Stripsenjoch und Feldberg
Sport
Wandern
Dauer
10:30 h
Länge
30,1 km
Höchster Punkt
1.812 m
Aufstieg
1.821 hm
Abstieg
1.821 hm
Beschreibung
Zwei geschichtsträchtige Tage im Wilden Kaiser. Auf dieser Zweitageswanderung im Kaisergebirge in Tirol machen wir einen Streifzug durch 37.000 Jahre Geschichte des Wilden Kaisers: von steinzeitlichen Höhlenmenschen über Bergbauern und Sagenerzähler bis zu den besten Kletterern. Im wunderschönen Kaisertal und tags darauf auf dem Panoramasteig am Zahmen Kaiser halten wir stets aussichtsreichen Abstand zu den wilden Felsbergen.
Beste Jahreszeit
Einkehrmöglichkeit
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Bergwelten Tipp
Diese Tour stammt aus dem Buch „Münchner Berge und ihre Geschichte(n)“ von Christian Rauch, erschienen im Bergverlag Rother.
Wer nach der Tour am ersten Tag noch Reserven hat, kann sich an der Indoor-Kletterwand im Stripsenjochhaus (1.577 m) austoben.
Wegbeschreibung
1. Tag
Der Wilde Kaiser fasziniert die Menschen wohl schon seit Jahrtausenden. Es dauerte jedoch sehr lange, bis das Innere des Gebirges für sie von Wert wurde. Zunächst waren sichere Siedlungsplätze am Fuß der Berge für die Menschen wichtig, und einen solchen urzeitlichen Höhlenplatz entdecken wir, wenn wir vom Parkplatz Kaisertal links am Gasthof Basislager Harmonie (wo die Parktickets verkauft werden) vorbei auf dem Kiesweg bergauf gehen und dann den fast 300 Holzstufen der Sparchenstiege hinauf folgen. Oben biegt bald ein Steig rechts zur Tischoferhöhle ab, der uns in einigen Serpentinen steil bergab führt.
Unten geht es rechts, an der Hyänenhöhle vorbei, zur 20 Meter breiten und 40 Meter tiefen Tischoferhöhle. Schon vor 37.000 Jahren (!) waren hier in der Altsteinzeit Menschen ansässig, wie Funde von Pfeilspitzen aus Knochen sowie von Tierskeletten (Bären) bezeugen. Die Tafel erläutert weitere „Kulturschichten“ bis in die Bronzezeit (ca. 1800 v. Chr.); aus dieser Zeit wurden rund 30 menschliche Skelettteile gefunden. Besichtigen kann man die Relikte im Museum auf der Festung Kufstein. Auf dem Rückweg kommen wir nochmals an der kleinen Hyänenhöhle vorbei, die laut Tafel Stätte einer Bronzegießerei war.
Die steilen Kehren müssen wir nun wieder hinauf, dann folgen wir dem breiten Weg nach rechts ins Kaisertal hinein. Wir marschieren auf der Forststraße Richtung Stripsenjoch und passieren bald den Veitenhof und später den Pfandlhof, hinter denen die Kaisergipfel immer größer werden. Danach gehen wir bei einer Verzweigung links hinauf Richtung Antoniuskapelle.
Nach einer Weile passieren wir die Antoniuskapelle mit ihrem berühmten Blick auf die Felskette des Kaisers. Sie wurde 1711 erbaut und gehört zum Hinterkaiserhof, der wie die anderen Höfe von der frühen Viehwirtschaft hier zeugt. Denn im Mittelalter hatte man das Gebiet um den Kaiser längst besiedelt, und bald wurde man auch auf die Wiesenflächen im Kaisertal aufmerksam. Dass beim heutigen Hinterkaiserhof schon 1280 ein Bauer ansässig war, belegt ein mittelalterliches Güterverzeichnis.
Damals, als es noch keine Unterhaltungsmedien gab, und die hohen Bergspitzen gefährliches und für Bauern und Hirten „nutzloses“ Terrain waren, in das keiner ohne Not stieg, entstanden schaurige Geschichten und Sagen. Und da im Kaiser besonders wilde Felsgestalten beheimatet sind, ist hier der Sagenreichtum besonders groß. Bald werden wir darüber mehr erfahren.
