Vollmond: Profi-Tipps von Bergwelten-Fotografen
Wer kennt das Gefühl nicht? Wenn der Mond in einer lauen Frühlings- oder Sommernacht in seiner vollen Pracht vom Himmel leuchtet und die Landschaft in mystisches Licht taucht, möchte man am liebsten seine Kamera packen. Doch wie gelingen die spektakulärsten Vollmond-Aufnahmen? Vier unserer Profi-Fotografen verraten euch ihre persönlichen Tipps und Lieblings-Spots, wobei die Ansätze durchaus unterschiedlich ausfallen.
Philip Platzer/ Philip Platzer Photography
Tipp 1: Stativ weglassen, kurze Belichtungszeit
Lass dein Stativ zuhause – den Mond kann man auch ohne knipsen. Er ist hell genug um ihn mit niedriger Filmempfindlichkeit (ISO) und kurzer Belichtungszeit zu fotografieren. Je länger die Brennweite desto kürzer sollte die Belichtungszeit sein um ein Verwackeln zu vermeiden.
Wer doch auf Langzeitbelichtungen setzt, sollte einen Reserve-Akku einpacken – gerade Langzeitbelichtungen entleeren den Akku schnell.
Tipp 2: Nacht-Charakter durch dunklere Belichtung
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Landschaftsaufnahmen bei Vollmond sollten immer etwas dunkler belichtet werden, da sie sonst von gewöhnlichen Bildern bei Tageslicht kaum zu unterscheiden sind.
Tipp 3: In der „blauen Stunde“ fotografieren
In der Dämmerungszeit nach Sonnenuntergang und vor dem Eintritt der nächtlichen Dunkelheit – auch „blaue Stunde“ genannt – ist die Helligkeit von Mond, Himmel und Landschaft sehr ausgewogen und der Himmel noch nicht ganz schwarz. Dieses Zeitfenster ermöglicht meist die schönsten Aufnahmen.
Hier findest du einen praktischen Blaue-Stunden-Berechner für weltweite Standorte.
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Der Loser im Salzkammergut (Steiermark). Ist auch per Auto über die Loser-Panoramastraße erreichbar. Von 18 h bis 8h morgens gibt es einen günstigen Nachttarif.
Rudi Wyhlidal/ Photography Rudi Wyhlidal
Tipp 1: Eine wirklich klare Vollmond-Nacht abwarten
Die Nacht sollte wirklich klar sein – bei Wolken oder Schleierwolken würde ich auf eine andere Vollmondnacht warten.
Tipp 2: Halte dich von Lichtquellen fern
Auf jeden Fall, auch in klaren Nächten, sollte man Lichtsmog vermeiden. Der entsteht, wenn man sich zum Fotografieren z.B. neben einer Straßenlaterne oder Hüttenbeleuchtung platziert.
Tipp 3: Manuell einstellbare Belichtung und Kabelauslöser
Zur Fotoausrüstung gehört auf jeden Fall eine Kamera, bei der man die Belichtung manuell einstellen kann. Ein Teleobjektiv (z.B. 70 bis 300mm) ist bei Großaufnahmen des Monds auch von Vorteil, ebenso ein stabiles Stativ und ein Kabelauslöser.
Tipp 4: RAW statt JPEG
Bei den Einstellungen der Kamera empfehle ich statt JPEG das RAW-Format zu verwenden, da sich damit in der Nachbearbeitung mehr herausholen lässt. Im Gegensatz zum JPEG zeichnet das RAW-Format alle Sensor-Informationen auf (bei JPEG werden sie beschnitten bzw. verworfen) – man kann somit bei der Nachbearbeitung aus dem kompletten Farbinformationsfeld schöpfen.
Zum Thema Nachbearbeitung gibt es unzählige Web-Tutorials - hier findest du eine Auflistung kostenloser Web-Tutorials auf Deutsch.
Tipp 5: ISO hochdrehen, Belichtungszeit begrenzen
Die Filmempfindlichkeit würde ich ziemlich hoch drehen (mindestens 1600 ISO). Ein grober Richtwert bei der Belichtungszeit ist 1/125. Bei zu langen Belichtungszeiten kann es sein, dass der Mond durch die Erdbewegung zu einer unscharfen, weißen Scheibe wird. Generell gilt: je länger die Linse, desto kürzer die Belichtungszeit. Am besten man misst die Belichtung mit der Spotmessung, falls die Kamera über eine solche verfügt.
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Hütte: Brunnenkogelhaus bei Sölden im Ötztal (Tirol).
Michael Reidinger/ Reidinger Michael Photography
Tipp 1: Finger weg von der Kamera
Ein gutes und stabiles Stativ verwenden. Am besten mit Fern- oder Zeitauslöser fotografieren. So vermeidet man, dass die Kamera durch das Betätigen des Auslösers ins Schwingen gerät.
Tipp 2: Bildrauschen vermeiden
Niedrige ISO-Einstellungen (zwischen 100 und 800, je nach Kamera) halten das Bildrauschen gering.
Tipp 3: Sterne mit aufs Foto
In klaren Vollmond-Nächten fotografieren, sodass auch Sterne auf dem Bild zu sehen sind. Sonst erkennt man vielleicht kaum einen Unterschied zwischen Tag und Nacht.
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Nicholas Roemmelt/ Venture Photography
Tipp 1: Wisse, wo genau der Mond aufgeht
Bei der Vollmondfotografie ist es wichtig zu wissen wo genau der Mond aufgeht. Mit Hilfe von Apps wie Starwalk oder Photopills kann man die Aufgangsrichtung des Mondes genau berechnen und mit seinem eigenen Standort abstimmen.
Als grober Richtwert gilt: Der aufgehende Vollmond ist im Zeitraum kurz vor Sonnenuntergang bzw. nach Sonnenuntergang (je nach Jahreszeit) in östlicher Richtung gegenüber der Sonne zu finden.
Tipp 2: Die Größe zählt
Aufgrund einer optischen Täuschung wirkt der Mond beim Aufgehen am Horizont oder knapp über einer Landschaft am größten. Dann lohnt es sich auch besonders, die Landschaft in die Bildkomposition einzubeziehen, wobei man mit einer langen Brennweite arbeiten sollte (am besten ab 200mm). Möchte man den Mond hingegen fast bildfüllend ablichten, sind Brennweiten von 700mm oder mehr nötig.
Tipp 3: Verzichte auf den Mond, nutze sein Licht
Nicht immer muss der Mond mit auf das Bild: eine Landschaft, die im Mondlicht erstrahlt, kann auf dem Foto wunderschön und fast surreal anmuten. Dabei gilt der gleiche Grundsatz wie tagsüber. Egal ob Sonne oder Mond – stehen sie am höchsten (Mittag/ Mitternacht), fallen das Licht harsch und die Schatten hart aus, was nicht gerade fotogen ist. Das schönste Mondlicht kann man einfangen wenn der Mond noch sehr flach und in der Nähe des Horizonts steht.
Nicholas' Standort- und Tourentipps
Eine freie Sicht nach Osten ist wichtig. Von der Wankspitze in Tirol aus sind z.B. beeindruckende Aufnahmen entstanden (siehe unten).