Technik in den Alpen: Technik und Landschaft
Die Besiedlung und Nutzung der Alpen hat den Natur- und Lebensraum stark verändert. Der heutige Stand der Technik ermöglicht Veränderungen in so großem Maßstab, dass die Umgestaltung sowohl ästhetische als auch ökologische Auswirkungen hat. Wir stellen euch ein letztes Kapitel aus dem Buch „Technik in den Alpen“ (Folio Verlag) rund um das Thema Technik und Landschaft vor.
Landschaft ist ein geografischer Raum, dessen Wahrnehmung sich im Laufe der Zeit und je nach kulturellem Hintergrund ändern kann. Das Bild, das wir von Landschaft haben, ist von Vorstellungen und Wünschen geprägt. Das heißt zum Beispiel: So real die Veränderungen der Landschaft durch technische Neuerungen auch sein mögen, die Bewertung dieser Eingriffe findet in unseren Köpfen statt.
Damals und Heute
Die Begeisterung für die Natur wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem starken Lebensgefühl. Mit dem Erstarken des Alpinismus' kamen schließlich die ersten Bergsteiger in die Alpen – und die wollten diese einmalige Naturlandschaft nicht nur betrachten und malen, sondern erwandern und erobern.
Naturlandschaft
Von einem ästhetischen Standpunkt aus betrachtet erscheinen die Alpen als besondere Naturlandschaft. Tatsächlich aber sind sie schon lange keine Naturlandschaft mehr, sondern eine von der Technik in hohem Maß geprägte Landschaft. Die Täler sind bis in die Felsregion hinauf vom Menschen bewirtschaftet und gestaltet.
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Kulturlandschaft
Die Naturlandschaft in den Tälern ist längst verschwunden und zu einer von Mensch und Technik gestalteten Kulturlandschaft geworden, die sich ständig wandelt. In der Vergangenheit haben die bäuerliche Siedlungsform und Wirtschaftsweise die Kulturlandschaft bestimmt. Heute sind die Täler gut ausgebaut, erreichbar, gesichert und genutzt – und damit einer komplexen Wirtschaftsstruktur unterworfen.
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Stolz auf Technik
Das 19. Jahrhundert war das heroische Zeitalter der Technik. Sie hat im Ingenieurbau, im Maschinenbau und in der Elektrotechnik nie Dagewesenes geleistet. Der Bau des Gotthardtunnels etwa wurde 1881 wie ein Weltwunder gefeiert. Dementsprechend wurden die landschaftlichen Eingriffe durch die Technik als gut und schön empfunden.
Im 20. Jahrhundert trugen große technische Bauwerke auch wesentlich zum Nationalstolz der Alpenstaaten bei. Die Staumauer und das Kraftwerk von Kaprun beispielsweise wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zum Sinnbild für die Leistungsfähigkeit des neuen Österreich stilisiert.
Was daraus folgte ist bekannt: Die Entwicklung des Massentourismus – und damit auch die Reduktion der Alpen auf die Kulisse einer Ferienlandschaft.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wich die Technikgläubigkeit zunehmend einer Skepsis der Technik gegenüber. Ein neues ökologisches Bewusstsein stellt die Gefahren für Mensch und Umwelt in den Vordergrund. Es entsteht ein Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Der Bau der ersten Stauseen beispielsweise hat in einigen Alpentälern ganze bäuerliche Kulturlandschaften und Dörfer im Wasser versinken lassen.
Mit dem Aufkommen des Wintertourismus ist ein dichtes Netz von Seilbahnen und Skipisten entstanden. Diese touristischen Infrastrukturen wurden in einem landschaftlich und ökologisch besonders sensiblen Bereich unterhalb und oberhalb der Waldgrenze angelegt. Heute fordert die Tourismuswirtschaft Liftanbindungen und Zusammenschlüsse von Skigebieten zu Skischaukeln und Funparks. Durch den Klimawandel ist jedoch keine Schneesicherheit mehr gegeben. Die dadurch erforderlichen Beschneiungsanlagen und Kunstschneepisten bilden eine weitere Belastung für Landschaft und Umwelt.
Auf Crashkurs mit Natur- und Landschaftsschutz geht auch die Erschließung der hochalpinen Landschaft für den Massentourismus. Gletscher sind nicht nur durch die Gletscherschmelze bedroht, sondern auch durch Skifahrer, die bei Schneemangel auf höhere Gletscher-Skigebiete ausweichen.
Tipp
Viele weitere Informationen rund um das Thema findet ihr im Buch „Technik in den Alpen“ von Elfi Fritsche, Johanna Putzer und Josef Putzer, erschienen 2016 im Folio Verlag.