Kurz nach der Kapelle gehen wir an dem wunderschönen Hinterkaiserhof vorbei. Dahinter wandern wir teils auf Forststraßen, teils auf Steigen weiter, wobei es bald längere Zeit bergab geht und wir immer den Wegweisern „Stripsenjochhaus“ bzw. „Hans-Berger-Haus“, „Anton-Karg-Haus“, „Hinterbärenbad“ folgen. Unten am Kaiserbach biegen wir links auf die Forststraße ab.
Bald passieren wir linker Hand das kleine „Karg-Gartl“ und erreichen das Anton-Karg-Haus (829 m, seit 1883) in Hinterbärenbad. Anton Karg, selbst Bergsteiger, war Bürgermeister und Gründer der Alpenvereinssektion in Kufstein (siehe auch Tafel am Karg-Gartl). 1885 hielt er in einem Buch Geschichten und Sagen aus dem Wilden Kaiser fest, so etwa die vom Totensessel.
Diese stuhlförmige Felszackenformation ragt links von der Kleinen Halt heraus, deren imposante Gestalt wir vom Anton-Karg-Haus aus erblicken. „Es war eine finstere, stürmische Nacht, als man im Kaisertal von den Wänden des Wilden Kaisers her jämmerlichen Hilferuf hörte“, schrieb Karg. Als Jäger und Schäfer am folgenden Tag nach den Ursachen der Schreie suchten, fanden sie nichts. Erst nach Jahren entdeckte ein Jäger auf dem Vorsprung unter der Kleinen Halt ein menschliches Gerippe. Hier hatte sich wohl ein Wilderer verstiegen und war verhungert, „woher dann dieser Felsvorsprung den Namen Totensessel erhalten hat“.
Zu Kargs Zeit gab es freilich schon verwegene Kletterer. Dazu gehörte der Münchner Gymnasiast Georg Winkler, der 1886 als 17-Jähriger neben anderen abenteuerlichen Kaisertouren den Totensessel mit Begleiter erkletterte (und leider bereits zwei Jahre später in der Schweiz tödlich abstürzte). Zu dieser Zeit waren richtige Originale (wie rund 10 Jahre zuvor Hermann von Barth) am Berg unterwegs, die vor allem die wilden Spitzen und Zacken erstbestiegen, die in den Jahrzehnten zuvor (als man nur die höchsten und wichtigsten Gipfel bezwang) noch gemieden worden waren.
Zu ihnen gehörte im Kaiser der einheimische Wildschütz Johann Schlechter, genannt „Mall-Hansl“, der die Kleine Halt mit A. Bonnet 1880 erstbestieg (von Westen, rechts hinter der Kante) und schon 1869 mit K. Hofmann erstmals auf dem höchsten Kaisergipfel, der Ellmauer Halt, gewesen war. Diese sehen wir hier aber noch nicht.
Wir steigen weiter bergauf und biegen links auf einen Fußweg Richtung Hans-Berger-Haus (936 m) ab.
Das Hans-Berger-Haus, das wir bald erreichen, wurde 1933 ursprünglich als Kaisertalhütte eröffnet und 1956 ausgebaut. Die höchste Kaiserwand, die bis zu 900 Meter hohe Nordwestwand der Kleinen Halt, die schon von Hinterbärenbad aus Blickfang war, sieht man nun noch eindrucksvoller.
Ihr Anblick führt uns in der Kaisergeschichte weiter voran. Denn nach den Bergbauern und Sagenerzählern und den ersten verwegenen „Kraxlern“ begann nach der Jahrhundertwende die Jagd auf die Wände: Größtes Klettergenie vor dem Ersten Weltkrieg war Hans Dülfer, den wir auch bei Tour 19 kennenlernen.
Er bezwang systematisch große Felswände im oberen V. Schwierigkeitsgrad. Dabei kletterte er frei (mit Seilsicherung), führte aber auch technische Hilfsmittel zur Fortbewegung wie den Seilquergang an Haken und den „Dülfersitz“ zum Abseilen ein. Durch die plattige Riesenwand der Kleinen Halt kletterte er, die riesigen Überhänge elegant umgehend, mit Werner Schaarschmidt erstmals am 18. Juli 1914. Über weitere seiner „Heldentaten“ erfahren wir bald mehr.
Vom Hans-Berger-Haus führt uns ein Fußweg weiter bergan Richtung Stripsenjoch (zwischendurch kurz auf einer Forststraße). Für einige Zeit verschwinden die Felsriesen hinter Bäumen, dann öffnet sich plötzlich wieder der Blick: Rechts sieht man die niedrigere, aber steile Nordwand der Kleinen Halt (von Dülfer 1913 erstmals ab dem Totensessel durchklettert).
