Die optimale Ausrüstung für Videographer
Bergerlebnisse auf Film festzuhalten fasziniert immer mehr von uns. Und das auch, weil das Equipment immer besser wird und immer intuitiver zu bedienen ist. Filmemacher Tolis Fragoudis – der auch Jury-Mitglied bei unserem Video-Rookie-Wettbewerb ist – verrät uns, mit welcher Ausrüstung man Top-Aufnahmen erzielt.
Am 18. August 2021 endet unsere Video-Rookie-Aktion mit Sony und die Jury wird ihr Urteil über den besten Nachwuchs-Bergfilmemacher fällen. Unter den Entscheidern ist auch der Schweizer Filmemacher und Creative Director Tolis Fragoudis. In Teil 1 unserer Videographer-Serie hat er uns bereits filmerische Tipps und Tricks an die Hand gegeben. Jetzt stellt er uns das optimale Equipment vor:
Kompaktkameras
Equipment ist ein großes Thema – und eines, bei dem die Schere sowohl preislich wie qualitativ weit auseinandergeht. Möchte man eine Hybridkamera, die Foto und Film vereint oder dediziert eine Filmkamera? Eine Kamera mit Wechselobjektiv oder eine Kompaktkamera? Es gibt einige Fragen zu klären, bevor man sich dem Kaufentscheid nähert.
Hat man noch keine oder wenig Film-Erfahrung ist der Start mit der RX-Serie von Sony (1 Zoll bis hin zu FF Sensor) ein guter Anfang. Der riesige Vorteil: Man muss nicht viel nachdenken. Nicht über die Wahl des Objektivs und auch nicht über die Qualität, da die meisten Modelle mit Zeiss-Objektiven ausgestattet sind und teilweise über 4K-Kapazitäten verfügen. Perfekt für alle, die flexibel und leicht unterwegs sein möchten wie beispielsweise Bergsportler und Bergsportlerinnen.
Bei den Kompaktkameras gefällt mir speziell die ZV1, die mit ihrem flexiblen Monitor für V-Loger und Content-Creator konzipiert wurde. Zudem hat sie Log-Formate verfügbar für all diejenigen, die ihrem Video mit Colorgrading einen eigenen Look verleihen möchten. Sie verfügt zudem über eine sehr gute Gesichtserkennung und Skinsoftener. Mein Tipp für redaktionelle Arbeiten, für Sportler und Sportlerinnen – und auch für Video-Calls.
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Kameras mit Wechselobjektiv
Für Einsteiger wie Fortgeschrittene hervorragend geeignet sind die Alpha 6xxx Modelle mit APSC-Sensoren. Mit den Objektiven lässt sich bereits eine besondere Bildsprache entwickeln. Dazu kommen Features wie S-log für die kreative Nachbearbeitung. Trotzdem sind die Kameras noch sehr kompakt. Welches Model man wählt, ist auch eine Budgetfrage – mein Favorit ist die Alpha 6400.
Der nächste Schritt ist dann der Sprung auf die Vollformat-Kameras (FF Sensor) der Alpha 7x Serie. Hier sind wir immer noch bei den Hybrid-Kameras, aber sie sind dank ihrem größeren Sensor und der technischen Möglichkeiten eine andere Liga. Es gibt drei Serien: Die Standardmodelle der A7-Serie, die vor allem in der Fotografie eingesetzte A7R (das R steht für Resolution) und die A7S, die für Sensitivity steht und eine der besten Low-Light-Kameras auf dem Markt ist. Bei Dunkelheit mutiert sie regelrecht zum Nachtsichtgerät.Für uns Filmer ist insbesondere die A7S-Serie spannend. Wer bereits ambitioniert Filmbearbeitung betreibt, der wird sich mit der A7SII wohl fühlen – Vollprofis mit der A7SIII.
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Objektive
Bei den Objektiven scheiden sich die Geister: Reicht das preiswertere Standardobjektiv? Oder sollen es die G-Serie oder die GM-Objektive sein? Zunächst trifft man die Entscheidung zwischen Zoom- und Festbrennweiten. Mit den Zooms ist man deutlich flexibler und kann mit wenigen Objektiven eine große Spanne an Brennweite abdecken. Bei den Festbrennweiten hingegen bieten sich sehr kreative Möglichkeiten, wie etwa das Schaffen von viel Tiefe durch große Blendenstufen.
Wer in die Filmwelt einsteigt, für den gilt grundsätzlich, ein so großes Spektrum wie möglich abzudecken: von Weitwinkel bis zu Tele. Mit drei Objektiven lässt sich bereits viel bewirken: im Weitwinkelbereich 16-35 mm, im Nahwinkelbereich 24-70 mm und im Telebereich 70-200 mm. Diese Brennweiten werden von den gängigsten Allround-Objektiven abgedeckt.
