Seilschaftsablauf I: Vorbereitung und Vorstieg
Foto: Daniel Kubera / rauf-und-davon.at
von Peter Plattner
Die Kletter- und Hochtourensaison ist in vollem Gange und das bedeutet oft die eine oder andere Mehrseillängentour. Um Missverständnisse zu vermeiden, haben sich klare Seilkommandos mit dazugehörigen Abläufen bewährt, die wir euch näherbringen. Teil 1 der zweiteiligen Serie: Vorbereitung und Vorstieg.
Ob Sportklettern, Plaisir oder Alpin: Einige grundlegende Dinge zum Seilschaftsablauf und den dazugehörigen Seilkommandos gilt es immer zu berücksichtigen. Eine unklare Kommunikation kann schnell zu kritischen Situationen führen, etwa wenn der Sichernde den Vorsteiger im Glauben aushängt, dass dieser bereits am Stand selbstgesichert ist.
Eingespielte Seilschaften kennen sich in- und auswendig und wissen genau, was der Kletterpartner in welcher Situation meint und macht. Bei allen anderen ist eine Absprache vorab sinnvoll. Hier sollte festgelegt werden:
- welche Seilkommandos verwendet werden und
- wer was bei welchen Kommandos tut.
Dauert diese Absprache länger als eineinhalb Minuten, sollte man fürs Erste lieber wieder zurück in den Klettergarten gehen und die Abläufe ganz in Ruhe durchspielen.
Wir gehen jetzt davon aus, dass eine Zweier-Seilschaft im Fels unterwegs ist und betrachten die Abläufe sowohl aus Perspektive des Vorsteigers als auch des Nachsteigers.
1. Vorbereitung
Aus der Perspektive des Vorsteigers:
- Der Vorsteiger legt Helm und Gurt an, richtet Schuhe und Gewand und sortiert sein Material am Gurt.
- Er seilt sich an,
- bereitet das Seil sauber vor,
- sieht sich den Routenverlauf/das Topo an und
- führt einen Selbstcheck durch: Ist soweit alles in Ordnung? Bin ich bereit?
Aus der Perspektive des Nachsteigers:
- Der Nachsteiger legt Helm und Gurt an und sortiert sein Material am Gurt.
- Er richtet einen Standplatz ein,
- seilt sich an,
- hängt eine Selbstsicherung ein und
- anschließend eine Partnersicherung.
- Er führt einen Selbstcheck durch.
Nun wird ein gegenseitiger Partnercheck durchgeführt und kontrolliert, ob alles seine Richtigkeit hat. Dabei werden Helm, Gurt, Anseilpunkt und -knoten, Partnersicherung, Standplatz und Materialien überprüft.
Hinweis: Am nächsten Standplatz ist der Vorsteiger alleine, niemand kann ihn hier kontrollieren. Wer sich ohne Partnercheck unsicher fühlt, ist für Mehrseillängentouren eher nicht geschaffen. Hier ist eigenverantwortliches Handeln gefragt!
2. Vorstieg
Aus der Perspektive des Vorsteigers:
- Der Vorsteiger beginnt zu klettern und
- hat im Blick, wo er die erste Zwischensicherung setzen kann beziehungsweise wo sich der erste Haken befindet.
Aus der Perspektive des Nachsteigers:
- Der Nachsteiger sichert konzentriert und
- achtet auf einen sauberen Seilverlauf.
3. Zwischensicherungen
Aus der Perspektive des Vorsteigers:
- Der Vorsteiger legt aus einer stabilen Position einen mobilen Fixpunkt und
- eine erste Zwischensicherung innerhalb der ersten 10 m (Stand entlasten).
- Er achtet auf einen geraden Seilverlauf (geschickte Routenwahl, lange Express-/Bandschlingen oder Dyneemareepschnüre), um eine Seilreibung tunlichst zu verhindern.
- Er hängt das Seil aus einer stabilen Position (nicht überstreckt) ein.
Aus der Perspektive des Nachsteigers:
- Der Nachsteiger gibt beim Einhängen rechtzeitig genügend Seil aus.
Teil 2
Nächste Woche erwartet euch Teil 2 der Serie und damit nähere Informationen zum Standplatz, Nachstieg und zur Standplatz-Regie.
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