Links steht die markante 600 Meter hohe Westwand des Totenkirchls, an der Dülfer mit Willi von Redwitz (den er an den Ruchenköpfen kennengelernt hatte) in direkter Linie am 26. September 1913 reüssierte. Weiter geht’s durch den Wald hinauf, später lichtet sich das Gehölz und der Steig schraubt sich nahe der Materialseilbahn zum bereits sichtbaren Unterkunftshaus hinauf.
Das große Stripsenjochhaus (1.577 m) ist seit 1902 die wohl bekannteste Unterkunft für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer im Wilden Kaiser. Einer der drei berühmtesten Kletterberge des Kaisergebirges erhebt sich direkt über dem Haus: das Totenkirchl. Haben wir vom Anstieg aus die Westwand gesehen, erblicken wir nun die von drei Terrassen und unzähligen Kaminen durchzogene, bizarre Nordseite.
Der Münchner Bergsteiger Gottfried Merzbacher schaffte 1881 die Erstersteigung. Tatkräftige Unterstützung erhielt er von dem unerschrockenen einheimischen Führer Michel Soyer, genannt Steinackerer, einem bärenstarken, rotblonden Hirten und Knecht, der bei Raufereien gefürchtet war.
Merzbacher schrieb, die Kletterei (rechts von der Kante, III. Grad) ging bis zur „äußersten Grenze der Möglichkeit“ und wäre der „einzig mögliche Weg“ zum Gipfel – doch heute existieren über 80 verschiedene Kletterrouten bis zum X. Grad an allen Seiten des Totenkirchls!
In den Stuben des Stripsenjochhauses können wir beim Abendessen zahlreiche alte Kletterfotos, auch vom Totenkirchl, ansehen. Nicht verpassen sollten wir bei gutem Wetter den Sonnenuntergang draußen. Ein besonders schöner Platz dafür ist das vom ersten Hüttenwirt (1902–1914) Johann Tavonaro gestiftete Kreuz oberhalb des Hauses, das anlässlich seiner 150. Totenkirchl-Besteigung (!) aufgestellt wurde. Hinter dem Kreuz erstrahlt im Südosten die Nordkante des Predigtstuhls im Abendlicht.
2. Tag
Nachdem wir mit Glück einen Sonnenaufgang mit einem rot beleuchteten Totenkirchl bewundert haben, folgen wir am nächsten Morgen oberhalb des Hauses dem Wegweiser zum Feldberg (vom Ausgang kommend links). Er leitet uns bald auf einem recht schmalen, stellenweise drahtseilgesicherten Steig durch die Ostflanke des Stripsenkopfes, dann hinauf auf das unscheinbare Gipfelchen Tristecken.
Von diesem Höhenzug aus können wir schon in die Steinerne Rinne hineinblicken, die am Stripsenjochhaus noch verdeckt war. Wer den Feldberg nicht mehr ganz besteigen will, kann bei der nächsten Verzweigung bereits links zur Kohlalm abbiegen.
Ansonsten lohnen sich die 100 Höhenmeter Anstieg auf den kreuzgeschmückten Feldberg durchaus, denn von hier ist der Rundblick großartig: auf Zahmen und Wilden Kaiser, auf Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen im Norden und Osten sowie bis zum Karwendel im Westen. Doch vor allem in das nahe Herz des Wilden Kaisers, die Steinerne Rinne, die der renommierte Autor und Kaiserkenner Fritz Schmitt als „urgewaltiger Axthieb in die Kalkmasse des Gebirges“ bezeichnete, können wir besonders eindrucksvoll hineinblicken.
Sie wird links und rechts begrenzt von den Westwänden des Predigtstuhls und den Ostwänden der Fleischbank – die großartigsten Kletterwände des Gebirges. Einmal mehr war es Hans Dülfer, der schon 1912 als gerade einmal 20-Jähriger die Fleischbank-Ostwand erstmals durchkletterte.
Mit dem V. Grad ist die Route Dülfers, der leider schon 1915 im Ersten Weltkrieg starb, aber schon die mit Abstand „leichteste“ Klettertour, viele Dutzend Routen bis zum oberen X. Schwierigkeitsgrad durchziehen heute die breite Ostwand.
Darunter ist „Des Kaisers neue Kleider“ von Stefan Glowacz von 1993 noch immer eine der schwersten (X+). Sie verläuft durch die Wand des Fleischbankpfeilers von unten rechts an der Steinernen Rinne direkt über die von hier aus gut sichtbaren, hellen, senkrechten und überhängenden Platten!
