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Luca Tribondeau: „Ich will Fotos, die Geschichten erzählen“

Menschen

6 Min.

16.04.2020

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Luca Tribondeau (23) ist beides – Profi-Skifahrer und leidenschaftlicher Fotograf. Im Juli wird er auch noch Juror sein – und zwar in jener Experten-Jury, die den Bergwelten Photo-Rookie 2020 kürt. Welche Tipps er angehenden Fotografen/innen mitgibt, was für ihn eine gelungene Aufnahme ausmacht und wie er die gegenwärtige Zeit der Reise-Beschränkungen nutzt, verrät uns der junge Kärntner im Interview.

Bergwelten: Du bist ja eigentlich professioneller Freestyle-Skifahrer – wann und wie hat dich das Fotografieren gepackt?

Richtig, ich war mehrere Jahre Profiskifahrer in den Disziplinen Slopestyle und Big Air. 2014 fehlte nicht mehr viel bis zur Weltspitze, ich habe sowohl an den Olympischen Spielen als auch an den X-Games teilgenommen. Dann habe ich aber doch bemerkt, dass der Wettkampfsport nicht das richtige für mich war und beschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen. Mit dem Fotografieren begann ich auf all den Reisen, die ich als Skifahrer gemacht habe. Wir waren ja viel unterwegs, sei es in Amerika, Australien, Neuseeland, Italien, Norwegen, Spanien, Finnland, Schweden, etc… Überall warteten einzigartige Erlebnisse und ich dachte mir: Du brauchst eine Kamera, um diese schönen Momente auch deiner Familie zeigen zu können.

Hast du eine Ausbildung, oder bist du quasi Selfmade-Fotograf?

Ich habe keine Ausbildung, aber ich habe mich mit der Fotografie in den letzten Jahren sehr intensiv auseinandergesetzt und mir so ein umfangreiches Know-how aufbauen können. Teils über Fotografen-Freunde, teils durch Tutorial-Videos (wenn es um technische Probleme ging), aber auch durch inspirierende Bücher wie „Personal“ von Vincent Peters oder „Zabardast“ von Jerome Tanon.
Darüber hinaus, denke ich, war es mein großes Interesse an analoger Fotografie, das mich weitergebracht hat. Es erfordert viel mehr Konzentration und Aufmerksamkeit, wenn du analog fotografierst und die Filme selbst entwickelst. Diese Arbeitsschritte und auch die Enttäuschung, wenn auf einem Film mal nichts Gelungenes drauf ist, prägen einen. Du nimmst danach auch die digitale Kamera viel bedachter in die Hand und denkst nicht von vorherein: ach, das kann ich dann eh im Photoshop reparieren. Zu lernen gibt es immer was – ich kenne sowohl meine Stärken als auch meine Schwächen – und die werde ich in den kommenden Jahren versuchen zu kompensieren.

Mit welcher Kamera fotografierst du am liebsten?

Ich habe in den letzten Jahren sehr viel mit der Leica M9 gemacht, vor allem bei Werbe-Aufträgen. Mittlerweile verwende ich aber eine Leica SL. Wenn ich mich für eine einzige Kamera entscheiden müsste, dann wäre es meine Leica M6 mit dem 35mm Summilux 1,4f-Objektiv – das war meine erste Kamera von Leica und sie hat mich auf zahlreichen Reisen begleitet. Sie ist ein idealer Wegbegleiter, robust gebaut und immer funktionsfähig – wie eine mechanische Uhr. Ganz viele meiner Lieblingsfotos sind auf analogem Film mit der M6 entstanden.

Welche Schwerpunkte hast du dir als Fotograf gesetzt?

Ich bin noch ganz am Anfang und es ist noch schwer zu sagen, wo die Reise wirklich hingehen wird, aber Natur und Landschaften sind definitiv weit oben auf der Liste. Mich faszinieren aber auch Menschen, die eine besondere Geschichte zu erzählen haben. Ich fotografiere gerne Leute bei ihren Leidenschaften, sei es einen Bauern beim Holzmachen, einen Snowboarder im Powder oder einen Surfer beim Wellenreiten…. Es fehlt mir als Fotograf vielleicht noch an Referenzen, aber ich habe eine Vision an der ich festhalte.

Könntest du von deiner Fotografie schon leben?

Ich bin momentan noch Profisportler und lebe hauptsächlich von meinen Sponsoreneinnahmen. So darf ich z.B. seit acht Jahren Colmar als Testimonial repräsentieren – dank ihrer mehrjährigen Verträge konnte ich viele Projekte besser planen und verwirklichen. Man beginnt mich langsam auch als Fotografen oder Kurzfilm-Produzenten anzufragen. Bei Partnerschaften mit Unternehmen bin ich immer öfter nicht nur der Skifahrer, sondern auch für die Werbebilder zuständig.
Als Berufs-Fotografen würde ich mich derzeit noch nicht bezeichnen, aber ich hoffe, dass es sich immer mehr in diese Richtung entwickelt, da ich es sehr gerne wäre. Solange ich Lust und das Gefühl habe, noch gut auf den Brettern zu stehen, werde ich natürlich auch Profiskifahrer bleiben.

Social Media spielt wohl sowohl in deiner sportlichen wie auch in deiner fotografischen Karriere eine wichtige Rolle. Wie bewertest du das Instagram-Zeitalter? Welche Vorteile bzw. welche möglichen Nachteile bringt es?

Instagram ist natürlich eine super Plattform, um seine Arbeit zu präsentieren – aber ich weiß nicht, ob sie durch den Überfluss an Bildern noch wirklich bei den Leuten ankommt.

Zumindest habe ich als Fotograf noch nie einen ernsthaften Auftrag bekommen, weil jemand auf Instagram meine Bilder entdeckt hat. Ich denke, wenn man wirklich Fotograf werden möchte, sollte man sich einen genauen Plan zurechtlegen: Welche Firmen in welcher Branche schreibe ich an, was genau möchte ich erreichen... So entstehen schöne Bilder, die man dann auch in den Sozialen Netzwerken präsentieren kann.

Was empfiehlst du jungen Leuten, die sich eine Existenz als Fotograf aufbauen möchten?

Diese Frage stelle ich mir auch öfter, da ich als Fotograf ja auch noch eher am Anfang bin. Als Sportler kann ich sie aber teilweise ganz gut beantworten, denn ich denke, dass es da einige Parallelen gibt: Es ist sehr hart deinen eigenen Weg zu gehen, aber wenn du ihn für den richtigen hältst, gehe ihn. Es ist deine Entscheidung in welche Richtung der Fotografie du gehen möchtest – deshalb finde eine Nische, die dir gefällt und wo du dich stark fühlst. Mache es dir dort aber nicht gemütlich, sondern gib‘ alles, um dich weiter zu entwickeln. Wenn du dann auch noch Ideen hast, die dich von der Masse abheben, wirst du bald Aufträge bekommen und Anerkennung erfahren.
Ich denke es gibt zwei Arten von Fotografen. Die einen, die ihren Job genau so machen, wie der Kunde es sich wünscht. Und die anderen, die ihren eigenen Stil einbringen wollen. Letzteres kann dazu führen, dass du den Job einmal und nie wieder bekommst. Es kann aber auch sein, dass der Kunde von deiner Idee begeistert ist, auf die er selbst nie gekommen wäre. Er wird dich somit für zukünftige Projekte im Kopf behalten.

Du wirst ja in unserer Photo-Rookie 2020-Experten-Jury vertreten sein – welche Tipps hast du für die Teilnehmer? Was ist dir persönlich an einem gelungenen Foto wichtig?

