5 Touren an der Grenze Niederösterreichs
Foto: Martin Weber
„Fortsetzung folgt“. Damit ködern sie dich am Ende einer Serie um dich zum Wiederholungstäter zu machen. So ähnlich machen es auch die Fernwanderwege. Locken dich, wenn du schon völlig am Ende bist, mit dem nächsten sanften, aussichtsreichen Höhenzug, dem nächsten verlassenen Dorf, der nächsten Flussschlinge.
Fast alle Bundesländer bieten die Möglichkeit, das Land auf einem eigenen Weitwanderweg zu entdecken. Wer nicht gerade ein Sabbatical oder bereits den wohlverdienten Ruhestand genießt, nützt verlängerte Wochenenden und steigt jedes Mal dort ein, wo die letzte Etappe aufgehört hat.
Wer Niederösterreich umrunden will, kann dies in knapp zwei Monaten tun. So lange dauert es etwa, die ziemlich genau 1.000 km in gemütlichen Tagesetappen zurück zu legen. Klar dachte ich mir, da kannst du zu Fuß auch schon fast von Wien in Rom sein. Doch das Abenteuer, Niederösterreichs Landesgrenzen entlang zu wandern ist um nichts weniger reizvoll. Nur logistisch deutlich einfacher.
Eine der schönsten Etappen führt von St. Aegyd nach Hollenstein und ist in etwa fünf Tagen gut zu schaffen.
Tag 1: Von St. Aegyd nach Mitterbach
Länge: 29km
Grundsätzlich kann man den Niederösterreichischen Fernwanderweg an fast jeder beliebigen Stelle entlang der Landesgrenze beginnen. Ich wähle den neuerdings zum „nordicsports“ Hotspot avancierten Talboden des oberen Traisentals am Fuße von Gippel und Göller. Etwas altmodisch-verträumt strahlt St. Aegyd den stillen Charme von Sommerfrische aus. Wer schon am Vortrag mit dem Bus anreist, sollte unbedingt im Traditions-Landgasthof „Zum Blumentritt“ nächtigen und dort die herrliche Kreativküche genießen.
Am nächsten (also genaugenommen ersten) Tag verlässt man die waldreichste Gemeinde Österreichs, um zum Kernhofer Gscheid aufzusteigen. Diese Strecke ist ident mit dem „Wiener Wallfahrerweg 06“ nach Mariazell. Speziell im Mai kann man mitunter der einen oder anderen singenden Pilgergruppe begegnen.
Bevor man den malerischen Hubertussee erreicht, sollte man unbedingt eine Pause bei der legendären Wuchtelwirtin einplanen und sich ohne unnötige Gedanken über mögliche Kalorien ganz den süßen Köstlichkeiten hingeben. Am Abend wartet ein wohliges Bett in Mitterbach, ich empfehle gerne den Gasthof Filzwieser.
Tag 2: Von Mitterbach nach Lackenhof
Länge: 19km
Kinder sind in aller Regel für das Weitwandern nicht zu begeistern. Doch es gibt auf vielen Streckenabschnitten Erlebnisse, die auch die Jüngeren begeistern können. Am Weg zum Terzerhaus auf der Gemeindealpe können Groß und Klein ab der Mittelstation des Liftes auf den Mountaincarts oder den Monsterrollern ins Tal kurven.
Nach Stärkung bei bodenständiger Haumannskost im neuen Terzerhaus genießt man den Rundblick über den Eisernen Hergott und traumhafte Almflächen zur Feldwiesalm. Der eigentliche Fernwanderweg würde westwärts ins Tal nach Langau führen. Da es dort aber keine Unterkunft mehr gibt, empfehle ich, dem Weg weiter Richtung Ötscher zu folgen. Beim Ötscherschutzhaus können müde Beine mit dem Lift abwärts nach Lackenhof schweben. Diejenigen, die wirklich auch wörtlich ums ganze Land gehen wollen, werden die letzten 600 Höhenmeter ins Tal sicher auch gut schaffen.
Tag 3: Von Lackenhof zur Ybbstaler Hütte
Länge: 15 km
Für die Fortsetzung bittet man am Besten den Quartiergeber gegen eine kleine Spende um eine Mitfahrgelegenheit für die 8km bis zum Einstieg in das Taglesbachtal. Von dort führt der Weg über die einsame Herrenalm, zahlreiche eindrucksvolle Dolinenfelder und verkarstete Kalkschroffen direkt zum rauhen Gipfel des Dürrensteins, der hoch über dem letzten Urwaldrest Österreichs thront. Nach der Bezwingung des Dürrensteins, einem der alpinsten Gipfeln Niederösterreichs, wird der Schlaf im Nachtlager der Ybbstaler Hütte ein tiefer und erholsamer sein. Wer es schafft, sollte für den grandiosen Sternenhimmel noch ein wenig munter bleiben. Das Gebiet ist dank seiner Lage von äußeren Lichtquellen sehr gut abgeschirmt und der Himmel daher außergewöhnlich dunkel.
Tag 4: Von der Ybbstaler Hütte nach Göstling
Länge: 12 km
Nachdem man für den Abstieg nach Göstling nur etwa 4 Stunden rechnen muss, kann man noch in Ruhe den Morgen bei einem ausgiebigen Frühstück auf der Ybbstaler Hütte genießen.
Durch das Steinbachtal erreicht man Göstling. Ich empfehle eine Übernachtung beim Kirchenwirt. Besonders fein lässt es sich nach der Wanderung noch im Ybbstaler Solebad entspannen – dieses ist vom Gasthau Kirchenwirt in nur etwa 300m zu Fuß erreichbar.
Tag 5: Von Göstling nach Hollenstein
Länge: 22 km
Dieser Abschnitt rund um Niederösterreich führt von Göstling auf den markanten Höhenzug des Königsbergs. Hier oben kann man bei einer Jause auf der Siebenhütten Alm einzigartige Ausblicke bis in die Berge der Nationalparke Gesäuse und Kalkalpen genießen. Wer diese Weitwanderung an einem heißen Sommertag in Hollenstein beendet, kann sich noch im hiesigen idyllischen Fluss-Strandbad der Ybbs die verdiente Abkühlung holen. Und am Heimweg im Kalender nachsehen, wann sich die Fortsetzung des Weitwanderwegs endlich ausgeht.
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