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Schutzgebiete

Nationalpark, Naturpark, Naturschutzgebiet: Was ist der Unterschied?

20. August 2024
4 Min. Lesezeit

In Deutschland stehen 37 % der Landesfläche unter Schutz, in Österreich sind es 29 %. Wie streng diese Gebiete geschützt sind, variiert jedoch stark. Hier findet ihr eine Übersicht der wichtigsten Schutzkategorien und ihrer Bedeutung.

Schwarzsee in Salzburg im Nationalpark Hohe Tauern.
Foto: Philipp Horak
Der Schwarzsee in Salzburg im Nationalpark Hohe Tauern.
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Am Papier ist in Österreich fast ein Drittel der Landesfläche geschützt, in Deutschland mit 37 % sogar noch mehr. Unter strengem Naturschutz stehen einer Studie aus dem Jahr 2023 zufolge jedoch nur 2,5 % in Österreich beziehungsweise 0,6 % in Deutschland. Als streng geschützt gelten Gebiete der Kategorien Ia, Ib und II im Klassifizierungssystem der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources). Die IUCN klassifiziert Schutzgebiete in sechs Kategorien. Zu welcher Kategorie ein Gebiet gehört, hängt vor allem davon ab, welches Ziel mit dem Schutz verfolgt wird – das können etwa wissenschaftliche Forschung, Artenschutz oder Umweltbildung sein.

Die IUCN-Kategorien:

Kategorie Ia – Strenges Naturschutzgebiet

Gebiete in dieser strengsten Schutzkategorie dürfen nur zu Forschungszwecken betreten werden und müssen sonst völlig frei von menschlichen Einflüssen sein. Hier werden besondere Ökosysteme, geologische oder physiologische Merkmale oder Arten geschützt. Der Rothwald im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal (Niederösterreich) ist das einzige Gebiet dieser Schutzstufe in Österreich, in der Schweiz sind es Teile des Schweizerischen Nationalparks (Graubünden). In Deutschland gibt es kein einziges Schutzgebiet der Kategorie Ia.

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Kategorie Ib – Wildnisgebiet

Gebiete in dieser Kategorie sind meist wesentlich größer als Ia-Gebiete und haben sich ihren ursprünglichen Charakter bewahrt. Der Schutz von natürlich ablaufenden Prozessen ohne menschlichen Eingriff steht im Fokus. Das Betreten ist erlaubt, die touristische Nutzung allerdings nicht. In Österreich zählen dazu das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal (Niederösterreich, Steiermark) und die Sulzbachtäler im Nationalpark Hohe Tauern (Salzburg). In Deutschland zählt die Königsbrucker Heide in Sachsen seit 2023 dazu.

Sulzbachtäler, Nationalpark Hohe Tauern
Foto: Ramona Waldner
Die Sulzbachtäler im Nationalpark Hohe Tauern sind als Wildnisgebiete der Kategorie Ib geschützt.

Kategorie II – Nationalpark

In Nationalparks werden großflächige natürlich oder naturnahe Gebiete geschützt, um die dort typischen Arten, Ökosysteme und ökologischen Prozesse zu erhalten. Gleichzeitig dienen Nationalparks auch der Erholung und Bildung von Besucherinnen und Besuchern, was sie von den Schutzkategorien Ia und Ib abgrenzt. Damit ein Gebiet zum Nationalpark werden kann, müssen mindestens 75 % der Fläche sich selbst überlassen werden, auf den restlichen 25 % sind menschliche Eingriffe und auch landwirtschaftliche Nutzung erlaubt. In Österreich gibt es sechs Nationalparks, darunter den größten Nationalpark der Alpen, den Nationalpark Hohe Tauern. In Deutschland sind 16 Gebiete als Nationalparks geschützt. Der älteste Nationalpark der Alpen ist der Schweizerische Nationalpark in Graubünden.

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Kategorie III – Naturdenkmal / Naturmonument

Hier werden eine oder mehrere Naturerscheinungen aufgrund ihrer Seltenheit, Eigenart oder ihres Kulturwerts geschützt. Naturdenkmäler unterliegen einem ähnlich strengen Schutz wie Nationalparks, sind aber viel kleiner. So können zum Beispiel einzelne Bäume, Wälder, Wasserfälle oder Höhlen Naturdenkmäler werden, in Deutschland etwa die Ivenacker Eichen, ein Wald mit fast 1.000 Jahren alten Eichen in Mecklenburg-Vorpommern.

Große Ahornboden in Tirol
Foto: Bernhard Huber
Der Große Ahornboden in Tirol ist ein Naturdenkmal, das sich wiederum im Naturpark Karwendel befindet.