Bei den Festbrennweiten (oder sogenannten Primes) entscheidet man sich nach Projekt und Einsatzgebiet: So zum Beispiel 35 mm bis 85 mm für Interviews (das schließt aber eine größere Brennweite nicht aus). Wenn man eher Subjekte verfolgt, viel Nahaufnahmen machen will und vieles aus der Hand oder auf dem Gimbal filmt, dann passt alles unter 35 mm.
ND-Filter
In der Fotografie spricht man vom Dreiergespann Blende, Verschlusszeit, ISO. Damit kontrolliert man unter anderem mit der Verschlusszeit auch das Licht. In der Videographie hingegen wird das Triangel durch eine vierte Komponente erweitert: den ND (Neutral Density)-Filter, der das Licht reduziert. Es gibt variable wie fixe ND-Filter. Die variablen sind flexibler und die fixen Filter aufwendiger, da man sie je nach Situation austauschen muss. Bei den fixen ist ein ND8 sicherlich ein guter Wert für die meisten Situationen. Nimmt das Licht allerdings zu, sollte man auch ND16 oder höher einsatzbereit haben. Ob Haida, PolarPro oder andere Modelle – grundsätzlich sollte man hier nicht sparen. Bei billigen Exemplaren kann man schnell Vignetten im Bild haben.
Speicherkarten
Speichern kann man sowohl intern als auch extern. Intern zumeist auf SD-Karten (oder neuerdings CF-Xpress-Karten, wie in der neuen Sony A7SIII).
Externe Recorder nutzt man, wenn man in ProResRaw oder in RAW-DNG filmt und bessere Codecs zur Verfügung haben möchte. Hierfür benötigt man schnellere Schreibgeschwindigkeiten, was man mit SSDs erreicht. Auch bei internen SD-Karten sollte man auf genügend Speicherkapazität und ausreichende Schreibschnelligkeit achten.
In welcher Qualität möchte man aufzeichnen? In FullHD oder in 4K, in 8bit 420 oder eher in 10bit 422? Die Daten können sich je nach Einstellungen multiplizieren und man möchte kaum während dem Filmen Probleme bekommen, weil die SD-Karte die Datenpakete nicht handeln kann.
Mikrofon
Der Sound wird gerne unterschätzt. Will man eher die räumliche Stimmung aufnehmen (Vögel, Wind, Verkehr) oder will man einen bestimmten Sound aufnehmen wie etwa das Geräusch von einem Handwerker, einem Motor oder sonst ein dediziertes Geräusch. Will man ein Interview aufnehmen oder gar einen Talk mit mehreren Beteiligten?
Man hat die Wahl zwischen Recordern, die in der Kamera integriert sind und zusätzlichen Aufnahmegeräten. Um die Nachbearbeitung nicht zu komplex zu machen, empfehle ich so viel wie möglich intern aufzuzeichnen. Bei räumlichen Aufnahmen kann man mit den internen Kameramikrofonen anständige Resultate erzielen. Will man einen größeren Winkel aufnehmen, empfehlen sich Kameras mit zwei kleinen Mikrofonen, die sich 45° in jede Richtung bewegen lassen (z.B. Sony SYST1M Stereo Mikrofon). Qualitativ besonders hochwertig und vielfältig ist das ECM-B1M Shotgun Mikrofon – sowohl für Interviews als auch für Rundumgeräusche, während Hintergrundgeräusche effektiv unterdrückt werden.
Gimbal
Ein Gimbal sorgt für Stabilität. Ich persönlich bin bisher mit den Gimbals von DJI (Ronin) gut gefahren – und ich habe es wirklich immer im Gepäck. Mit einem Gimbal erzielt man nicht nur stabiles Footage, sondern auch um diesen gewissen Cinematic-Look – aus der Hand gefilmt ist das fast unmöglich.
Drohnen
Auch bei Drohnen habe ich all die Jahre auf DJI gesetzt – und mit der kompletten Phantom-Serie und der Inspire gearbeitet. Die Phantom 4pro Plus ist auch heute noch eine meiner Einsatzdrohnen. Doch hauptsächlich verwende ich die neuere Mavic Air 2 Pro mit Hasselblad Kamera und 10 bit Aufnahmemöglichkeiten. Die Optionen die man mit den autonomen Flight-Modus hat, sind fantastisch. Grundsätzlich ist die Drohne richtig für euch, die am besten zu eurem Einsatzgebiet passt und mit deren Handling ihr gut zurechtkommt.
Wichtig beim Drohnenfilmen: Rücksichtnahme gegenüber Natur und Mensch. Es gibt Gebiete, in denen das Fliegen absolut verboten ist. Es gibt auch Menschen, die sich von dem Geräusch gestört oder beobachtet fühlen. Erkundigt euch stets über die Regulierungen und klärt Menschen in der Umgebung über euer Vorhaben auf.