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Die liebsten (Berg)bücher der Bergwelten-Redaktion

Aktuelles

5 Min.

25.03.2020

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Im Moment lautet das Motto: „Drinnen statt draußen“. Doch das ist noch lange kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, sondern lieber die Nase in einem guten Buch zu vertiefen. Mit welcher Literatur sich die Bergwelten-Redaktion die Berge und das Abenteuer einfach nach Hause holt, lest ihr hier.

S. - Das Schiff des Theseus

Doug Dourst und J.J. Abrams

Empfohlen von Katharina Lehner, leitende Redakteurin Print.

Ich liebe dieses Buch, weil es ein kleines Abenteuer ist. Die Geschichte alleine ist es schon: Der Protagonist findet sich triefend nass in einer Stadt wieder und weiß weder, wo er ist, noch wer er ist. Auf seiner mehrjährigen Reise auf der Suche nach sich selbst und seinem Schicksal, gerät er mitten in eine Revolution, reist auf einem unheimlichen Schiff und folgt einer Frau, die – wie er vermutet – seine Vergangenheit kennt. Eigentlich ist das Leben dieses Mannes jedoch nur Fiktion – er ist Hauptfigur des Romans „Das Schiff des Theseus“ von V.M. Straka. Und ein Wissenschaftler und eine Studentin sind der geheimnisvollen Geschichte dieses Autors auf der Spur.

Sie findet das Buch mit seinen Anmerkungen in der Bibliothek und kommentiert seine Kommentare. So entsteht zwischen den Zeilen des Romans eine Beziehung und mehr oder weniger eine Verschwörung. Was man also vor sich hat, ist der Roman, mit den handschriftlichen Kommentaren der Studentin und des Wissenschaftlers, und Fotos, Postkarten, Zeitungsausschnitte, die zwischen den Seiten liegen. Eine Geschichte in der Geschichte. Seid ihr verwirrt? Ich war es anfangs auch. Ist man aber erst mal drin in den parallel ablaufenden Handlungssträngen, wünscht man sich, dieses Buch würde nie enden.

Doug Dourst und J.J. Abrams. S. - Das Schiff des Theseus.

Kiepenheuer & Witsch, 2013, 544 Seiten, ISBN: 9783462047264


Blasmusikpopp

Vea Kaiser

Empfohlen von Vanessa Elwitschger, Projektmanagerin Online-Redaktion

Ein Generationen-Roman, der in ein imaginäres österreichisches Bergdorf entführt und auf charmante Art und mit viel Wortwitz die teilweise engstirnigen und traditionsbehafteten Sicht- und Denkweisen der ländlichen Bevölkerung widerspiegelt. Im Mittelpunkt steht Johannes A. Irrwein, der schon immer ein bisschen anders war und nach der Matura das Dorf verlässt, um in der Hauptstadt zu studieren. Besonders amüsant, vor allem, wenn man diesen Werdegang selbst erlebt hat.

Kiwi-Verlag, 2014, 496 Seiten, ISBN: 978-3-462-04603-8


Eine kurze Geschichte der Menschheit

Yuval Noah Harari

Empfohlen von Mara Simperler, Chefin vom Dienst 

Das Problem mit Sachbüchern ist ja oft folgendes: Man will sich gern weiterbilden, aber wer hat schon nach einem Tag im Büro noch den Kopf, am Abend anspruchsvolle Lektüre in ebensolchen zu bekommen? Da hat die Isolation ausnahmsweise auch was Gutes: Jetzt können wir solche Bücher auch mal in der Mittagspause lesen. Umso besser, wenn Sachbücher so spannend geschrieben sind, dass man sie ohnehin verschlingen will. In diesem Sinne empfehle ich ein Buch, das wirklich jeder Mensch gelesen haben sollte, und das zu Recht schon jetzt ein Klassiker ist: „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari.

Der israelische Professor für Universalgeschichte schafft es, zentrale Themen der Gesellschaft von dem Beginn der Menschheit bis heute so herauszuarbeiten, dass man beim Lesen von einem Aha-Moment in den nächsten kippt. Dass unser gesamtes Gesellschaftssystem etwa auf unserer Fähigkeit beruht, gemeinsame Narrative zu entwickeln. Oder, welche verheerende Rolle der Mensch schon vor tausenden von Jahren für die globale Fauna einnahm. Ich verspreche: wer dieses Buch gelesen hat, versteht die Welt danach besser – und hilft vielleicht auch dabei, sie besser zu machen.

