreichs Bergwelt“ von Herbert Raffalt.
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