Einen besonders eindrucksvollen Blick auf all die Wände hat man freilich von unten, wenn man vom Stripsenjoch aus direkt durch die Steinerne Rinne zum Ellmauer Tor steigt. Diesen heute als Klettersteig gesicherten Weg bewältigten übrigens auch Merzbacher und Soyer, der Steinackerer, 1881 als Erste.
Wir gehen vom Gipfel zurück bis zur Abzweigung und folgen der Beschilderung zur Kohlalm. Der etwas verwachsene, spärlich markierte Steig quert zunächst eben (noch nicht absteigend) die Wiesenflanke nach rechts, nach den Steinresten einer alten Hütte führt er durch Latschen zunehmend steiler hinab.
Unten in einem Wiesensattel schickt uns der Wegweiser zur Feldalm links auf einen Almsteig, der erst direkt, dann in kleinen Kehren abwärtsführt. Ganz unten geht es auf der Forststraße links zum schönen Hüttenensemble der Feldalm. Von dort leitet uns der Wegweiser über die Forststraße bergauf zur Hochalm. Von nun an gilt für uns die Beschilderung zur Vorderkaiserfeldenhütte (1.388 m).
Der Steig leitet uns hinauf in die Südflanke des Zahmen Kaisers. Je höher wir kommen, desto mehr erhebt sich auch der zentrale Wilde Kaiser wieder linker Hand über dem Feldberg und dem Stripsenkopf. Besonders gut sehen wir nun den höchsten Gipfel, die Ellmauer Halt, mit seinem berühmten, von zahlreichen Felstürmen gespickten Kopftörlgrat (diesen heute beliebten Klettergrat im III. Grad bezwang erstmals 1900 Georg Leuchs im Alleingang).
Der Panoramasteig führt uns nun lange Zeit in stetem Auf und Ab und mit grandiosen Kaiserblicken durch Latschen und Geröll, später durch lichten Bergwald, wobei wir stets der Beschilderung „Vorderkaiserfeldenhütte“, teils auch „Kufstein“ folgen. Schließlich errreichen wir eine Verzweigung, wo wir ein kurzes Stück rechts hinauf zur Vorderkaiserfeldenhütte steigen können (allerdings folgt bald eine weitere Einkehr).
Wir folgen ansonsten der Forststraße links hinab Richtung Kufstein. Bei der nächsten Verzweigung gehen wir dann allerdings nicht links Richtung Kufstein, sondern auf dem Forstweg weiter Richtung Ritzau-Alm. Es geht nun – mit herrlichem Tiefblick auf die Kufsteiner Burg und den Inn – weiter bergab.
Vor der Alm folgen wir der Beschilderung Richtung Ebbs und gehen dann direkt an der schönen Kapelle und am Gasthaus der Ritzau-Alm vorbei. Wir wandern weiterhin auf dem Forstweg und genießen nochmals letzte tolle Blicke auf den Wilden Kaiser in unserem Rücken, ehe es längere Zeit zügig durch Wald bergab geht.
Weiter unten gehen wir weiter Richtung Kufstein und treffen schließlich wieder auf das breite Sträßchen, das wir bereits vom Hinweg kennen. Es führt uns rechts zum Veitenhof, an der Tischoferhöhlen-Abzweigung vorbei und zur Sparchenstiege. Noch einmal müssen wir konzentriert die vielen Stufen hinabsteigen, ehe uns unten, wo wir uns rechts halten, der Parkplatz wieder empfängt.
Anforderungen
Am ersten Tag Forststraßen und einfache Bergsteige. Am zweiten Tag auch schmalere Steige und steilere Abschnitte, vereinzelt drahtseilgesichert. Trittsicherheit erforderlich.
Anfahrt und Parken
Nach Kufstein auf der A8/A93 München über Inntaldreieck. Mautfrei (ohne Vignette) bei Kiefersfelden abfahren und nach Kufstein. Im ersten Kreisverkehr nach der Unterführung die erste Abfahrt nehmen (Rosenheimer Straße), dann die Wildbichler Straße weiter. Rechts in die Straße „Kaiserbach“ und zum Parkplatz (ausgeschildert).
Parkplatz
Parkplatz Kaisertal
Öffentliche Verkehrsmittel
Vom Bahnhof Kufstein mit dem Bus zum Kaisertal-Parkplatz.
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