Moderne Hütten: Architektur im Hochgebirge
Moderne Hüttenbauten mögen nicht jedermanns Geschmack sein. Einen Sinn haben sie aber durchaus. Sie schließen die Lücke zwischen Umweltverträglichkeit und zeitgenössischer Architektur. Wir stellen euch 7 Hütten von architektonischer Bedeutung vor.
Obwohl die infrastrukturelle Erschließung der Alpen laut Alpenverein als abgeschlossen gilt und keine weiteren Hütten mehr gebaut werden sollen, ist die Frage nach Architektur im Hochgebirge nicht vom Tisch. Baufällige Hütten gilt es zu ersetzen, viele Bauten bedürfen außerdem größerer Kapazitäten und verlangen nach Erweiterungsbauten.
Während man sich beim Bau von Hütten im Hochgebirge bis in die 1960er Jahre hinein an den Wohnformen im Tal orientierte, läuteten die späten 70er-Jahre die Suche nach einer neuen architektonischen Sprache ein. Die medial allgegenwärtige ökologische Krise führte speziell in sensiblen Zonen wie den Alpen zu einem Umdenken, das sich auch in der Bauweise der Schutzhütten niederschlug.
Wichtiger als das klassische Erscheinungsbild der Hütte wurden eine umweltfreundliche Energieversorgung, geordnete Abfall- und Abwasserbeseitigung sowie die Reduktion der motorisierten Versorgung. Die zeitgenössische Architektur liefert darauf ihre ganz eigene Antwort und kombiniert die Strategie des ökologischen Bauens mit modernen Ansprüchen.
Wir stellen euch 7 Beispiele vor.
Beliebt auf Bergwelten
1. Berghotel Rudolfshütte, 2.315 m
Glocknergruppe / Salzburg
- Geöffnet
- Jan - Dez
- Verpflegung
- Bewirtschaftet
Das Berghotel Rudolfshütte ist gleich doppelt interessant: Zum einen ist der moderne Bau architektonisch bedeutsam, zum anderen ist auch seine Größe als Reaktion auf die wachsende Zahl an Bergbesuchern beachtlich. Die Hütte wurde nach dem Entwurf des Innsbrucker Architekturbüros Heinz & Mathoi & Streli im Rahmen eines Architekturwettbewerbs realisiert.
Auch beliebt
2. Hesshütte, 1.699 m
Ennstaler Alpen / Steiermark
- Geöffnet
- Mai - Okt
- Verpflegung
- Bewirtschaftet
Das Schlafhaus der Hesshütte wurde 1978 nach den Plänen des Wiener Architekten Helmut Porsche errichtet und hebt sich in Optik und Bauweise erheblich von anderen bestehenden Hütten der 70er-Jahre ab. Ihre Form ist ein Ergebnis aus Wetterbeständigkeit auf der einen und Ortsgebundenheit auf der anderen Seite.
3. Sulzenauhütte, 2.191 m
Stubaier Alpen / Tirol
- Geöffnet
- Jun - Sep
- Verpflegung
- Bewirtschaftet
Auch die von Anton Schalle entworfene Sulzenauhütte reagiert auf die Widrigkeiten im Hochgebirge. Ihr Bau ist vom Lawinenschutz geprägt: Stahlbetonkeil und Betonwand sollen einem Lawinenabgang standhalten und die Schneemassen über das Dach ablenken.
4. Stüdlhütte, 2.801 m
Glocknergruppe / Tirol
- Geöffnet
- Mär - Okt
- Verpflegung
- Bewirtschaftet
Die vom deutschen Architekten Albin Glaser entworfene und 1996 fertiggestellte Stüdlhütte folgt bereits dem Trend einer energieoptimierten Bauweise. Die Energieeinsparung als Hauptthema der Architektur spiegelt sich in Form von Wärmedämmung und Sonnenkollektoren im Bau der Stüdlhütte wider. Die Unabhängigkeit von fossiler Energie rückt immer weiter in den Mittelpunkt der architektonischen Interessen im Hochgebirge.
5. Schiestlhaus, 2.154 m
Hochschwabgruppe / Steiermark
- Geöffnet
- Mai - Okt
- Verpflegung
- Bewirtschaftet
Das Ziel der Energieautarkie zieht sich fortan durch die gesamte Architektur im Hochgebirge. Das Schiestlhaus wurde vom Wiener Architektenbüro pos architekten entworfen, dessen Slogan nicht umsonst „ökologisch - nachhaltig - innovativ“ lautet. Entstanden ist das erste Passivhaus im Hochgebirge, ein „Prototyp für ökologisches Bauen unter extremen Klimabedingungen“, wie es pos architekten formulieren.
6. Olpererhütte, 2.389 m
Zillertaler Alpen / Tirol
- Geöffnet
- Jun - Okt
- Verpflegung
- Bewirtschaftet
Spätestens mit dem Bau der Olpererhütte wird das architektonisch festgefahrene Bild von Heimatschutzvorstellungen und Materialklischees überwunden. Im Mittelpunkt steht mehr denn je das klimarelevante Bauen. Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs konnten sich 2006 die Vorarlberger Architekten um Hermann Kaufmann mit ihrem Entwurf durchsetzen.
7. Seethalerhütte, 2.740 m
Dachsteingebirge / Oberösterreich
- Geöffnet
- Jan - Dez
- Verpflegung
- Bewirtschaftet
Die bestehende Seethalerhütte „zerbröselt“, wie Obertrauns Bürgermeister Egon Höll angibt. Oberösterreichs höchstgelegenes Schutzhaus soll also erneuert werden. Als Gewinner ging ein Entwurf von dreiplus Architekten hervor, der so manch einem Traditionalisten sauer aufstoßen mag. Der nahezu futuristisch anmutende Bau sieht dafür aber jede Menge Neuerungen und Verbesserungen in puncto Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit vor. So soll etwa eine größere Photovoltaikanlage das bestehende Dieselaggregat endgültig obsolet machen.
Tipp
Weitere Informationen rund um das Thema Architektur im Hochgebirge sowie weiteres Wissenswertes rund um Hütten und Wege im Alpenraum findet ihr in der Publikation des Deutschen Alpenvereins, Österreichischen Alpenvereins und des Alpenvereins Südtirol: