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Mit Adrenalin im Blut auf den höchsten Punkt der Alpen

Aktuelles

4 Min.

09.08.2016

Foto: Peak Art Images

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von Magdalena Kalus und Anja Kaiser

4.810 Meter aus Schnee, Fels und Eis – das ist er, der Mont Blanc, höchster Gipfel der Alpen. Je nach Definition auch der höchste Punkt Europas, jedenfalls der Traum vieler Bergsteiger. Alpinisten aus aller Welt reisen nach Chamonix, um dem „König der Alpen“ auf’s Dach zu steigen. Zum Gipfel führen zahlreiche Routen, wir gehen im Rahmen unseres Seven European Summits Projektes in zwei Tagen über die Goûter-Hütte auf den fünften und höchsten Berg dieses Sommers.

Respekt, Ehrfurcht und Vorfreude sind die drei Gefühle, die uns überkommen, als wir realisieren, dass als nächster Summit der „König der Alpen“ an der Reihe ist. In Chamonix angekommen, haben wir in dieser Woche bereits den Gran Paradiso und die Dufourspitze hinter uns und sind dementsprechend gut akklimatisiert. Die Wettervorhersage ist – bis auf den angesagten Wind – sehr gut und der Himmel strahlend blau, als wir uns mit der Zahnradbahn Tramway de Mont Blanc auf den Weg zur Nid d’Aigle machen. Mit uns sind zahlreiche andere Bergsteiger unterwegs, teilweise alleine, teilweise in großen Gruppen. Von der letzten Station sind es vier Stunden und gute 1.500 Höhenmeter bis zur Goûter-Hütte. Es herrscht Hektik an der Endstation – alle versuchen so schnell wie möglich loszugehen um noch bei möglichst fester Schneedecke und kalten Temperaturen das Grand Couloir zu erreichen, die „Schlüsselstelle“ dieser Route.  Wir sind schnell und erreichen den Anseilplatz oberhalb des Refuge de Tete Rousse mit als die Ersten.

Das Steigeisen anlegen geht uns mittlerweile wie im Schlaf von der Hand und ehe wir uns versehen, sind wir mittendrin im Hauen und Stechen der Seilschaften. Wir passieren das Couloir, eine äußerst steinschlaggefährdete Rinne, die schon vielen Bergsteigern zum Verhängnis wurde, im Laufschritt und ohne Probleme. Von oben sehen wir viel zu viele Bergsteiger minutenlang im Couloir, die entweder Schwierigkeiten mit dem etwas größeren Schritt um einen Felsblock haben, oder deren Steigeisen sich in Hosenbeinen verfangen. Fast im Minutentakt hören wir „Cailloux“, „Rocks“, „Steine“ – einmal werden wir im stahlseilversicherten oberen Teil des Hüttenzustieges fast selbst getroffen. 


Gefährliche Schlüsselstelle

Der Mont Blanc ist nicht nur einer der bekanntesten Berge der Welt, sondern auch einer der Tödlichsten. Das liegt allerdings nicht an den technischen Schwierigkeiten oder extremen Wetterbedingungen hier, sondern vor allem daran, dass jedes Jahr tausende (Hobby-)Bergsteiger den Aufstieg versuchen, teilweise alleine und ohne genügende Erfahrung und Ausrüstung. Wir schaffen den Aufstieg zur Goûter-Hütte unbeschadet in gut drei Stunden, haben aber ordentlich Adrenalin im Blut. Während der Kletterei der letzten Stunde konnten wir kaum Blicke ins Tal erhaschen, wollten wir doch so schnell wie möglich aus dieser potentiellen Gefahrenzone herauskommen. Das grandiose Panorama, das sich uns bei Erreichen der Hütte bietet, entschädigt aber sofort.

Die Goûter-Hütte ist nagelneu und liegt wie ein großes silbernes Ei auf 3.835 Metern an der Kante der Aguille de Goûter. Die Höhe macht sich bemerkbar: Nach und nach treffen immer mehr Bergsteiger ein, von denen zahlreiche noch im Gastraum, zum Teil im Sitzen oder auf dem Tisch liegend, einschlafen. Es gibt bereits um 18 Uhr Abendessen und zwei Stunden später sind viele unserer Mitstreiter bereits im Bett, klingelt der Wecker doch morgen wieder um zwei Uhr. Fast alleine genießen wir bei tadellosem Wetter einen Sonnenuntergang, der seinesgleichen sucht. Von Tiefrot bis türkis färbt sich der Himmel über den Alpen – so etwas haben wir bei uns in den Hausbergen tatsächlich noch nie gesehen.

Kurz vor dem Schlafengehen ändern wir noch einmal die Strategie: Um der Hektik am Morgen zu entgehen, wollen wir alle losziehen lassen und selber erst nach 3 Uhr aufbrechen. „Die holen wir eh alle wieder ein“, meint Toni unser Guide mit einem Augenzwinkern. Wir sind skeptisch… Eine kurze Nacht später sind wir wieder mit Stirnlampen und ordentlich Speed unterwegs – Toni macht seine Prognose wahr und nach und nach ziehen wir an den anderen Seilschaften, die sich im Dunkeln wie Perlenketten bergan ziehen, vorbei.

Ein „langer Hatscher“ ist er im wahrsten Sinne des Wortes, der Mont Blanc. Wir gehen und gehen, teilweise auch wieder bergab und viel geradeaus, bis wir schließlich am finalen Aufstieg ankommen. Die Höhe macht uns zum Glück im Vergleich zu vielen anderen nicht zu schaffen, dafür geht aber die ganze Zeit ein wirklich starker Wind und es ist bitterkalt – das geht an die Substanz. Langsam wird es hell und mit der Sonne kommt auch etwas Wärme, die motiviert. Nicht die Wärme ist es allerdings, die uns noch einmal einen richtigen Push gibt, sondern der atemberaubende Sonnenaufgang, der sich uns hier oben bietet. Wir haben das unglaubliche Privileg den Mont Blanc von seiner besten Seite zu erleben: Der Himmel ist in alle Farben des Regenbogen getaucht und wir vergessen kurz den Wind, die Kälte und wo wir eigentlich sind. Fasziniert und sprachlos stehen wir da.

Toni ruckt am Seil und holt uns zurück in die Realität. Das Wetter wird nicht besser und wir wollen schließlich ganz nach oben. Beflügelt bringen wir die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel hinter uns. Wir haben es tatsächlich geschafft und stehen am mit 4.810 Metern höchsten Punkt der Alpen – der „König“ und gefühlt die ganze Welt zu unseren Füßen. Wir sind superglücklich und auch ein kleines bisschen stolz: Wir haben die „drei Großen“ tatsächlich entgegen aller Prognosen und Warnungen in einer Woche geschafft. Das Wetter und die Konditionen am Berg sowie unsere Körper und Willenskraft haben mitgespielt und uns eine perfekte Bergwoche beschert, die wir so schnell nicht vergessen werden.

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an adidas Outdoor für die Unterstützung während dieser phänomenalen Woche. Der 7 fehlen noch 2: Lichtenstein wir kommen!

Hier geht es zum persönlichen Blog von Maggy und Anja


Alle Fotos: Peak Art Images

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