Deutsche Verlags Anstalt, 2011, 443 Seiten, ISBN: 78-3421045959


Antwort aus der Stille

Max Frisch

Empfohlen von Simon Schöpf, Bergwelten-Autor

Geht gar nicht: Stillstand. Antwort aus der Stille ist ein Pamphlet gegen den Herdentrieb der Zeitgenossen, gegen das sinnlose Vegetieren in Gleichschaltung mit allen anderen. Der junge Max Frisch zeichnet in der dünnen Erzählung aus den Bergen den Weg eines Suchenden, eines stetig Höhersteigenden, von einem, der am Gipfel inbrünstig Richtung Himmel schreit: „Warum leben wir nicht, wo wir doch wissen, dass wir nur ein einziges Mal da sind, nur ein einziges und unwiederholbares Mal, auf dieser unsagbar herrlichen Welt!“ Ja, warum eigentlich nicht?

Deutsche Verlags-Anstalt, 1937, 171 Seiten, ISBN: 978-3-518-46219-5

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The Dharma Bums

Jack Kerouac

Empfohlen von Martin Foszczynski, Online-Redaktion

Fast jeder kennt Jack Kerouacs autobiographischen Kult-Roman „On The Road“ (deutscher Titel: „Unterwegs“). Weniger bekannt ist Kerouacs im Jahr darauf erschienenes „The Dharma Bums“. Der Titel der deutschsprachigen Ausgabe wurde – etwas abenteuerlich – mit „Gammler, Zen und hohe Berge“ übersetzt. Wenigstens vermittelt er besser als das Original, wohin die Reise führt – nämlich in die Vertikale. Während die Protagonisten in „On The Road“ noch per Auto(-Stopp) ziellos die Weiten des U.S.-amerikanischen Kontinents durchquerten, machen die Dharma-Bums („Zen-Vagabunden“) nunmehr die Berge der Sierra Nevada unsicher. Das passt in die Zeit der späten 1950er-Jahre. Damals griff an der Westküste der Buddhismus als alternativer Lebensstil um sich – insbesondere in der kalifornischen Bergsteigerszene. Auch Kerouac wandte sich neben seinem alkoholträchtigen „City Life“ in San Francisco fernöstlichen Philosophien zu. Maßgeblich darin beeinflusst hat ihn der Essayist Gary Snyder, der im Roman als Japhy Ryder auftaucht.

Die Jagd nach „der buddhistischen Erfahrung“ in den Bergen ist das Hauptthema des Romans, und gleichzeitig seine witzigste Facette. Es ist oft zum Schreien komisch  – lesend – diesem Haufen chaotischer Möchtegern-Zen-Buddhisten und -Bergsteiger („Morley the yodeller“!) beim euphorischen Aufbruch in die Berge – etwa auf den Matterhorn Peak in Kalifornien – zuzusehen. Ihr philosophischer Background scheint mindestens so fragil, wie ihre bergsteigerischen Fähigkeiten – wobei durchaus viel fachgesimpelt wird.

Am Ende bricht Japhy Ryder konsequenter Weise nach Asien auf, um dort von einem Mönch zu lernen. Ray, Kerouacs Alter Ego im Roman, nimmt dessen Stelle als Feuermelder des U.S. Forest Service auf dem Desolation Peak (North Cascades, Washington) an. Dort sitzt er einsam auf einer Bank vor der Berghütte und schwärmt über die Aussicht auf die Gipfel. Empfehlung! Unbedingt auf Englisch lesen.

Jack Kerouac. The Dharma Bums.
Penguin Modern Classics, 224 Seiten, 12,95 Euro


Barbarian Days

William Finnegan

Empfohlen von Robert Maruna, Online Redaktion

Es gibt wohl ganz viele Bücher, die einen nach draußen entführen und Fernweh entflammen. Es gibt zahlreiche Bücher, die einen dabei mit in die Berge nehmen oder die Berge ganz einfach nach Hause ins Wohnzimmer holen. Wenn man aber einmal keine Lust mehr auf die Berge hat und sich lieber an den Ozean wünscht, dann führt kein Weg an William Finnegans Meisterwerk „Barbarian Days“ vorbei. Denn seit Allan Weisbeckers Suche nach Captain Zero, hat es kein Autor mehr geschafft, so sprachgewandt über den selbstlosen Zweck des Surfens zu schreiben. Auf 512 Seiten rollt Finnegan seine unbändige Leidenschaft für ein Leben in der Brandung auf, ohne dabei den Verlockungen des heroischen Surf-Pathos zu verfallen. Denn im Grunde ist das Reiten auf Wellen völlig zweckfrei, trotz allem oder vielleicht gerade deshalb, steckt im Spiel mit den Gezeiten oft weit mehr Existentialismus als man annehmen möchte. Oder um es mit den Worten des Pulitzer Preisträgers zu sagen: „I did not consider, even passingly, that I had a choice when it came to surfing. My enchantment would take me where it would.“

Corsair, 2016, 511 Seiten, ISBN: 978-1472151414