Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

Obertauern: Der schneesicherste Ort Österreichs

Aktuelles

3 Min.

21.11.2017

Foto: Lisa Mattanovich

Anzeige

Anzeige

von Christina Geyer

Wer bereits im November nach viel Schnee sucht, wird in Obertauern an der Grenze vom Lungau und Pongau fündig. Was es dort sonst noch gibt? Erstaunlich lohnende Freeridehänge, Beatles-Spirit und den besten Schnaps Salzburgs. Eine Reportage aus den Radstädter Tauern.

Viele Gründe sprechen für Obertauern. Der triftigste trägt den Namen „Schneeschüssel“. Denn nichts anderes ist Obertauern: Durch die Kessellage am Alpenhauptkamm bekommt der Ort immer zuverlässig Schnee ab ­– von Ende November bis Anfang Mai. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern eine ganze Menge. Kein Wunder, dass das Skigebiet mit dem Slogan „Wir sind Schnee“ wirbt. Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen: Obertauern ist Österreichs schneereichster Wintersportort.


Skigebiet Obertauern

Informationen zu Wetter, Schneeprognosen, Preisen, Webcams, Pisten und Liften – all das findest du hier.

Das hat selbst die Beatles 1965 auf der Suche nach einer Schneekulisse für ihren Film „Help“ hierher verschlagen. Wer sich damals zufällig an jener Hotelbar befand, an der die Beatles eine Privatsession zum Besten gaben, kam in den Genuss des einzigen Konzerts, das die britische Kultband in Österreich je gab. Die Szenen aus Obertauern finden sich im Musikvideo „Ticket to ride“ wieder und sollten zur Initialzündung für den lokalen Tourismus werden.

Auf einmal war Obertauern international bekannt. Den Beatles sei Dank! Und das obwohl das 200-Seelen-Örtchen noch nicht einmal eine eigene Gemeinde bildet. Ja, selbst der Name ist frei erfunden. Ist man aus der Gemeinde Untertauern „raufgefahren“, so war man halt nicht mehr in „Unter-“, sondern in „Ober-Tauern“. Die historisch gewachsene Bezeichnung ist geblieben – und hat sich durchgesetzt.

Man muss sich das kleine Örtchen wie den Boden einer Schüssel vorstellen: Rundherum schießen die Radstädter Tauern in die Höhe, alle Hänge rund um Obertauern können befahren werden. 360° Fahrspaß sozusagen. Da zahlt sich ein „Ticket to ride“ allemal aus. Allein schon wegen der Gamsleiten 2-Piste, die mit einem Gefälle von bis zu 45° zu den steilsten Buckelpisten Europas zählt – Charakteristik: tiefschwarz. Freilich kommen bei 100 Pistenkilometern auch weniger ambitionierte Wintersportler auf ihre Kosten. Ebenso wie übrigens auch tiefschneehungrige Geländejunkies. Ihnen ermöglicht die Infrastruktur des Skigebiets eine direkte Anbindung an die Gipfelwelt der umliegenden Berge.

Kaum vom Skigebiet abgezweigt, ist man auch schon mittendrin im einsamen Gelände. Es gibt wohl keinen, der einen hier besser zu den lohnendsten Abfahrtshängen lotsen könnte als Patrik Schwaiger. Der gebürtige Steirer ist drei Jahre lang als Nachwuchsfahrer im ÖSV-Kader gefahren, bis ihn das alpine Rennfahren „nimmer recht interessiert“ hat. Das Skifahren aufzugeben stand aber außer Frage: „Des is mei Leben“, sagt Patrik. Also sattelte er um, nahm an der Freeride Qualifier Worltour teil und belegte dort den 6. Platz.

Es folgte die Ausbildung zum staatlich geprüften Skilehrer und -Führer und 2016 der große Schritt in die Selbstständigkeit. Patrik Schwaiger gründet die NAC Skischule am Tauern (mittlerweile unbenannt in Local Guides am Tauern) in Obertauern. Und die unterscheidet sich maßgeblich von den anderen Skischulen vor Ort, denn der Fokus liegt im Gelände. Kein Wunder, ist das Skifahren im freien Gelände doch Patriks große Leidenschaft: „Freeriden ist für mich jedes Mal aufs Neue die Verwirklichung eines Traums“.

