Paul Celan: „Bergfrühling“
Foto: mauritius images / Peter Lehner
Wir geben euch wieder ein Berggedicht mit in die Woche. Diesmal: „Bergfrühling“ vom deutschsprachigen Lyriker Paul Celan (1920-1970).
Bergfrühling
„In den Körben blau den Rauch der Fernen,
Gold der Tiefen unterm Tuch, dem härnen,
kommst du wieder mit gelösten Haaren
von den Bergen, wo wir Feinde waren.
Deinen Brauen, deinen heißen Wangen,
deinen Schultern mit Gewölk behangen,
bieten meine herbstlichen Gemächer
große Spiegel und verschwiegene Fächer.
Aber oben bei den Wasserschnellen,
über Primeln, du, und Soldanellen,
ist wie hier dein Kleid mit goldnen Schnallen
weiß ein Schnee, ein schmerzlicher, gefallen.“
Paul Celan
Paul Celan, geboren Paul Antschel, kam 1920 in Czernowitz in Rumänien (heute: Ukraine) zur Welt. Mit der Besetzung der nördlichen Bukowina durch die Sowjetunion ab 1940 war der deutschsprachige Lyriker gezwungen, sein Studium der Romanistik abzubrechen. In weiterer Folge verlor er beide Eltern im örtlichen Ghetto – ein Trauma, das er Zeit seines Lebens nicht mehr verarbeiten sollte.
Celan selbst wurde zur Zwangsarbeit im Straßenbau gezwungen, ehe er 1945 zunächst nach Bukarest und 1947 über Ungarn nach Wien floh. 1948 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Paris. Mehrmals wurde der Lyriker in psychiatrische Anstalten eingewiesen, 1970 beging er mutmaßlich Suizid. Seine Leiche wurde in der Seine gefunden. Celan gilt als einer der wichtigsten Dichter der deutschsprachigen Weltliteratur.
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