Seilschaftsablauf II: Standplatz und Nachstieg
Foto: Daniel Kubera / rauf-und-davon.at
von Peter Plattner
Die Kletter- und Hochtourensaison ist in vollem Gange und das bedeutet oft die eine oder andere Mehrseillängentour. Um Missverständnisse zu vermeiden, haben sich klare Seilkommandos mit dazugehörigen Abläufen bewährt, die wir euch näher bringen. Teil 2 der zweiteiligen Serie: Standplatz und Nachstieg. (Zum Teil 1: Vorbereitung und Vorstieg)
1. Standplatz – „Stand“
Aus der Perspektive des Vorsteigers:
- Der Vorsteiger sucht sich einen guten Standplatz.
- Er baut einen 100 % sicheren Standplatz (Haken/mobile Fixpunkte) und
- überlegt, wo der Nachsteiger stehen bleiben kann beziehungsweise wo (auf welche Seite) weitergeklettert wird.
- Der Vorsteiger hängt die Selbstsicherung ein und
- gibt das Seilkommando „Stand!“ – entweder durch Rufen oder Handzeichen.
Aus der Perspektive des Nachsteigers:
- Der Nachsteiger sichert konzentriert.
- Er hängt beim Seilkommando „Stand!“ die Partnersicherung aus und
- beginnt unter Umständen den Standplatz abzubauen.
2. Standplatz – „Nachkommen!“
Aus der Perspektive des Vorsteigers:
- Der Vorsteiger zieht das Seil ein und versorgt es sauber, heißt: Er achtet darauf, dass kein Seilsalat entsteht.
- Er hängt die Partnersicherung ein und
- gibt das Seilkommando „Nachkommen!“
- Er wartet bis das Seil wieder locker wird – das signalisiert ihm, dass der Nachsteiger zu klettern begonnen hat – und sichert dann konzentriert.
Aus der Perspektive des Nachsteigers:
- Der Nachsteiger hängt die Selbstsicherung beim Seilkommando „Nachkommen!“ aus und baut den Standplatz ab.
- Er wartet bis das Seil gespannt ist und beginnt zu klettern.
3. Nachstieg
Aus der Perspektive des Vorsteigers:
- Der Vorsteiger sichert konzentriert und
- versorgt das Seil sauber (auf ebene Fläche oder um den Fuß/Seil legen).
- Er unterstützt gegebenenfalls den Nachsteiger (mit Infos, Seilzug oder mental) und
- checkt den weiteren Routenverlauf.
Aus der Perspektive des Nachsteigers:
- Der Nachsteiger hängt die Zwischensicherungen aus und baut etwaig vorhandene mobile Fixpunkte ab.
4.1 Standplatz-Regie bei Wechselführung („überschlagend klettern“)
Steigt derselbe Vorsteiger auch die nächste Seillänge wieder vor, spricht man von der „Raupentechnik“, wechseln sich die Kletterer mit dem Vorstieg ab, spricht man von der „Wechselführung“ beziehungsweise vom „überschlagenden Klettern“.
Aus der Perspektive des Vorsteigers:
- Der Vorsteiger teilt dem Nachsteiger mit, wo sich dieser am besten hinstellen kann, beziehungsweise wie der weitere Routenverlauf aussieht.
- Er übergibt nunmehr sein Material an den „neuen“ Vorsteiger und wechselt unter Umständen die Partnersicherungstechnik.
- Er sichert sauber (und spornt den neuen Vorsteiger bei Bedarf an).
Aus der Perspektive des Nachsteigers:
- Der Nachsteiger stellt sich gut und sicher hin,
- übernimmt das Material des Vorsteigers und organisiert es am Gurt.
- Er sieht sich den weiteren Routenverlauf an und
- freut sich aufs Vorsteigen der kommenden Seillänge.
4.2 Standplatz-Regie bei Raupentechnik
Aus der Perspektive des Vorsteigers:
- Der Vorsteiger teilt dem Nachsteiger mit, wo sich dieser am besten hinstellen kann und wo er seine Selbstsicherung einhängen soll.
- Er hängt seine Partnersicherung aus und
- übergibt das Seil.
- Er übernimmt das Material vom Nachsteiger und organisiert es sauber am Gurt und
- prüft, ob er gesichert ist.
- Er freut sich auf die nächste Seillänge.
Aus der Perspektive des Nachsteigers:
- Der Nachsteiger hängt seine Selbstsicherung ein.
- Er übernimmt das Seil und
- übergibt das Material an den Vorsteiger.
- Er hängt sie Partnersicherung ein sichert den Vorsteiger aufmerksam.
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