Kategorie IV – Biotop- oder Artenschutzgebiet mit Management

In diesen Gebieten werden bestimmte Arten oder Lebensräume geschützt, meist ist dafür aktives Management notwendig, also regelmäßige Eingriffe durch den Menschen, um die Anforderungen der Arten oder Lebensräume zu erfüllen. In den Alpenländern fallen viele sogenannte „Naturschutzgebiete“ in diese Kategorie, so etwa die Allgäuer Hochalpen in Deutschland. Zwar stehen diese Gebiete grundsätzlich unter strengem Schutz, in Österreich zum Beispiel ist aber die land- und forstwirtschaftliche Nutzung „im bisherigen Umfang“ erlaubt. Das wird von Naturschutzorganisationen immer wieder kritisiert.

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Kategorie V – Geschützte Landschaft

Hier hat die Interaktion von Mensch und Natur im Laufe der Zeit ein Gebiet mit besonderem ökologischem, biologischem, kulturellem oder landschaftlichem Wert hervorgebracht. Schutzgebiete der Kategorie V sind meist größer als jene der Kategorie IV, da hier ganze Landschaften geschützt werden. Menschliche Eingriffe finden regelmäßig statt, sollen aber im Einklang mit der Natur passieren. In den Alpenländern werden diese Gebiete meist als „Landschaftsschutzgebiete“ bezeichnet. Dazu zählt zum Beispiel der Chiemsee mit seinen Inseln und Ufern in Bayern.

Kategorie VI – Schutzgebiet mit nachhaltiger Nutzung von natürlichen Ressourcen

In diesen Gebieten werden natürliche Systeme weitgehend in ihrem Urzustand erhalten und der Erhalt der Artenvielfalt gewährleistet, zugleich aber auch natürliche Ressourcen auf nachhaltige Art und Weise genutzt. Zumindest Teile der Gebiete sollten völlig frei vom Eingriff durch den Menschen sein. Daher sind Kategorie VI-Areale meist sehr groß, damit eine nachhaltige Nutzung überhaupt möglich ist. Dazu zählen zum Beispiel Gegenden in Nordskandinavien, wo es kaum Zivilisation gibt.

Chiemsee, Bayern
Foto: Sophie Kirchner
Der Chiemsee in Bayern ist als Landschaftsschutzgebiet (Kategorie V) eingestuft.

Europäische und nationale Schutzkategorien:

Abgesehen von der Klassifizierung nach der IUCN gibt es auch europäische oder nationale Schutzraumbezeichnungen, die teilweise mit den IUCN-Kategorien übereinstimmen. Dazu zählen etwa:

Naturpark

In einem Naturpark wird Kulturlandschaft geschützt, die bereits seit langer Zeit vom Menschen genutzt wird. Durch eine nachhaltige Bewirtschaftung sollen die charakteristischen Lebensräume und die Biodiversität bewahrt werden. Gleichzeitig bieten Naturparks ähnlich wie Nationalparks Raum für Erholung und haben einen Bildungsauftrag für Besucherinnen und Besucher. In Österreich, wo die Bundesländer bestimmen, was als Naturpark gilt, gibt es 47 Naturparks, etwa den Naturpark Karwendel oder Ötztal in Tirol oder den Naturpark Ötscher-Tormäuer in Niederösterreich. In Deutschland zählen zum Beispiel die Ammergauer Alpen oder der südliche Schwarzwald zu den 104 Naturparks des Landes.

Natura-2000

Natura-2000 ist ein grenzübergreifendes Netz an Schutzgebieten innerhalb der EU, das in ca. 27.000 Schutzgebieten 18,6 % der Landesfläche der EU schützt. So sollen gefährdete Arten und Lebensräume bewahrt werden. Auch Nationalparks oder Naturschutzgebiete können Natura-2000-Schutzgebiete sein, zum Beispiel der Nationalpark Berchtesgaden in Bayern.

Funtensee, Berchtesgaden
Foto: Sebastian Gabriel
Die Region Berchtesgaden ist als Nationalpark (IUCN-Kategeorie II), aber auch als Natura-2000-Gebiet geschützt.

UNESCO-Biosphärenparks / -Biosphärenreservate

Auch die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation) vergibt Schutzgebietskategorien. In Biosphärenparks lebt der Mensch im Einklang mit der Natur und nutzt diese nachhaltig, sodass die Artenvielfalt, aber auch die kulturelle Vielfalt erhalten bleibt. In Deutschland zählen dazu etwa der Schwarzwald oder die Schwäbische Alb, in Österreich das Große Walsertal oder der Wienerwald.

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