Geschäft am Berg: Der Ruf der Natur
Was tun, wenn am Berg die Natur ruft – weit und breit aber keine Toilette in Sicht ist? Bergwelten-Expertin Christina Schwann erläutert, wie man dem menschlichen Bedürfnis am Berg gerecht wird. Und: Was es dabei zu berücksichtigen gilt.
Warnung: Zartbesaitete Leser wollen wir an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass wir nach langen Überlegungen und Wortfindungsdiskussionen zu folgendem Schluss gekommen sind: Manche Dinge muss man einfach beim Namen nennen.
Wenn man in den Alpen unterwegs ist, findet man meist ein recht gut ausgebautes Infrastrukturnetz an Hütten und Almen vor. Wo immer eine Bewirtschaftung stattfindet, gibt es auch Sanitäranlagen. Diese können wohl sehr unterschiedlich sein, eins aber haben sie alle gemeinsam: Hinter ihnen stehen gewisse Auflagen. Auch wird das Abwasser meist nicht ungeklärt an die Umgebung abgegeben. Ob Trockentoilette, Plumpsklo oder Trennklo: Jede sanitäre Anlage verfolgt das Ziel einer möglichst umweltverträglichen Entsorgung von Ausscheidungen. Und das heißt: Dort kann man sich guten Gewissens erleichtern.
Wie sich das Verrichten der Notdurft in der Natur auf diese auswirkt, lest ihr hier:
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Variante 1: Toilette benutzen
Bei Vorhandensein von sanitären Anlagen empfiehlt sich – aus den oben angeführten Gründen – auch deren Inanspruchnahme. Ganz gleich, ob das Plumpsklo nun angenehm für Auge und Nase sein mag: Ist eine Toilette vorhanden, gilt es diese auch zu benutzen. Und zwar sowohl für das große als auch für das kleine Geschäft.
Variante 2: Keine Toilette vorhanden
Viele Menschen kämpfen im Urlaub, auf Reisen und auf (mehrtägigen) Wanderungen mit Darmproblemen. Wer seine gewohnte Umgebung – und damit auch den gewohnten Tagesablauf verlässt –, kann die standardmäßige Erleichterung nicht immer so genau einhalten oder gar planen. Durch die Bewegung am Berg kommt der Darm dann zumeist in Schwung und auch die Psyche entspannt sich, sodass sich der natürliche Drang nach Erleichterung oftmals mitten im Gebirge meldet.
Also: Was tun, wenn keine Toilette in Sicht ist?
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Ungeachtet von Gelände und Jahreszeit spielen bei der Wahl des geeigneten Platzes folgende Punkte eine Rolle:
Sicheren Platz wählen! Die eigene Sicherheit steht an oberster Stelle. Also: absturzsichere Plätze wählen und gegebenenfalls angeseilt bleiben.
Platz abseits von Wegen wählen. Es soll kein nachfolgender Wanderer in die Notdurft treten müssen.
Platz in ausreichender Entfernung zu Gewässern wählen (nicht in Bach-, See- oder Teichnähe).
Wenn möglich: mit einem Stock oder Stein eine Vertiefung graben oder eine breits vorhandene Mulde nutzen und anschließend wieder mit Erde, Laub, Steinen oder Schnee zugraben.
Keine erhöhten Stellen oder Felsen wählen.
Der wohl unangenehmste Aspekt der Notdurft im alpinen Raum: Keine Taschentücher und kein Klopapier zurücklassen!
Übrigens ist auch das Verbrennen von benutzten Taschentüchern oder Klopapier aufgrund von Waldbrandgefahr nicht angeraten. Wir empfehlen das Mitführen einer Tüte mit Zippverschluss. In diese kann man benutzte Taschentücher und/oder Klopapier geruchsdicht verstauen und anschließend im Tal ordnungsgerecht entsorgen.
Selbiges gilt übrigens auch für andere Hygieneartikel wie Tampons, Binden und Windeln. Nichts davon sollte am Berg zurückbleiben.
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Warum das Ganze?
Das Einhalten einer Distanz von circa 50 Metern zu Gewässern soll sicherstellen, dass keine Fäkalkeime in den Wasserkreislauf gelangen. Diese können zu massiven gesundheitlichen Problemen wie Magen-Darm-Erkrankungen führen. Aus diesem Grund gilt es auch stets darauf zu achten, welches Wasser man im Gebirge zu sich nimmt. Verunreinigungen können natürlich auch durch tierische Fäkalien erfolgen.
Hier findet ihr weitere Informationen dazu:
Menschlicher Kot wird – abhängig von Höhenlage und den dort jeweils vorhandenen Mikroorganismen – relativ rasch zersetzt. Das Loch, in welches man sich erleichtert, sollte im Idealfall zwischen 10 und 15 cm tief sein. Also gerade tief genug, um den Kot wieder gut zuschütten zu können, damit Tiere nicht in Berührung damit kommen. Zugleich aber auch: oberflächlich genug, damit die Mikroorganismen der obersten Bodenschichten optimal arbeiten können.
Und im Winter?
Bei Schnee wird die ganze Übung natürlich schwieriger: Kälte und eine Vielzahl an Kleidungsschichten verkomplizieren das Unterfangen ebenso wie starker Wind oder exponierte Gletscher. Zugleich birgt der Winter aber auch einige Vorteile. So kann man seine Hinterlassenschaft mit Schnee viel einfacher wieder zudecken. Und auch Klopapier und Taschentücher lassen sich gut durch das Nutzen eines hinkelsteinartig geformten Schneeballs ersetzen. Ein solcher reinigt einwandfrei und: kann einfach am Berg zurückgelassen werden.
Wie im Sommer gilt aber auch im Winter: Ausreichend Abstand zu Gewässern einhalten – sofern diese überhaupt mit freiem Auge auszumachen sind und sich nicht unterhalb der Schneedecke versteckt halten.