Rückkehr zum Manaslu: Schnee und Wind fordern Geduld
Hans Kammerlander, Stephan Keck und das Filmteam um Regisseur Gerald Salmina haben das auf 4.800 m gelegene Basislager am Manaslu erreicht und vollständig eingerichtet (hier erfährst du alles über das Projekt). Derzeit bereiten sie den Aufstieg zum achthöchsten Berg der Erde (8.163 m) vor und haben mit einigen Unwägbarkeiten zu kämpfen. Expeditionsleiter Stephan Keck berichtet uns aus Nepal und schickt beeindruckende Aufnahmen!
Am 30. Oktober war es soweit: Nach einem viertägigen, beeindruckenden Marsch mit vielen Yaks und zusätzlichen Trägern über den Larkya La Pass und zwei Ruhetagen samt ausgiebigem Schneefall rund um das 600-Seelendorf Samagaun haben wir das Basislager des Manaslu erreicht. Leider ist die Lage angespannt, es hat zu viel geschneit. Auch Hans, der schon so einiges gesehen hat, ist von den Schneemassen beeindruckt, um nicht zu sagen sogar etwas beunruhigt, verheißen diese doch meist nichts Gutes.
Klirrende Kälte und sehr viel Schnee
Doch der Reihe nach: Der Weg über den 5.200 Meter hoch gelegenen Pass hat maßgeblich zu unserer Akklimatisierung beigetragen. Wir sind mittlerweile in guter Form, müssen uns nur noch an die teils bestialische Kälte hier oben gewöhnen. Zugleich hat die Überquerung des Passes aber offenbart, was uns nun erwartet: Schnee. Und zwar in rauen Mengen – entgegen aller Vorhersagen und dem, was wir bisher von anderen Gruppen gehört hatten. Schon im auf 3.600 Metern gelegenen Samagaun, unserer letzten Station vor dem Basislager, hatten wir mit dem Wetter zu kämpfen. Schneefall und Regen erschwerten unsere Trekkingtour dorthin. Die Gelegenheit, im Rahmen einer vierstündigen, buddhistischen Zeremonie viele freundliche Menschen von hier und ihrer Kultur besser kennenzulernen, versöhnte uns hingegen wieder. Ebenso lange benötigten wir im Anschluss auch für den Aufstieg ins Basislager, das auf 4.800 Metern liegt und von einigen vorgestiegenen Sherpas perfekt für uns vorbereitet worden ist.
Während die Sonne nun hier oben zwischen 8:00 Uhr und 15:00 Uhr scheint, lässt es sich am Berg gut arbeiten, auch wenn das Spuren im tiefen Schnee – oft versinken wir bis zur Hüfte – momentan mehr als strapaziös ist. Sobald die Sonne aber geht, folgt ein unmittelbarer Temperatursturz von etwa 15 Grad und wir müssen zusehen, rasch wieder unsere Jacken anzuziehen, um nicht zu unterkühlen. Wie erwartet, haben wir es als Einzelexpedition ohnehin nicht leicht zu dieser Jahreszeit, auch wenn der derzeit von uns eingeschlagene Normalweg am Manaslu anfangs nur mäßig anstieg und keine echten Schwierigkeiten auf uns warteten.
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Alleine und in Trance
Dennoch kamen wir auf dem Weg zum ersten Höhenlager aufgrund der geschilderten Umstände täglich nur etwa 500 Höhenmeter weit – auch weil der Wind unsere neu gespurten Wege häufig direkt wieder mit Schnee zublies. Beim Spuren wechseln wir uns aufgrund der Anstrengung alle 100 Schritte ab, um überhaupt voran zu kommen und trotz dieser harten Bemühungen empfinde ich gerade diese Art des Expeditionsbergsteigens als außerordentlich schön. Eine tolle Erfahrung, schließlich ist es heutzutage generell und auch für mich im Speziellen nicht alltäglich, nahezu alleine an einem solchen Berg unterwegs sein zu dürfen. Noch dazu, weil ich beim Spuren fast in Trance gerate, mit der Natur verschmelze und dabei bemerke, wie klein und verloren ein Mensch auf diesem Bergriesen sein kann.
Am 5. November haben wir Lager 1 (5.800 Meter) schließlich nach mehreren Anläufen erreichen können, die Zelte aufgeschlagen und einiges an Material dort oben deponiert. Die Dreharbeiten für den Film laufen zwar fortwährend, bis auf 7.000 Meter auch mit einem Helikopter, allerdings erleichtert es dem Team die Arbeit ungemein, wenn es einen Teil des Equipments hier unterbringen kann. In den darauffolgenden Tagen ist dann das gesamte Team im Lager 1 gewesen und der Zustieg zum Lager wurde ebenso schon verfilmt. Geplant ist, nun einen Teil des Weges in Richtung Gipfelplateau zu bahnen. Erst dann können wir einsehen wie viel Schnee uns noch auf dem Weg zum Gipfel erwartet. Dazu werden wir versuchen in den nächsten Tagen Lager 2, das bereits auf 7.400 Metern liegt, und eventuell sogar Lager 3 zu erreichen.
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Weiter auf 7.400 m
Allerdings müssen wir geduldig sein. Wir haben bereits einige kleinere Lawinenabgänge hier in der unmittelbaren Umgebung beobachten können und sind ständig auf der Hut. Auch weiter oben an den steileren Flanken des Manaslu sieht die Lage nicht anders aus: An die zwei Meter Neuschnee muss es dort haben und je steiler die Neigung, umso leichter kommen diese auch ins Rutschen. Viel mehr Schnee darf folglich nicht fallen, sonst wird die Lage aussichtslos und uns helfen weder Geduld noch Glück – übertriebener Wagemut käme dann sogar Irrsinn gleich. Außerdem müssen wir zwischen Lager 1 und Lager 2 unter einem sehr instabilen Eisbruch queren. Da wir inklusive Sherpas nur acht Personen am Berg sind kommen wir sehr langsam und mühsam voran und müssen uns folglich wesentlich länger in den Gefahrenzonen unter den Eistürmen und Hängegletschern aufhalten.
Hoffen auf Temperaturanstieg
Unsere Stimmung ist aber nach wie vor hervorragend und wir geben die Hoffnung jetzt noch nicht auf, hoffen ganz konkret auf einen Temperaturanstieg in den kommenden Tagen. Dann nämlich könnte sich der Schnee dort oben womöglich etwas setzen und die Situation wäre leichter zu kalkulieren. Die Geduld, die alle Beteiligten jetzt aufbringen müssen, kommt am ehesten noch unserem Filmteam zu Gute. Die Kameraleute um Regisseur Gerald Salmina bekommen genug Gelegenheiten, Schnittbilder zu filmen, Portraitaufnahmen zu machen und vorhandenes Material sogar bereits auszuwerten.
Mit weiteren Neuigkeiten melden wir uns bald wieder.