Es freut mich, dass ich in die Experten-Jury eingeladen wurde. Mit Jurys und Judging machte ich im Sport eigentlich ein paar sehr schmerzhafte Erfahrungen. Umso mehr werde ich jetzt versuchen, als Juror einen guten Job zu machen und die Final-Fotos ganz unvoreingenommen zu bewerten.
Was ein gelungenes Foto ausmacht – eine spannende Frage… Ich denke es sind die Werte, die in ihm stecken und die Emotionen die es in uns auslöst. Ich habe mir die bisher unter dem Hashtag #photorookie2020 eingereichten Bilder angesehen und muss sagen, dass da sehr viele technisch exzellente Fotos dabei sind. Ich persönlich suche Fotos die in meinem Kopf hängen bleiben, die eine Geschichte erzählen und die mich motivieren raus zu gehen und die Natur zu erleben. Also eher keine Sonnenauf- oder Untergangs-Postkartenmotive (lacht).

Hast du fotografische Vorbilder?

Natürlich, da gibt es ein paar die mich beeindrucken und motivieren. Peter Lindbergh, Steve McCurry und Vincent Peters etwa. Oder Jerome Tanon und Sam Strauss in der Sportbranche. Es sind Fotografen, die ihren eigenen Weg gegangen sind und sich beim Folgen ihrer Ziele sowie ihrer Einstellungen nicht haben ablenken lassen. Diese Fotografen haben durch ihr Tätigkeit ganze Branchen verändert und sehr viele Leute beeinflusst, obwohl sie nur „Fotografen“ waren.

Die gegenwärtige Krise macht das Reisen und Erkunden der Natur ja schwierig – wie überbrückst du diese Zeit mit der Fotokamera?

Ja, leider ich hatte ein paar spannende Projekte und Aufträge in Aussicht – was davon nun wirklich zustande kommt, weiß ich nicht. Gemeinsam mit vier Freunden mache ich gerade einen Film über das Tourengehen und Freeriden in den Südostalpen. Da wir aufgrund des frühzeitigen Saison-Endes einige Parts nicht mehr drehen konnten, wird jetzt ein Zwei-Jahres-Projekt daraus.
So schlimm es auch ist, dass wir alle mehr oder weniger eingesperrt sind, denke ich, dass viele von uns auch Positives aus dieser Krise für ihr weiteres Leben mitnehmen werden. Mein Plan ist es, diese Zeit und wie die Leute mit ihr umgehen mit der Kamera so gut wie möglich zu dokumentieren. Damit wir sie nicht so schnell wieder vergessen, sondern uns immer wieder an die Situation und die Gedanken während der Isolation erinnern. Was bedeutet Freiheit? Wird sie durch mein Konsumverhalten eingeschränkt? Wie gestalte ich mein Leben und was macht mich eigentlich glücklich…?

Verrätst du uns deine nächsten Pläne, sowohl als Skifahrer als auch als Fotograf?

Mein Plan als Skifahrer ist es mich im alpinen Gelände weiter zu entwickeln und dort mein bestmögliches Skifahren zu zeigen. Außerdem möchte ich erkunden, was unserer Heimat noch alles zu bieten hat. Der Plan mit unserem aktuellen Film-Projekt ist es auch den Leuten zu zeigen, dass sie nicht unbedingt nach Kanada, Alaska oder Georgien zum Heliskiing fliegen müssen, sondern, dass es auch zuhause großartige, wenn nicht sogar noch schönere, Gebiete gibt.
Als Fotograf verfolge ich klare Ziele, aber die möchte ich eher für mich behalten und schauen wie sich gewisse Dinge in den kommenden Monaten entwickeln. 

Da wünschen wir alles Gute – danke für das Gespräch Luca!


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Bergwelten sucht in Kooperation mit Leica junge Talente. Lade deine Outdoor-Fotografien bis 23. Juli auf Instagram hoch – vielleicht kürt dich die End-Jury mit Luca Tribondeau zum Photo-Rookie 2020! Die besten Fotos werden im Bergwelten Magazin veröffentlicht, der Hauptpreis ist eine Leica Q2-Kamera im Wert von 4.990 EUR.