Skitouren im Frühjahr: Worauf es ankommt
Im Hochgebirge liegt immer noch genügend Schnee und während einige ihre Ski bereits im Keller verstaut haben, ist das Frühjahr für viele der Höhepunkt ihrer Skitourensaison. Einige Punkte gilt es dabei allerdings zu beachten. Wir klären euch über die Besonderheiten von Skitouren im Frühjahr auf.
Inhalt
Zeitplan
Im Frühjahr muss man rechtzeitig mit dem Aufstieg beginnen, um das ideale Abfahrts- beziehungsweise Firnfenster zu erwischen. Das bedeutet: Früh aufstehen und oft noch im Dunkeln mit der Stirnlampe starten. Im Zweifelsfall ist man besser zu früh als zu spät dran.
Auf dem Gipfel eine Zeit lang abwarten und die Aussicht genießen, bis der Schnee auffirnt, ist kein Problem. Ist man allerdings zu spät dran und bricht bereits knietief ein, ist das nicht nur ein skifahrerisches Problem, sondern aufgrund von Nassschneelawinen auch eine echte Gefahr.
Umdrehen
Egal ob man nun zu spät aufgebrochen ist, die Nacht doch nicht so klar war oder es wärmer als erwartet ist – jeder hat auf Frühjahrstouren schon die Erfahrung gemacht, vor dem Erreichen des geplanten Zieles umdrehen zu müssen, weil die Verhältnisse ganz einfach nicht passen.
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„Rechtzeitig umdrehen“ lautet daher die Devise. Nicht warten, bis es gefährlich wird, sondern die Tour dann abbrechen, wenn man noch sicher zum Ausgangspunkt zurückkehren kann, ohne im durchfeuchteten Schnee abfahren zu müssen oder an exponierten Stellen von Nassschneelawinen bedroht zu werden.
Hüttenzustiege / -abstiege
Viele klassische Stützpunkte für Frühjahrsskitouren sind nur durch lange, enge Täler oder mittels Hangquerungen erreichbar, die mit steigender Erwärmung von Nassschneelawinen bedroht sind.
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Am Freitagmittag nach der Arbeit anreisen und am Nachmittag noch schnell auf die Hütte aufsteigen funktioniert dann ebenso wenig, wie nach Ende der Tour nachmittags noch ins Tal abzufahren. Das muss bei der Planung berücksichtigt werden und es empfiehlt sich, beim Hüttenwirt nachzufragen, wie er die aktuelle Situation beurteilt (bzw. welche Unterkunft im Tal er für einen frühen Aufstieg empfehlen kann).
Harsch- und Steigeisen
Nicht nur zu nasser Schnee, auch hart gefrorener Firn kann im Aufstieg (und auch in der Abfahrt) zum Problem werden. Nämlich dann, wenn man keine Harscheisen dabei hat und mit den Fellen keinen sicheren Halt im hart gefrorenen Firn findet. Aufgrund der lawinentechnisch oft stabilen Firnsituation wählt man im Frühjahr gerne steilere Anstiege und Abfahrten aus, bei denen ein Ausrutscher aber oft fatale Folgen haben kann.
Auch wenn kein Felsabbruch oder Ähnliches am Hangfuß wartet, über den man abstürzen kann – wer einen gefrorenen Firnhang hinunterrutscht, wird sich ziemlich sicher üble Abschürfungen zuziehen. Handschuhe und bedeckte Unterarme auch während des Aufstiegs sind deshalb immer eine gute Idee. Ab einer gewissen Steilheit und in engeren Rinnen ist es oft sinnvoller, in gerader Linie direkt mit Steigeisen an den Füßen und den Skiern am Rucksack aufzusteigen – dass man dann für die Abfahrt ein entsprechend sicherer und guter Skifahrer sein muss, versteht sich von selbst.
Winterverhältnisse
Aufgepasst: Nur weil im Tal bereits alles blüht, bedeutet das nicht, dass im Hochgebirge nicht noch tiefwinterliche Verhältnisse herrschen können. Wenn es in tiefen Lagen regnet, bedeutet das auf den Bergen oft noch erheblichen Schneefall: tiefe Temperaturen, stürmische Winde, schlechte Sichtverhältnisse und vor allem ein Anstieg der Lawinengefahr durch Neu- und/oder Triebschneeprobleme. Vor allem auf mehrtägigen Durchquerungen sind das entsprechende Wissen und Können sowie eine adäquate Ausrüstung absolute Grundvoraussetzungen.
Gletscher & Grate
Gleiches gilt in noch stärkerem Maß für Skihochtouren, also wenn man sich im vergletscherten Gelände bewegt und einen Felsgrat zum Gipfel begehen muss. Hier könnt ihr nachlesen, wie man einen Gletscher mit Skiern richtig begeht und welche Ausrüstung man benötigt.
Skihochtouren, eventuell sogar im Rahmen einer mehrtägigen Durchquerung von Hütte zu Hütte, verlangen ein umfassendes skialpinistisches Können und zählen nicht umsonst zur Königsdisziplin im Bergsport.
Nicht zu vergessen: Da dabei oft die Viertausend-Meter-Grenze erreicht wird, gilt es auch, das Höhenproblem bzw. eine gute Akklimatisierung zu berücksichtigen – also mehr Zeit einzuplanen und aus dem Wochenende eventuell eine ganze Woche zu machen.
Mit der entsprechenden Ausbildung oder einem Bergführer / einer Bergführerin an seiner Seite lässt sich das alles aber entsprechend berücksichtigen und unvergesslichen Frühjahrstouren steht nichts mehr im Weg.