Aber auch der schönste Traum hat einmal ein Ende und so ist die letzte Abfahrt des Tages unausweichlich. Und weil Patriks Traum in die Oberschenkel geht, führt der nächste Weg auf die Diktnalm im Seekar, wo sich Altwirt Benedikt „Dikt“ Thurner seinen eigenen Traum erfüllt hat und die Produkte seines Bauernhofs in Radstadt unter die Leute bringt. Sein Herz schlägt jedoch in erster Linie für die Flüssignahrung, genauer gesagt: für seinen selbstgebrannten Schnaps. Wenn Benedikt Thurner von seinem Schnaps spricht, klingt es als ob er Liebesgedichte rezitieren würde.

Seine „Zirbe Natur“ kommt ohne Zucker und ohne Honig aus. Eingelegt wird die Zirbe in Thurners selbstgemachten Apfelschnaps, den er seit 50 Jahren genau so brennt, wie es ihn der Vater einst gelehrt hat. Verwendet werden dafür ausschließlich Äpfel aus der Region, nämlich Schafsnase, Brünnerling und Lederapfel – und die landen bei Benedikt Thurner dann traditionell im Barrique-Fass. Das Brennen selbst nennt der Altwirt „keine Kunst“, aber ein Gefühl fürs Obst muss man haben: „Gefühle krieg' ich schon, wenn die Bäume nur blühen.“ Was das Freeriden für Patrik Schwaiger ist, ist zweifelsohne der Schnaps für Benedikt Thurner. Wer weiß, ob es die Beatles jemals zu den Außenaufnahmen in den Schnee geschafft hätten, wenn sie auf der Diktnalm eingekehrt wären...


Aktuelles

Liftstart in Obertauern ist am 22. November 2017. Und das wird gebührend gefeiert! Am 2. Dezember gibt der deutsche Pop-Künstler Andreas Bourani ein Live-Konzert, am 9.12. findet im Rahmen des traditionellen Krampusumzugs die Ö3-Krampusparty statt. Inklusive: Kür der kreativsten Krampus-Masken.


Tipps

Anzeige

Anzeige


Tourentipps

Rundtour bei Obertauern
Rundtour bei Obertauern
Skitouren · Salzburg

Rundtour bei Obertauern

WSLeicht1:30 h6 km2.248 m

Mehr zum Thema

Freeride-Mekka Arlberg: Frische Spuren im Gelände
Berg & Freizeit

Im Freeride-Mekka am Arlberg

Bergwelten auf Spurensuche am Arlberg: Während Redakteurin Christina Geyer mit dem Alpenverein in den Genuss von unverspurten Hängen gekommen ist, hat sich Content-Managerin Riki Daurer abseits von Tiefschnee und Skirouten nach den Vorzügen der Region umgesehen. Eine Reportage aus der Wiege des alpinen Skilaufs.
5 Min.
Auf Skitour im Toten Gebirge
Berg & Freizeit

Winter im Toten Gebirge

Wer Wildnis sucht, wird im Toten Gebirge fündig. Steile Gipfel, hügelige Weiten und jede Menge Möglichkeiten – ein Geheimtipp für alle Wintersportler, die auf der Suche nach ursprünglicher Landschaft abseits von Massentourismus und ausgetretenen Skirouten sind. Eine Reportage.
3 Min.
Winter im Gesäuse
Berg & Freizeit

Nationalpark Gesäuse: Unversaut und schweißtreibend

Der Nationalpark Gesäuse im Winter: Ein Fleckchen unversauter Wildnis inmitten der Steiermark. Und dort wohnhaft: Ein Held in bunten Strumpfhosen, ein begnadeter Kletterer und ein ehemaliger Bürgermeister, der jetzt auch Wirt ist. So besonders wie die Berge sind auch die Menschen, die dort leben. Eine Reportage aus dem „Xeis“.
4 Min.